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Franco Foda: Nicht in Populismus verfallen!

Das erste große Tief des ÖFB-Teamchefs. So will er wieder rauskommen:

Franco Foda: Nicht in Populismus verfallen! Foto: © GEPA

In seinen bisherigen eineinhalb Jahren als ÖFB-Teamchef war Franco Foda maximal mit dem einen oder anderen Lüfterl an Gegenwind konfrontiert.

Nach dem völlig verpatzten Auftakt Österreichs in die EM-Qualifikation ist er in seinem ersten richtigen Tief angelangt.

Vielleicht ist es eine Vorahnung, was in der Öffentlichkeit auf ihn zukommen wird. Vielleicht auch eine Reaktion auf die aufsehenerregende Forderung von ÖFB-Präsident Leo Windtner nach Konsequenzen: Aber noch am Rückweg aus Israel warnte Foda im Gespräch mit den mitreisenden Medienvertretern mehrmals proaktiv, dass man nun nicht in Populismus verfallen dürfe.

Darauf angesprochen, wie groß diese Gefahr in solch einer negativen Phase sei, meint er: "Natürlich kriegen wir Kritik aus den Medien. Das ist doch normal, das ist das Fußball-Business. Trotzdem muss man die Ruhe bewahren und das werde ich tun. Wir werden alles in Ruhe besprechen und dann natürlich auch Veränderungen vornehmen."

Große Veränderungen? Kleine Veränderungen?

Wie genau diese Veränderungen aussehen werden, ist die spannende Frage bis zum nächsten Lehrgang.

Große Veränderungen? Kleine Veränderungen? Personelle Veränderungen? Gar das mancherorts geforderte Köpferollen? Oder schlichtweg "nur" Veränderungen an den Abläufen? Oder Veränderungen an der taktischen oder spielphilosophischen Herangehensweise?

Klar habe er Ideen, meint Foda: "Aber es macht jetzt keinen Sinn, in der Öffentlichkeit über diese Ideen zu reden. Gerade nach so einem Spiel ist es wichtig, und ich bin ja jetzt auch schon ein paar Jahre im Geschäft, dass man es in Ruhe bespricht, nicht in Populismus verfällt, sondern es einfach klar analysiert."

Foda übernimmt die Verantwortung

Gerade nach diesem durchaus besorgniserregenden 2:4 in Haifa gibt es einiges zu analysieren. Genau wie der Teamchef nach Erfolgen stets versuchte, nicht zu euphorisch zu wirken, versucht er nun demonstrativ Ruhe auszustrahlen. Ob und wie lange dies in der aktuell von vielen Emotionen getriebenen Debatte möglich ist, wird sich weisen.

"Ich bin jemand, der immer für alles die Verantwortung übernimmt. Das mache ich auch jetzt. Ich schiebe keine Verantwortung woanders hin - weder zu den Spielern, noch ins Umfeld."

Foda möchte sich jedenfalls in den kommenden Tagen gemeinsam mit seinem Trainerteam der Analyse auf sportlicher Ebene widmen: "Nach so einem Spiel kann man natürlich nicht zur Tagesordnung übergehen, sondern muss schon auch Dinge hinterfragen. Das werden wir tun und dann auch die richtigen Maßnahmen treffen - aber alles in Ruhe und ohne Populismus, so wie es sich gehört."

Während Windtner generell Konsequenzen fordert, schließt es der ÖFB-Boss aus, dass der Stuhl des Teamchefs wackelt. Foda wiederum lehnt es ab, sich öffentlich über die Nationalteam-Job-Sicherheit von Spielern oder Mitarbeitern Gedanken zu machen und zieht den Druck auf sich:

"Ich bin jemand, der immer für alles die Verantwortung übernimmt. Das mache ich auch jetzt. Ich schiebe keine Verantwortung woanders hin - weder zu den Spielern, noch ins Umfeld. Denn ich glaube, das Umfeld hat in den letzten Monaten viel dazu beigetragen, dass es für das Team absolut positiv ist. Es gilt jetzt, sportlich alles aufzuarbeiten, alles was drumherum bei uns passiert und das gilt es richtig zu analysieren und einzuordnen."

Neues Gesicht der Mannschaft kennengelernt

Niederlagen sollen im Fußball vorkommen. Das Verstörende an der Pleite in Israel war vor allem das Wie. Egal ob man die Mentalität moniert oder fehlende Leidenschaft - es ist schon länger her, dass das österreichische Nationalteam bei ungünstigem Spielverlauf so hilflos auseinanderbrach. Dieser Rückfall in überwunden geglaubte Schlendrian-Muster ist es, der Sorgen bereiten sollte.

Foda musste zugeben, dass er im Sammy Ofer Stadion ein Gesicht seiner Mannschaft kennenlernte, das er so noch nicht kannte: "Ich bin jetzt seit eineinhalb Jahren hier und muss sagen, dass die Basics wie Einstellung und Leidenschaft immer gestimmt haben. Deswegen war es gestern etwas Außergewöhnliches. Das habe ich so bei meinen Spielern noch nicht gesehen wie nach dem 1:0. Das gilt es jetzt intern zu besprechen und zu überlegen, was man in Zukunft besser machen kann."

Der 52-Jährige spricht nicht von ungefähr die Phase nach dem Führungstreffer an. Denn mehr noch als der Umgang mit den Rückschlägen durch die Gegentreffer ärgert ihn offenkundig, dass man nicht früher mit mehr Nachdruck alles klarmachte:

"Das Problem, das mich gestört hat, war nach dem 1:0. Ich weiß nicht, ob es zu locker war - aber deswegen habe ich das mit der Mentalität gesagt. Denn wenn du so gut im Spiel bist und alle Trümpfe in der Hand hast, musst du mit dem gleichen Engagement und mit der gleichen Leistung weiterspielen. Denn der Gegner hatte bis dahin keine Möglichkeiten, wir waren defensiv stabil, haben das Spiel nach vorne entwickelt. Das habe ich mit Mentalität gemeint: Dass du klar bleibst im Spiel."

"Hätten vier Punkte machen m-ü-s-s-e-n"

Inwiefern er sich bei der Thematik der fehlenden Mentalität den Vorwurf gefallen lässt oder sich selbst hinterfragt, ob er die Mannschaft wirklich erreicht?

"Ja, aber dann hätte die Manschaft doch gegen Polen nicht so gespielt oder jetzt in Israel in der ersten Halbzeit. Aber ich hinterfrage mich immer, und ich habe bereits gesagt, dass ich die Verantwortung übernehme."

Die Verantwortung für null Punkte aus den ersten beiden Spielen, weshalb das ÖFB-Team in den verbleibenden acht Qualifikations-Matches zu einer Aufholjagd gezwungen ist. Oder wie Windtner es ausdrückte: Man steht mit dem Rücken zur Betonwand.

"Das haben wir uns natürlich nicht so vorgestellt. Die Kritik ist auch berechtigt. Aber wenn man es auf die beiden Spiele bezieht, hätten wir ja eigentlich vier Punkte machen müssen - m-ü-s-s-e-n", unterstreicht Foda vehement, "alleine wenn man die Torchancen in der ersten Halbzeit hernimmt, über weite Strecken waren wir die klar bessere Mannschaft, haben 1:0 geführt, es aber verabsäumt das 2:0 zu machen. Du kannst ja auch ein Gegentor bekommen, überhaupt kein Problem. Nach dem 1:1 hatten wir innerhalb von fünf Minuten drei oder vier Sitzer, um das 2:1 zu machen. Aber dann darfst du kurz vor der Pause nicht dieses 1:2 bekommen."

Die Pflicht eines jeden Nationalspielers

Fakt ist: Auf die nächste Kaderbekanntgabe darf man sehr gespannt sein. Dass das Aufgebot anders als diesmal aussehen wird, führt der Teamchef alleine schon auf die erhoffte Rückkehr diesmal verletzter Akteure wie Guido Burgstaller, Michael Gregoritsch, Hannes Wolf oder Philipp Lienhart zurück. Auch David Alaba, der in Haifa passen musste, wird - sofern fit - natürlich wieder dabei sein.

Diese Ausfälle entlassen für Foda jedoch jene Spieler, die dem Kader angehören, nicht aus der Pflicht: "Die Spieler, die da sind, haben für mich die Möglichkeit, für das Nationalteam zu spielen, und da muss ich einfach alles geben. Jeder muss in seinem Bereich alles geben, was er kann - so wie es die Israelis in den letzten 20 Minuten gemacht haben, als sie ihre Führung mit Haut und Haaren verteidigt haben."

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