Mit Zlatko Junuzovic hat ein österreichischer Führungsspieler den SV Werder Bremen verlassen, mit Martin Harnik ist dafür ein anderer gekommen.
Mit Florian Kainz möchte wiederum ein weiterer ÖFB-Legionär bei den Hanseaten zu selbigem reifen.
"Das muss ein Ziel von mir sein. Ich werde im Oktober 26, das ist ein super Fußballer-Alter. Es ist auf jeden Fall ein Ziel von mir, in den nächsten Jahren zu einem Führungsspieler zu reifen", erklärt der Steirer am Rande des ÖFB-Camps in Bad Waltersdorf.
Ein Wechsel war nie ein Thema
Bedenkt man die schwierige Anfangsphase des früheren Sturm- und Rapid-Kickers in Bremen, hat er eine bemerkenswerte Entwicklung hingelegt. In der vergangenen Saison stand er in 30 von 34 Liga-Spielen auf dem Feld und konnte je drei Tore und Assists vorweisen.
"Vor allem das erste halbe Jahr war schwer, aber ich habe mich durchgebissen. Es war für mich nie eine Option, dass ich wechsle, sondern ich wollte bleiben, da ich mich im Verein sehr wohl fühle. Letzte Saison habe ich viel gespielt und jetzt will ich wieder viel spielen, noch mehr Tore und Assists machen, mit der Mannschaft einfach erfolgreich sein", betont Kainz.
"Guter Spieler, super Typ! Für die Mannschaft ist er extrem wichtig, bringt viel Erfahrung mit. Man kann immer Spaß mit ihm haben. Ich bin froh, dass er bei uns ist"
Der Kampf um die Einsatzzeit ist nicht gerade leichter geworden. So gesehen fühlt sich der 25-Jährige an seine Situation beim ÖFB-Team erinnert, wo es auf dem Flügel ebenfalls diverse Optionen gibt:
"Es ist bei Werder eine ähnliche Situation wie hier. Die ersten zwei Spiele im Pokal und in der Liga habe ich von Beginn an gespielt, die letzte Partie habe ich gar nicht gespielt. Wir haben ebenfalls sehr viele Spieler, die auf den Außenpositionen spielen können. Wenn ich spiele, schaue ich einfach, dass ich da bin, Gas gebe und versuche mich festzusetzen."
Harnik ein super Typ, Friedl muss warten
Einer der Spieler, die auf dem Flügel zum Einsatz kommen können, ist Harnik. Kainz freut sich trotz der Konkurrenzsituation, dass der Landsmann wieder in Bremen angeheuert hat: "Guter Spieler, super Typ! Für die Mannschaft ist er extrem wichtig, bringt viel Erfahrung mit. Man kann immer Spaß mit ihm haben. Ich bin froh, dass er bei uns ist."
Bayern-Leihgabe Marco Friedl komplettiert das ÖFB-Trio bei Werder. Nachdem er gegen Ende der vergangenen Spielzeit regelmäßig zum Einsatz gekommen ist, drückt der Youngster derzeit die Ersatzbank.
"Im Training ist er gut, sehr motiviert, aber bis jetzt hat er in dieser Saison noch nicht gespielt. Ich denke, dass die Situation für ihn nicht einfach ist, aber er ist noch ein junger Spieler, der sehr viel Qualität mitbringt. Er wird auf jeden Fall zu seinen Einsatzzeiten kommen", glaubt Kainz, der zum Abschied von Junuzovic in Richtung Salzburg meint:
"Ich habe mich mit Zladdi auch außerhalb des Platzes sehr gut verstanden. Ich finde es schade, dass er nicht mehr bei uns ist, sehe es aber im Fußball so, dass Spieler kommen und gehen. Er hat sich für den Weg entschieden, dass er zurück nach Österreich will, dementsprechend haben wir andere Spieler geholt."
Respekt vor Pizarro
Zum Beispiel die lebende Vereins-Legende Claudio Pizarro. Der Stürmer feiert Anfang Oktober seinen 40. Geburtstag. Laut Kainz merkt man dem Peruaner das für Fußballer schon sehr, sehr fortgeschrittene Alter jedoch nicht an - von seinem Standing ganz zu schweigen:
"Es ist echt bewundernswert, dass er in seinem Alter noch so gut drauf ist. Ich glaube, er hat noch keine Trainingseinheit ausgelassen. Er hat einfach die Qualität und Erfahrung, dass er uns weiterhelfen kann"
"Man merkt im ganzen Verein, was es bei den Fans ausgelöst hat, als 'Pizza' gekommen ist - egal ob das bei der Spielerpräsentation war, bei den Freundschaftsspielen oder bei den Pflichtspielen. Bislang ist er ja bei allen Pflichtspielen reingekommen. Es ist echt bewundernswert, dass er in seinem Alter noch so gut drauf ist. Ich glaube, er hat noch keine Trainingseinheit ausgelassen. Er hat einfach die Qualität und Erfahrung, dass er uns weiterhelfen kann."
Wobei das mit Alter so eine Sache ist. Männer um die 40 werden ungerne an ihr Alter erinnert, da dürfte Pizarro keine Ausnahme darstellen: "Ich glaube, dass es ihn vielleicht schon langsam nerven könnte, dass ihn jeder immer nur aufs Alter anspricht."
Ob alt oder jung: Alle Kadermitglieder streben an, dass es mit dem SV Werder tabellarisch wieder aufwärts geht. Unter Trainer Florian Kohlfeldt habe sich der Verein stabilisiert und vor allem wieder zur Heimmacht entwickelt. In dieser Saison soll der nächste Schritt gelingen:
"Wir haben als Verein das Ziel Europapokal ausgegeben, und ich glaube, das ist zwar schwer, aber realistisch. Wir haben uns gut verstärkt, haben einen guten Kader, sind mit vier Punkten gestartet und im Pokal weitergekommen. Wir müssen schauen, dass wir das fortsetzen und bis zum Winter viele Punkte holen, damit wir im Frühjahr angreifen können."
Kampf um Einsatzzeit im ÖFB-Team
Wieder neu angreifen muss Kainz auch im Nationalteam. Nach regelmäßigen Einsazzeiten zu Beginn der Teamchef-Ära von Franco Foda hat er zuletzt an Terrain verloren.
Gegen Schweden und Brasilien drückte er 90 Minuten lang die Bank, gegen Deutschland kam er nur zwei Minuten lang zum Zug. Möglich, dass ihn der eher blasse Startelf-Auftritt gegen Russland zurückgeworfen hat, während andere Spieler beim letzten Lehrgang Pluspunkte gesammelt haben.
"Wir haben auf der Außenbahn sehr viel Konkurrenz. Ich versuche einfach, wenn ich spiele, dass ich alles reinhaue und mich auch schon im Training empfehle, damit der Teamchef weiß, dass er auf mich setzen kann. Alles andere kann ich nicht beeinflussen", erklärt der Blondschopf.
Auf jeden Fall zeigt auch dieses Beispiel, dass man voll da sein muss, egal ob man von Anfang an spielt oder reinkommt:
"Das ist so, weil gerade im Nationalteam der Konkurrenzkampf extrem groß ist. Man sieht jetzt auch wieder, dass gegen Schweden viele Spieler aus der deutschen Bundesliga auf der Ersatzbank gesessen sind, von denen viele den Anspruch haben, dass sie von Anfang an spielen. Aber es ist auch gut, dass wir so einen starken Kader haben, da wir somit in der Breite gut aufgestellt sind."