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Klartext von Franco Foda nach Blamage in Lettland

Der Teamchef lässt keine Ausreden zu und sagt, was ihn "komplett stört":

Klartext von Franco Foda nach Blamage in Lettland Foto: © GEPA

Was ein Casting für den EURO-Kader werden hätte sollen, geriet zum ergebnistechnischen Fiasko.

Österreich blamiert sich zum Abschluss der EM-Qualifikation in Lettland mit 0:1. Entsprechend enttäuscht ist Teamchef Franco Foda nach der Pleite beim zuvor punktelosen Schlusslicht.

"Sicher muss man ein paar Abstriche machen, aber trotzdem war das insgesamt zu wenig. Die Mannschaft, die hier war, hätte schon die Qualität gehabt, um zu gewinnen", ärgert sich der Deutsche, der keine Ausreden für das schwache Auftreten gelten lässt:

"Man darf nicht nach Ausreden suchen, dass wir am Samstag den Sack zugemacht und gefeiert haben - gerade dann musst du ja befreit aufspielen und eigentlich noch überzeugter an die Sache herangehen. Es darf auch keine Ausrede sein, dass wir neun Spieler gewechselt haben, denn es sind alles Spieler, die hier beim Nationalteam sind. Jeder will spielen und fordert auch irgendwo einen Platz. Aber die Wahrheit liegt dann am Platz - und dann muss ich halt auch mehr zeigen!"

Wichtige personelle Erkenntnisse

Dass kaum einer der potenziellen Nachrücker beim Schaulaufen Eigenwerbung betreiben konnte, ist einer der enttäuschendsten Aspekte dieser Partie.

Über 80 Minuten lange habe man laut Foda nicht gut gespielt: "Wir haben einige Dinge vermissen lassen, die uns gerade in den letzten Spielen ausgezeichnet haben - die absolute Bereitschaft und die Spielfreude, uns hat die Leidenschaft gefehlt. Aber trotz allem sind auch das wichtige Erkenntnisse für den Trainer. Viele Spieler hatten die Möglichkeit, sich zu zeigen, aber es gab letztendlich, so ehrlich muss man sein, wenig Positives."

Wenn ein Teamchef gezwungen ist, dieses Fazit zu ziehen, gleicht dies einem vernichtenden Urteil für diverse EM-Aspiranten - noch dazu, wenn er sich entschließt, die wenigen aus Sicht positiven Ausnahmen namentlich zu erwähnen.

"Aleksandar Dragovic, der schon am Samstag gespielt hat, war sehr konzentriert und diszipliniert. Stefan Posch hat gut gespielt, also die Innenverteidigung hat über weite Strecken gut funktioniert. Pavao Pervan hat das, was er draufbekommen hat, souverän gemeistert. Karim Onisiwo kam in der zweiten Halbzeit rein und hat noch mal für Schwung gesorgt. Reinhold Ranftl hatte in den wenigen Minuten ein paar gute Aktionen. Ansonsten war wenig Positives."

Foda: "Jeder muss einen Zahn zulegen!"

"Jeder hatte die Möglichkeit, sich zu präsentieren, sich zu zeigen - auch im Hinblick auf die EM 2020. Und ja, es waren wichtige Erkenntnisse. Jeder muss einen Zahn zulegen! Denn nächstes Jahr gibt es enge Entscheidungen."

Eigentlich hatte der 53-Jährige gehofft, dass ihm seine Schützlinge die Entscheidung bezüglich des Kaders für die EURO so schwer wie möglich machen. Anstatt die Qual der Wahl zu vergrößern, scheint nicht ausgeschlossen, dass sich nach Riga nur das Grübeln des Teamchefs bezüglich des einen oder anderen Kandidaten vergrößert hat.

Im Laufe dieser Qualifikation wurde viel - und auch zurecht - über die gestiegene Breite im Kader diskutiert. Ob es nun zulässig sei, dies in Frage zu stellen oder gar in die andere Richtung zu diskutieren?

