Wenn Österreich den fußballerischen Erzrivalen Deutschland besiegt, sind der Euphorie schnell einmal keine Grenzen gesetzt.
Die Euphorie der Fans möchte ÖFB-Teamchef Franco Foda auch gar nicht bremsen. Intern plädiert er indes für den richtigen Umgang mit dem 2:1-Erfolg in Klagenfurt.
"An einem Tag ist im Fußball immer alles möglich, aber wir sollten jetzt natürlich auch nicht durchdrehen. Wir sollten schon auch realistisch bleiben. Es ist ein schöner Moment für uns alle, für die Fans, für die Spieler. Dieser Sieg gibt den Spielern natürlich auch Vertrauen, dass sie wissen, dass gegen eine Topmannschaft an einem Tag alles möglich ist, wenn man an die Grenzen geht, wenig Fehler macht, als Mannschaft agiert und als Mannschaft kompakt steht", erklärt der Deutsche nach dem Sieg gegen sein Heimatland.
"Aber", so die Warnung Fodas: "Fußball ist schnelllebig! Bodenständig bleiben! Demütig bleiben!"
VIDEO-Highlights: Erlebe die Emotionen des Siegs noch einmal!
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Foda: "Team vor Ego!"
"Dass die Fans euphorisch sind, ist ja in Ordnung, das ist gut, und dass man träumen kann, ist supergut. Wichtig ist jedoch, dass das Trainerteam kühlen Kopf behält und auch die Spieler wissen, dass man sich im Fußball immer wieder neu beweisen muss", will Foda keine Bequemlichkeit durch Selbstzufriedenheit aufkommen lassen, "aber da habe ich keine Bedenken, die Jungs sind super in Ordnung und klar im Kopf."
Im selben Atemzug streicht der 52-Jährige die Arbeit seines Betreuerteams hervor, das gerade bei den angeschlagenen Stars David Alaba und Marko Arnautovic im Vorfeld der Partie tolle Arbeit geleistet hätte.
"Nur so geht's", betont Foda und weist auch auf den Team-Gedanken auf dem Feld hin: "Das Wichtigste ist: Team vor Ego! Das heißt, die Mannschaft steht über allem. Aber du brauchst natürich auch Kreativität, die Spieler sollen ihre Qualitäten ausleben. Das habe wir zweite Halbzeit auch gemacht. Sie waren frech, haben sich etwas zugetraut."
Foda musste in der Pause die "Handbremse" lösen
In der ersten Halbzeit sei man im Spiel gegen den Ball etwas zu passiv gewesen, habe nicht gut durchgedeckt, nicht nach vorne verteidigt: "Da waren wir immer so ein bisschen mit der Handbremse unterwegs."
"Die zweite Halbzeit war unglaublich. Was die Jungs läuferisch, spielerisch und taktisch gemacht haben, war Wahnsinn!"
Erst nach dem Seitenwechsel sei seine Mannschaft "extrem mutig" aufgetreten und habe sich den Sieg auch verdient. Dem ging eine Pausenansprache Fodas voraus:
"Ich habe nur gesagt, dass vor allem Peter Zulj und Alessandro Schöpf sich mehr in den Zwischenräumen bewegen müssen, damit wir im Mittelfeld Überzahlsituationen herstellen. Das haben wir dann im Ballbesitz besser gemacht. Und vor allen Dingen gegen den Ball, dass wir aggressiver nachschieben, nachrücken und dann halt hinten auch mal in Eins-gegen-Eins-Situationen sind. Die erste Halbzeit war okay, aber ich habe gewusst, dass wir es besser machen können."
Dass vor der Pause nicht alles funktioniert hat, sei jedoch normal - gerade bei einem 0:1-Rückstand gegen die DFB-Elf, die den Ball super laufen lassen könne: "Aber die zweite Halbzeit war unglaublich. Was die Jungs läuferisch, spielerisch und taktisch gemacht haben, war Wahnsinn!"
Neue Rekorde für Foda nur "Nebengeräusche"
Der Erfolg gegen Deutschland ist der fünfte Sieg im fünften Spiel unter Foda, was die Einstellung des bisherigen Startrekords in eine Teamchef-Ära aus dem Jahr 1982 von Georg Schmidt und Felix Latzke bedeutet.
Insgesamt ist es der siebente Sieg in Serie für das Nationalteam, womit ebenfalls ein ÖFB-Rekord egalisiert wurde. Eine solche Serie legte das ÖFB-Team bislang erst einmal hin, und zwar in den Jahren 1933 und 1934.
Zudem war es der erste Sieg gegen Deutschland seit 32 Jahren. Alles Fakten, die Foda nur am Rande interessieren: "Das sind schöne Nebengeräusche, aber für mich zweitrangig. Für mich war einfach wichtig, wie sich die Mannschaft in der zweiten Halbzeit präsentiert hat, mit welcher Leidenschaft und Begeisterung sie gespielt hat."
Der Teamchef gibt seinen Spielern nun drei Tage frei. Am Mittwoch startet in Bad Tatzmannsdorf die Vorbereitung auf den nächsten Schlager gegen Brasilien. "Auch in Wien wollen wir uns in einem vollen Stadion noch mal von der besten Seite präsentieren", betont Foda.
PODCAST: DIE "PIEFKE-SAGER"
Rivalität? Vorurteile? Sprache? Was denken prominente Deutsche in Fußball-Österreich wirklich über den heimischen Fußball beziehungsweise das Land Österreich und seine (liebevollen) Eigenheiten? Wir haben in der 11. Ausgabe von LAOLA1 on Air - der Sport-Podcast bei Teamchef Franco Foda, Salzburg-Goalie Alexander Walke und dem zurückgetretenen Sturm-Kapitän Christian Schulz nachgefragt: