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Onisiwo: Eine Heldentat und unfreundliche Postings

Der ÖFB-Teamspieler half, Dortmund die Meister-Party zu vermiesen und erntete nicht nur freundliche Reaktionen. Dafür erfüllte er sich ein persönliches Ziel.

Onisiwo: Eine Heldentat und unfreundliche Postings Foto: © getty

Man kennt es: Schon im Moment des Versprechers merkt man, dass die Wortwahl vielleicht nicht die inhaltlich gänzlich zutreffende ist.

In diese Kategorie ist wohl auch folgender Gedanke von Karim Onisiwo einzuordnen:

"Wir haben ihnen ein bisschen... Okay, was heißt 'ein bisschen'? Wir haben ihnen die Party komplett vermiest."

Was gemeint ist, ist nicht schwer zu erraten. Der ÖFB-Teamspieler zerstörte mit Mainz 05 am letzten Spieltag der deutschen Bundesliga den großen Meister-Traum von Borussia Dortmund.

Ein zusätzlicher Reiz

Dem BVB hätte ein Heimsieg zum Titel gereicht, es wurde ein 2:2, den zweiten Mainzer Treffer erzielte Onisiwo - ein Tor, das letztlich den Unterschied ausmachte und quasi Fußball-Geschichte schrieb.

Man darf davon ausgehen, dass dieser Treffer noch in vielen Jahren immer und immer wieder gezeigt wird, wenn es um spannende Meisterschafts-Entscheidungen geht - ähnlich wie aktuell vergleichbare Exemplare aus der guten alten Zeit, als es noch regelmäßiger Titel-Krimis gab.

Onisiwo streicht hervor, dass sein Team letztlich nur den eigenen Job erledigt habe: "Für Mainz ist es um einen guten Saison-Abschluss gegangen. Wir haben die vier Spiele davor bitter verloren. Dann ist das große Spiel gekommen mit vielen Vorberichten und all dem Drumherum. Da wollten wir einfach noch mal zeigen, dass wir auch mithalten können."

Die Bedeutung des Spiels war eher ein Ansporn: "Dass sehr viele Augen auf dieses Spiel gerichtet waren, war natürlich noch einmal ein zusätzlicher Reiz. Man hat gesehen, dass wir dem standhalten können."

Unfreundliche Postings

Der Mainzer Sportvorstand Christian Heidel hat nach der hochdramatischen Titel-Entscheidung über Beschimpfungen "Lichtjahre unter der Gürtellinie" in den sozialen Medien geklagt.

"Ich will das nicht an die große Glocke hängen. Es waren sehr viele Frustrierte dabei, die sich nach elf Jahren endlich einmal einen anderen Meister gewünscht hätten. Deswegen sehe ich das nicht so schlimm."

Karim Onisiwo

"Andreas Hanche-Olsen, der das 1:0 erzielt hat, hat viele bekommen, ich auch ein paar", bestätigt Onisiwo etwas zu unfreundliche Postings, "aber ich will das nicht an die große Glocke hängen. Es waren sehr viele Frustrierte dabei, die sich nach elf Jahren endlich einmal einen anderen Meister gewünscht hätten. Deswegen sehe ich das nicht so schlimm."

Meister wurde somit wieder einmal der FC Bayern München. Dass sich Mainz schon im Dortmunder Stadion keine Freunde gemacht hat, liegt auf der Hand.

"Natürlich sind wir nicht so freundlich empfangen worden, als wir reingegangen sind", berichtete der 31-Jährige, "es sind einfach sehr viele Fans in Trauerstimmung verfallen. Das Stadion war ja komplett voll und draußen haben noch mal Hundertausende gewartet."

Torausbeute im Verein passt, jene im ÖFB-Team nicht

Onisiwo hatte auch ein persönliches Motiv, in Dortmund zu treffen: "Vor der Saison habe ich angekündigt, dass es mein Ziel ist, endlich einmal zweistellig zu treffen. Das habe ich jetzt geschafft - mit dem letzten Spiel ist es sich gerade noch ausgegangen. Jetzt kann ich mir andere Ziele setzen."

Eines davon betrifft das Nationalteam. Wer in der deutschen Bundesliga zehn Saison-Tore erzielt, kann mit der bisherigen Ausbeute in Rot-Weiß-Rot keineswegs zufrieden sein.

Lediglich ein Tor in 21 Länderspielen steht für den Wiener zu Buche, dieses gelang 2020 in der Nations League beim 2:3 gegen Rumänien.

"Mein Schnitt im Nationalteam ist nicht gut, ich habe nur ein Tor. Das gilt es auf jeden Fall nach oben zu schrauben. Daran arbeite ich", bestätigt Onisiwo.

Zum Stammplatz fehlt der eine oder andere Schritt

Der Offensivspieler ist zwar schon Ende 2015 erstmals im A-Team aufgelaufen. Als Stammkraft konnte er sich bislang allerdings nie etablieren, meist blieb es bei Joker-Einsätzen.

Unter dem aktuellen Teamchef sieht er sich jedoch im Aufwind: "Seit Ralf Rangnick da ist, bin ich immer einberufen worden. Das war davor nicht der Fall. Deswegen glaube ich schon, dass eine gewisse Wertschätzung vorhanden ist. Ich versuche natürlich, in den Trainings, und wenn ich Spielminuten bekomme, zu zeigen, dass ich zurecht dabei bin. Aber natürlich fehlt mir noch der eine oder andere Schritt zum Stammplatz."

"Das ist genauso wie in der Bundesliga. Wenn du dort nicht triffst und lieferst, spielst du auch nicht."

Karim Onisiwo

Dieser ließe sich am besten mit Scorer-Punkten erarbeiten: "Das ist genauso wie in der Bundesliga. Wenn du dort nicht triffst und lieferst, spielst du auch nicht."

Es gab in der jüngeren Vergangenheit auch andere Spieler, denen der Nationalteam-Knopf erst nach dem 30. Geburtstag aufgegangen ist, etwa Andreas Ulmer oder Christopher Trimmel.

Das nächste Tor gegen Courtois?

Onisiwo, der bereits im Jänner 2016 vom SV Mattersburg nach Mainz gewechselt ist, ist auch im Verein stets drangeblieben. Inzwischen lief er auch schon einige Male als Kapitän auf, darunter beim "Finale" in Dortmund.

Nun gilt es noch, die Wechselwirkung zwischen Klub und Nationalteam noch besser hinzubekommen: "Wer im Verein Leistung bringt und zum Spielertypus des Teamchefs passt, wird einberufen werden. Ich habe in dieser Saison auch von den Scorer-Punkten her meine mit Abstand beste Saison in Mainz gespielt und bin in den zweieinhalb Jahren unter Trainer Bo Svensson auch zum Leistungsträger geworden."

Form und Selbstbewusstsein sollten stimmen, um am Samstag auch einen gewissen Thibaut Courtois herauszufordern, sollte er von Rangnick die Gelegenheit dazu bekommen:

"Ihn zu knacken, ist nicht so einfach, wie man auch in der Champions League gesehen hat. Da hat er schon richtig gute Paraden gemacht. Trotzdem ist auch er zu bezwingen. Das werden wir am Samstag auf den Prüfstand stellen."

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