Teamchef Ralf Rangnick lässt sich nach dem 1:1 gegen Frankreich nicht gratulieren, auch David Alaba ist mit dem Resultat nicht unbedingt happy.
Was es über den Fortschritt in den vergangenen knapp zwei Wochen aussagt, wenn im ÖFB-Lager nach einem Remis gegen den Weltmeister die Unzufriedenheit dominiert?
"Das zeigt einfach, wie hungrig und ehrgeizig wir sind", sagt der Champions-League-Sieger mit Real Madrid, um nach einer kurzen Nachdenkpause mitten im Satz einen interessanten Gedanken folgen zu lassen:
"Es zeigt einfach, dass wir vielleicht irgendwo die Schnauze voll haben von einer gewissen Art Fußball zu spielen, wie wir es immer wieder in den Jahren zuvor hatten. Man merkt einfach, dass wir uns weiterentwickeln wollen, dass wir genau solche Spiele spielen und uns mit solchen Mannschaften messen wollen."
Es fällt natürlich schwer, die gewisse Art von Fußball nicht auf die Philosophie von Rangnick-Vorgänger Franco Foda zu beziehen, der mit deutlich mehr Handbremse agieren ließ.
Alaba: "Wir haben die Leute aufgeweckt!"
Mit wie viel Freude die ÖFB-Kicker die proaktive Herangehensweise des neuen Teamchefs umsetzen, der sie von Beginn an von der Leine ließ, sieht man ohnehin mit freiem Auge.
Und dies würden laut Alaba auch die Fans spüren.
VIDEO: Die besten Szenen des ÖFB-Unentschiedens gegen Frankreich
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
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Schon am Tag nach dem 3:0-Erfolg Österreichs in Kroatien ortete der 29-Jährige eine gewisse Neugier bei den Anhängern, was unter Rangnick auf sie zukommt.
Der Hallo-Wach-Ruf nach der Lethargie rund um das Nationalteam in jüngerer Vergangenheit wird für Alaba jedenfalls offenkundig immer lauter:
"Das erste Spiel in Kroatien gewinnst du, im zweiten Spiel gegen Dänemark zeigst du ein wirklich gutes Spiel und verlierst unverdient. Das weckt die Leute auf! Mit unserem Spiel haben wir die Leute aufgeweckt! Auch gegen Frankreich hat man gesehen, wozu wir fähig sind. Dafür brauchen wir jedoch die Fans!"
Verschiedene Halbzeiten
"Dieses Tor dürfen wir in dieser Form auf diesem Niveau einfach nicht bekommen! Da müssen wir abgebrühter Fußball spielen. Ich denke, wir haben mittlerweile die Spieler, die diese Erfahrung mitbringen, um da cleverer zu agieren."
Wobei ihn das Ergebnis und zumindest teilweise auch die Leistung eben nicht sonderlich zufriedengestellt haben.
"Ich denke, dass wir zwei verschiedene Halbzeiten hatten. Mit der ersten Halbzeit können wir zufrieden sein, die zweite Halbzeit war natürlich schwer. Wir haben versucht, die 1:0-Führung zu halten, aber man hat sicherlich eine gewisse Müdigkeit erkannt", gibt Alaba zu.
Der Wiener musste zudem verletzt ausgewechselt werden, gibt jedoch vorsichtig Entwarnung: "Ich glaube nicht, dass es etwas Gröberes ist."
Ärger über das Gegentor
"Die Enttäuschung ist größer als die Freude, weil ich einfach glaube, dass mehr drinnen gewesen ist, obwohl - und darüber brauchen wir nicht zu diskutieren - Frankreich in der zweiten Halbzeit wirklich viele Chancen hatte, um den Ausgleich zu schießen", analysiert Alaba, dem die Art und Weise des Treffers von Kylian Mbappe auf den Magen schlägt:
"Dieses Tor dürfen wir in dieser Form auf diesem Niveau einfach nicht bekommen! Da müssen wir abgebrühter Fußball spielen. Ich denke, wir haben mittlerweile die Spieler, die diese Erfahrung mitbringen, um da cleverer zu agieren."
Alabas Ärger bezieht sich vor allem auf den Ballverlust: "Auf diesem Niveau werden solche Fehler bestraft, das konnte man sehen. Das hätten wir besser lösen müssen."
Solche Spiele gewinnen - zur Not auch dreckig
Ob das Frankreich-Spiel im Vergleich zu Dänemark ein Fortschritt gewesen ist, sei schwer zu sagen. Unterm Strich für Alaba eher nicht, weil man die Führung nicht über die Runden gebracht hat:
"Wenn wir es gewonnen hätten, hätten wir einen Schritt nach vorne gemacht, weil wir dann einfach auch diese Qualität besitzen, solche Spiele für uns zu entscheiden", so der Innenverteidiger, der unterstreicht: "Wir müssen einfach daraus lernen, solche Spiele für uns zu entscheiden."
Wichtiger Nachsatz: "Auch wenn es dreckig ist."