"So einfach kann man es sich nicht machen", wehrt Foda ab, "man darf nicht ganz vergessen, dass es eine fast komplett neue Mannschaft und die Situation natürlich nicht einfach war. Ich weiß schon, was jeder zu leisten imstande ist. Aber eines ist auch klar: Jeder hatte die Möglichkeit, sich zu präsentieren, sich zu zeigen - auch im Hinblick auf die EM 2020. Und ja, es waren wichtige Erkenntnisse. Jeder muss einen Zahn zulegen! Denn nächstes Jahr gibt es enge Entscheidungen. Wenn alle fit sind, zählt nur die Leistung."

"Das stört mich komplett!"

Vielleicht wird man diese Blamage im Rückspiegel auch als wertvolle Lektion einordnen können, dass es nur mit hundertprozentigem Einsatz geht. Foda fühlt sich jedenfalls bezüglich seiner Dauerpredigten bestätigt:

"Letztendlich ist es ja das, was ich die ganze Zeit sage: Egal gegen welche Mannschaft du spielst, du bekommst heutzutage nichts mehr geschenkt! Das hat gerade die Quali wieder gezeigt. Portugal macht in Luxemburg erst in der 86. Minute das 2:0. Frankreich ist gegen Moldawien zurückgelegen. Wenn du nicht bereit bist, in jedem Spiel ans Optimum zu gehen, dann wirst du keine Spiele gewinnen - auch nicht gegen Lettland! Das ist einfach die Wahrheit, das ist die Realität - und das muss jedem Spieler bewusst werden! Wenn du nur ein paar Prozent nachlässt, dann haben wir ein großes Problem, und das war heute der Fall."

"Das heißt nicht, wenn du neun neue Spieler hast, dass alle Abläufe funktionieren, dass wir vielleicht begeisternden Fußball spielen. Darum geht es nicht! Es geht einfach darum, dass du so ein Spiel seriös rüberbringst und gewinnst!"

Und das sei unabhängig davon, dass neun Spieler nicht gespielt haben: "Denn das sind alles Spieler, die den Anspruch stellen, dass sie von Beginn an spielen wollen - und dann muss ich einfach auf dem Platz mehr erwarten können. Das heißt nicht, wenn du neun neue Spieler hast, dass alle Abläufe funktionieren, dass wir vielleicht begeisternden Fußball spielen. Darum geht es nicht! Es geht einfach darum, dass du so ein Spiel seriös rüberbringst und gewinnst! Es wäre wichtig gewesen, dass du einfach diesen Schwung bis zum März mitnimmst. Jetzt haben wir zum Abschluss eine Niederlage kassiert, was einfach ärgerlich ist. Und das stört mich auch komplett! Darüber bin ich nicht sehr glücklich, wenn ich ehrlich bin..."

Dies war durchaus zu spüren.

Fußball lebt nicht in der Vergangenheit

Aus der EM-Party ist das ÖFB-Team jedenfalls mit einem Kater aufgewacht, auch wenn man natürlich nicht vergessen darf, dass man eine fast komplette Stammelf in der Hinterhand hat. Ärgerlich ist dafür, dass die ohnehin nur langsam aufkommende Euphorie durch diese Leistung wohl einen Dämpfer abbekommen hast.

Aber auch wenn diese Partie "schon auch andere Vorzeichen" gehabt habe, betont Foda nochmals, dass auch die Feierlichkeiten keine Ausrede sein dürfen:

"Klar, wir haben am Samstag den Sack zugemacht, ich habe den Spielern frei gegeben, sie haben gefeiert, aber trotz allem kann man sich drei Tage später anders präsentieren - und das erwarte ich von meinen Spielern. Ich habe immer gesagt: Man darf sich mit dem Erfolg nie zufrieden geben, das habe ich heute auch noch mal in der Besprechung betont, denn der Fußball lebt nicht in der Vergangenheit - und das war unser größtes Problem: Die letzten paar Prozent, die letzte Entschlossenheit, die letzte Intensität haben gefehlt."

Als weitere Defizite nennt der Teamchef die Passqualität, die Ballzirkulation, das mangelhafte Umschaltspiel, fehlende Abschlüsse aus der zweiten Reihe. Zudem habe man in der Pause die Anordnung gegeben, mehr über die Flügel zu spielen, weil das Zentrum zu war: "Trotzdem haben wir es immer wieder mit klein-klein versucht und sind auch kaum zum Abschluss gekommen."

Das bittere Fazit: "Wir haben es uns einfach nicht verdient! Und dann wirst du auch nicht belohnt!"


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