Bisher war’s erwartbar, wie es für das ÖFB-Team gelaufen ist, oder?
Jein.
Von der Papierform her kann man natürlich von einem Pflichtsieg gegen Nordmazedonien und einer nicht gänzlich überraschenden Niederlage in den Niederlanden sprechen.
Doch vor allem die offensive Harmlosigkeit in Amsterdam liegt schwer im Magen.
Man könnte diesem Nationalteam nämlich schon zutrauen, näher an diesem guten, aber nicht alles überragenden Gegner dran zu sein. Im Turnierverlauf haben größere Underdogs größere Favoriten schon mehr gefordert.
Nach dieser Ernüchterung ist das nun anstehende Duell mit der Ukraine auch mehr als der Showdown um das fixe und historische Achtelfinal-Ticket.
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Will man die Herzen der Fans wirklich nachhaltig zurückerobern, ist anzunehmen, dass es nicht reichen wird, sich mit einer Nullnummer irgendwie unter die letzten 16 zu mogeln – zumindest unterm Strich sicher nicht, sollte man im Achtelfinale nicht ein wahres Ausrufezeichen folgen lassen.
Hier korrigiere ich mich auch gerne selbst: „Achtelfinale, egal wie“ stimmt in diesem Kontext nur mehr dahingehend, dass ein überfälliges K.o.-Spiel der dringend notwendige nächste Schritt im Entwicklungsprozess des Nationalteams ist. Und ja eh, es wäre auch besser, so weiterzukommen, als nach einem Feuerwerk der Spielfreude nach Hause zu fahren. Aber davon sind wir derzeit ohnehin recht weit entfernt.
Dass das Ukraine-Spiel somit auch für die Teamchef-Ära von Franco Foda ein einschneidendes wird, liegt auf der Hand.
Welche Version von Foda in Bukarest den Arbeitstag antritt, wird durchaus entscheidend. Denn bisher dürfen sich sowohl seine Befürworter als auch seine Kritiker bestätigt fühlen.
Gegen Nordmazedonien erschien er in Turnierform. Der Deutsche hatte sich richtig etwas überlegt, mit dem er den Gegner mehr überraschte als die eigenen Spieler. Dazu bewies er ein goldenes Händchen, indem er zwei Torschützen einwechselte. Alles richtig gemacht.
Es schien, als wäre das eingetreten, was sich schon im Camp zuvor angedeutet hatte: Und zwar, dass hier jemand aus den Fehlern des März-Lehrgangs gelernt hat, auch aus den eigenen.
In den Niederladen erschien dann leider jener zaudernde Foda zum Match, der viel zu lange wie gelähmt zusah, wie – wohl auch wegen des frühen Rückstands – nichts funktionierte, was er sich ausgedacht hatte, und das war schon eher fantasielos gewesen. Irgendwie tut es weh zuzusehen, wenn jemand viele Vorurteile seiner Kritiker derart bestätigt.
Dass sich danach mit Peter Schöttel der Sportdirektor hinstellen und folgendes zu Protokoll geben musste, macht auch keinen schlanken Fuß:
"Auch wenn einige immer glauben, dass wir uns nicht auf Spiele vorbereiten: Wir besprechen alles. Wir kennen die Gegner gut. Wir haben einen Plan, wie wir spielen wollen. Wir trainieren das auch."
Haken wir das als glaubhaft ab, alles andere wäre ohnehin ein Entlassungsgrund.
Zu dieser ein wenig patscherten Klarstellung fühlte sich Schöttel womöglich durch die eine oder andere Spieler-Kritik zwischen den Zeilen genötigt, wonach man das System zu wenig einstudiert habe. Vor allem Martin Hinteregger äußerte sich hier missverständlich (oder eben nicht, je nach Blickwinkel…)
Wie auch immer: Viele Jahre hat der ÖFB regelmäßige Turnier-Teilnehmer um die wertvolle zusätzliche Trainingszeit alle zwei Jahre beneidet. Da braucht es solch eine Diskussion wie einen Stein im Schuh.
Aber: Auch damit muss man umgehen können. Ablenkungen durch unglückliche Aussagen, sportliche Rückschläge und die damit verbundene Kritik gehören zu Turnieren dazu. Genau wie Themen wie die Arnautovic-Sperre unverhofft auf ein Team einprasseln können.
Vieles davon wäre vergessen, wenn dem Nationalteam gegen die Ukraine gelingt, was Foda selbst predigt: Nämlich von der ersten Minute an auf Sieg zu spielen und diesen quasi als Reifeprüfung auch einzufahren.
Und das obwohl die Foda so oft vorgehaltene vorsichtige Herangehensweise verlockend wäre.
Aber der Teamchef selbst will den Sieg. Er fordert von seinen Spielern stets Mut, also muss er ihn selbst an den Tag legen, entsprechend handeln und manche Vorurteile wieder aus dem Weg räumen.
Sprich: Genau wie gegen Nordmazedonien in Turnierform zur Arbeit erscheinen.
Ein Fußball-Land möchte mit einem würdigen Achtelfinal-Einzug abgeholt werden. Sagen wir so: Es wäre nicht ideal, wenn selbiger gelingt und sich viel zu viele über die Art und Weise ärgern müssen.