Seine Rückkehr auf österreichischen Fußball-Boden hätte sich Kevin Kampl anders vorgestellt.
Beim 3:0-Sieg des ÖFB-Nationalteams gegen Slowenien ist es Teamchef Franco Foda gelungen, den Gegner taktisch auf dem falschen Fuß zu erwischen.
Denn mit einer 3-4-3-Variante habe man nicht gerechnet, wie Kampl verrät: "Österreich hat ja eher mit einer Fünferkette mit zwei offensiven Außenverteidigern gespielt. Wir haben sie eigentlich ein bisschen anders erwartet. Das hat uns schon ein bisschen überrascht."
Dies hätte sich auf dem Feld auch bemerkbar gemacht: "Wir haben keine Möglichkeiten gefunden, wie wir die Innenverteidiger unter Druck setzen. Sie konnten daher oft mit dem Ball ins Mittelfeld dribbeln, und dann ist es schwer. Wenn du keinen Druck auf den Ball kriegst, haben die Österreicher natürlich sehr viel spielerische Qualität. Die haben sie auf den Platz gebracht, wir haben unser Spiel gar nicht auf den Platz bekommen. Deswegen geht der Sieg völlig verdient an Österreich."
Die VIDEO-Highlights des 3:0-Erfolgs gegen Slowenien:
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Kampl muss Ilsanker einen ausgeben
Eigentlich hätte Slowenien vorgehabt, selbst mehr spielerische Akzente zu setzen: "Das haben wir nicht geschafft und dann auch noch früh zwei Gegentore bekommen. Man sieht, dass wir noch einiges zum Arbeiten haben, gerade jetzt, wo wir uns neu formiert haben. Aber lieber mal jetzt eine draufkriegen als später. Dieses Spiel hat gezeigt, dass wir noch am Anfang unserer Entwicklung stehen."
"Stefan Ilsanker hat mir schon auf dem Platz gesagt, ich muss einen ausgeben, aber das mach ich nach so einem Spiel gerne."
Man habe gesehen, dass Österreich auf jeden Fall einen Schritt voraus sei - und somit auch diverse aktuelle wie ehemalige Weggefährten von Kampl. "Wir haben uns natürlich gefreut, dass wir uns wiedergesehen haben. Ich habe ihnen auch gratuliert, dass sie ein gutes Spiel gemacht und verdient gewonnen haben."
Zurück bei RB Leipzig wird sich der 27-Jährige wohl den einen oder anderen Spruch von Stefan Ilsanker anhören müssen. "Er hat mir schon auf dem Platz gesagt, ich muss einen ausgeben, aber das mach ich nach so einem Spiel gerne", schmunzelt Kampl.
Die beiden waren einst schon beim FC Red Bull Salzburg Vereins-Kollegen. Von Sommer 2012 bis Anfang 2015 stellte Kampl eine Bereicherung im Spiel der Mozartstädter dar. In 74 Bundesliga-Spielen netzte er 18 Mal und lieferte 34 Assists.
Kampls Wunsch: Ein Europa-League-Duell mit Salzburg
Der Mittelfeldspieler war integraler Bestandteil jener Mannschaft von Trainer Roger Schmidt um Jonatan Soriano und Sadio Mane, die 2014 bis ins Achtelfinale der Europa League vorstoßen konnte. Via Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen landete er im vergangenen Sommer wieder im Red-Bull-Konzern, diesmal bei der Leipziger Filiale.
Das Geschehen in Salzburg verfolgt Kampl nach wie vor: "Natürlich! Wenn ich Zeit habe, versuche ich die Spiele zu sehen. Die beiden Partien gegen Dortmund habe ich natürlich gesehen. Sie sind klar und deutlich verdient weitergekommen. Ich finde, sie haben in beiden Spielen besser gespielt als Dortmund. Es freut mich ungemein, dass sie weiter so Gas geben und eine super Mannschaft haben. Es wäre schön, wenn man vielleicht einmal aufeinandertreffen würde."
Der letzte Satz ist übrigens keine Floskel und auch nicht zu weit hergeholt. Wie Salzburg steht bekanntlich auch Leipzig im Viertelfinale der Europa League, und Kampl meint es ernst mit seinem Wunsch nach einem Konzern-internen Duell.
