Die Debatte rund um das Nationalstadion begleitet das ÖFB-Team schon durch den ganzen Lehrgang, am Donnerstag hat sich auch Teamchef Franco Foda eingeschaltet.
Und zwar mit einem Weckruf in Sachen Infrastruktur.
"In Sachen Infrastruktur haben wir extremen Nachholbedarf. Ich denke, da müssen wir schleunigst handeln", fordert der Deutsche.
Foda bezieht dies nicht nur auf die Diskussion über ein neues Stadion, sondern er moniert auch die Bedingungen in Sachen Training - ein eigenes Trainingszentrum ist weit und breit nicht in Sicht.
"Es wäre generell, nicht nur für das A-Nationalteam, wichtig, dass wir einmal ein eigenes Stadion haben, in dem wir dann auch regelmäßig spielen können. Das Stadion in Wien hat etwas Aufholbedarf. Jetzt gilt es nicht nur, einen Ort für das Stadion zu wählen, sondern es geht auch um die Infrastruktur und die Trainingsplätze! In Verbindung mit den Nachwuchsmannschaften muss man die entsprechenden Trainingsmöglichkeiten bieten."
Mazedonien und das Trainingszentrum
ÖFB-Camps gleichen einem "Wanderzirkus", sie finden oftmals abseits von Wien statt. Dass die Trainingsplätze rund um das Happel-Stadion nicht immer optimale Bedingungen zur Vorbereitung bieten, ist kein Geheimnis - in den vergangenen Jahren musste man deshalb bisweilen mit Trainings in die Südstadt ausweichen.
Neben dem Stadion ist auch ein Trainingszentrum unter den ÖFB-Kickern durchaus ein Thema. Anlässlich seines zehnjährigen Nationalteam-Jubiläums meinte Aleksandar Dragovic bereits im Juni nach dem Sieg in Nordmazedonien sarkastisch:
"Es sind schon zehn Jahre und es ist nichts weitergegangen mit dem neuen Stadion. Sogar Mazedonien hat ein Trainingszentrum."
Ein Gedanke, den sein Leverkusen-Kollege Julian Baumgartlinger aufgreift: "'Drago' hat es beim letzten Lehrgang angesprochen. Ich war dort nicht dabei, aber Mazedonien hat es hinbekommen, ein Trainingszentrum auf die Beine zu stellen, und wir wissen noch nicht einmal, wo das stattfinden sollte oder es einmal angedacht werden könnte. Das ist natürlich schade."
Ein Nationalstadion zu Baumgartlingers Lebzeiten?
Das EM-Qualifikations-Spiel gegen Lettland findet in Salzburg statt, das Juni-Heimspiel gegen Slowenien ging in Klagenfurt über die Bühne. Erst für die beiden verbleibenden Quali-Heimspiele gegen Israel und Nordmazedonien übersiedelt das ÖFB-Team wieder zurück nach Wien ins Happel-Stadion.
"Gerade um mit anderen Nationen mithalten zu können und auch der Entwicklung der Mannschaft zuliebe, wäre es natürlich gut, irgendwann einmal Konstanz in dieses Thema reinzubringen."
"In der aktuellen Situation macht es keinen Unterschied, weil wir es nicht anders kennen", betont Baumgartlinger, "seit ich beim Team bin, gibt es keinen fixen Spielort. Emotional und historisch gesehen haben wir vielleicht mit dem Ernst-Happel-Stadion ein Zentrum, vor allem von den Erfolgen in den letzen Jahren her ist es schon ein Lieblingsspielort. Aber gerade um mit anderen Nationen mithalten zu können und auch der Entwicklung der Mannschaft zuliebe, wäre es natürlich gut, irgendwann einmal Konstanz in dieses Thema reinzubringen."
Nachsatz: "Ob ich das zu Spieler- und Lebzeiten noch mitbekommen werde, weiß ich nicht."
Der ÖFB-Kapitän, dessen Länderspiel-Debüt (September 2009 gegen Rumänien) sich bei diesem Lehrgang zum zehnten Mal jährt, verneint, dass bei dieser Aussage Enttäuschung über mangelnde Rückendeckung der Politik mitschwingt.
"Aber es ist absolut ein Thema, das uns beschäftigt", bekräftigt der 31-Jährige, "ich glaube, bei uns könnten Sport und Politik schon mehr Hand in Hand zusammenarbeiten. Ich muss ehrlich sagen, ich habe zu wenig Einblick und weiß natürlich, welchen Aufwand es bedarf, das anzuschieben. Aber natürlich wäre es wünschenswert - und wir sehen ja, wie es funktionieren kann. Deswegen hoffen wir, dass es auch irgendwann funktioniert."
Sabitzer: "In anderen Ländern ist es auch möglich"
Da die Stadt Wien einen Neubau ablehnt, rücken nun mögliche Standorte in Niederösterreich oder im Burgenland in den Fokus. So dachte man zuletzt in Bruck an der Leitha laut über diese Möglichkeit nach.
"Das ist ja nicht erst seit ein, zwei Monaten ein Thema, sondern schon seit ein paar Jahren, und es ist bis heute nichts passiert. Daher ist es schwer zu beantworten, ob durch unsere Worte irgendetwas passieren würde."
"Ich kann einmal die Bürgermeisterin von Sirnitz fragen, ob wir in meinem Heimatort ein Nationalstadion machen", grinst der Kärntner Martin Hinteregger, der sich darüberhinaus nicht an der Debatte beteiligen will.
Marcel Sabitzer berührt dieses Thema indes umso mehr, auch wenn er sich ein wenig auf die Zunge beißen muss: "Ich denke mir lieber meinen Teil, sonst hagelt es wahrscheinlich wieder Kritik. Aber das ist jetzt schon seit Jahren ein leidiges Thema und es ist nie etwas zustande gekommen. In anderen Ländern siehst du, dass etwas möglich ist. Nur bei uns irgendwie nicht. Das ist auf jeden Fall zu hinterfragen."
Wie es für ihn klingen würde, in Niederösterreich oder im Burgenland Heimspiele zu bestreiten? "Wichtig wäre, dass es ein Nationalstadion gibt. Wo es stehen wird, darüber werden sich die Herren austauschen. Wir würden uns freuen, wenn es zustande kommt. Das liegt jedoch nicht in unserer Hand."
Ob öffentlicher Druck, auch von Seiten der Spieler, nicht helfen könnte? "Schwer zu sagen. Das ist ja nicht erst seit ein, zwei Monaten ein Thema, sondern schon seit ein paar Jahren, und es ist bis heute nichts passiert. Daher ist es schwer zu beantworten, ob durch unsere Worte irgendetwas passieren würde."
Alaba hofft auf Stadion in der Hauptstadt
Ob dann etwas passieren würde, sei tatsächlich dahingestellt. Aber David Alabas Worte im Hinblick auf Wien wären zumindestens überlegenswert:
"Ein modernes Stadion wäre natürlich unglaublich. Ich denke, dass wir uns als Mannschaft gemeinsam mit dem Land weiterentwickelt haben und Österreich mittlerweile wirklich ein Fußballland ist. Da wäre es natürlich sehr schön, wenn wir ein Stadion bekämen. Natürlich wäre es auch schön, wenn wir es in unserer Hauptstadt haben könnten."