Stellt sich nur die Frage: Lieber im Halbfinale ein Gastspiel in der früheren Wahlheimat oder erst im Finale in Lyon eine Begegnung auf neutralem Boden?
"Das wäre mir eigentlich egal. Wir haben jetzt ein schweres Los, müssen erst einmal Marseille besiegen. Das wird nicht einfach. Salzburg trifft mit Lazio auch auf eine sehr erfahrene Truppe. Daher haben wir beide sehr schwere Aufgaben vor uns. Danach schauen wir mal."
Die schönste Zeit der Karriere in Salzburg
"Jeder weiß, dass ich meine bisher schönste Zeit in Salzburg hatte. Es war einfach wunderschön, dort zu spielen und zu wohnen, dort hat einfach alles gepasst. Deswegen bin ich auch gerne und öfter mal dort, wenn ich frei habe."
Warum ein Kräftemessen mit Salzburg so reizvoll wäre, ist für den Blondschopf leicht erklärt - und zwar aus alter Verbundenheit: "Jeder weiß, dass ich meine bisher schönste Zeit in Salzburg hatte, das habe ich oft genug gesagt. Es war einfach wunderschön, dort zu spielen und zu wohnen, dort hat einfach alles gepasst. Deswegen bin ich auch gerne und öfter mal dort, wenn ich frei habe. Es ist immer wieder schön und ein herzliches Willkommen. Die Menschen erkennen mich und sind extrem freundlich. Ich bin sehr gerne da und mag den Verein nach wie vor extrem."
Dies spürt man auch angesichts der Lobeshymne, die Kampl auf die Entwicklung der Salzburger "Bullen" singt: "Man muss ja auch sagen, es ist nicht immer einfach, in der Liga vorne weg zu marschieren und dann auch noch europäisch solche Leistungen zu zeigen. Das schafft dieser Verein immer wieder, egal mit welchen Spielern. Es rücken immer wieder Top-Talente hoch, die dann immer wieder den Sprung zu Top-Mannschaften schaffen. Deswegen muss man einfach sagen, dass sie dort extrem gute Arbeit machen. Ich habe das ja selber erlebt. Was dort geleistet wird, ist wirklich unglaublich! Jeder sagt, die marschieren immer nur, weil sie so viel Potenzial und Geld haben, aber da steckt auch eine Menge Arbeit dahinter. Das ist nicht so einfach, wie man denkt. Und es ist auch nicht so einfach, eine Mannschaft wie Dortmund rauszuhauen, die in den letzten Jahren immer unter den ersten Drei in Deutschland war. Die machen eine Top-Arbeit!"
Als Kampl in Salzburg kickte, etablierte Schmidt jenen aggressiven Pressing-Stil, der damals eine kleine Revolution darstellte. Er findet, dass weiter an die damalige Arbeit angeknüpft wird: "Man hat in Salzburg nicht nachgelassen, auch wenn Ralf Rangnick jetzt bei Leipzig ist. Man versucht trotzdem, den Weg weiterzugehen."
Pressing-Unterschiede zwischen Leipzig und Salzburg
In Leipzig sei es schwieriger, konsequent diese Spielphilosophie durchzuziehen. Dies sieht der slowenische Teamspieler in der Liga begründet:
"Ich glaube, dass Salzburg schon noch mal etwas deutlicher dieses Pressing spielt und dass es in der deutschen Bundesliga schwieriger ist, dieses Pressing weiterzuführen, weil sich die Mannschaften extrem gut auf diese Spielart einstellen. Zuletzt haben Mannschaften oft mit einer Fünferkette gegen Leipzig gespielt. Da war es nicht mehr so einfach möglich, Pressing zu spielen. Aber wir finden immer wieder andere Optionen und Lösungen."
Denn auch in Leipzig werde tolle Arbeit geleistet: "Wir sind in unserer ersten europäischen Saison immer noch dabei und in der Liga können wir unser Ziel, unter die ersten Vier zu kommen, auch noch erreichen."
Und wer weiß, vielleicht kommt es auf europäischer Ebene im weiteren Saison-Verauf ja tatsächlich noch zum Duell mit Salzburg, das sich Kampl wünscht.