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Laimer: Wie blendet man den Bayern-Wahnsinn aus?

Wie Konrad Laimer seine bisherige Bayern-Zeit einschätzt, was er zu Harry Kane sagt und wie man die Hysterie rund um den deutschen Rekordmeister ausblendet.

Laimer: Wie blendet man den Bayern-Wahnsinn aus? Foto: © getty

18 Pflichtspiele, 18 Einsätze. Nur fünf Kadermitglieder haben mehr Einsatzminuten absolviert.

Konrad Laimer hat sich schon in seinen ersten Monaten beim FC Bayern München eine gewichtige Rolle gesichert.

Womit er auch aus nächster Nähe den ganz normalen Bayern-Wahnsinn miterlebt.

Etwa, wenn auf das peinliche DFB-Pokal-Aus beim Drittligisten Saarbrücken ein 4:0-Ausrufezeichen im deutschen Klassiker bei Borussia Dortmund folgt, das jedoch quasi bereits kurz nach Spielende von einem TV-Interview von Thomas Tuchel als Hauptgesprächsthema abgelöst wird, in dem der Coach die Experten Lothar Matthäus und Didi Hamann schimpft.

Muss man die Hysterie ausblenden können?

Während Fußball-Deutschland tagelang hitzig über diese Wortspenden diskutiert hat, war das Thema Bayern-intern weniger präsent, wie Laimer zu Protokoll gibt:

"Ich habe es ehrlich gesagt mit gar keinem in der Mannschaft besprochen. Schlussendlich kann jeder sein Interview geben, wie er will - ich mach's so, der eine so, der andere so. Aber das war nicht einmal ansatzweise ein Thema bei uns."

Weil es noch nicht so lange her ist, taugt diese Kontroverse jedoch recht gut, um die Hysterie rund um den deutschen Rekordmeister zu verdeutlichen.

Muss man es mitunter einfach ausblenden können, wenn in einer Medienstadt wie München wieder einmal jedes Detail rund um den FC Bayern besprochen wird?

Gar nichts mitzukriegen, geht auch nicht

Muss man. Zumindest wenn es nach Laimer geht. "Es wird ja immer so viel geschrieben", erläutert der 26-Jährige und verdeutlicht, wie er es angeht:

"Manchmal wird Gutes geschrieben, manchmal wird Schlechtes geschrieben. Es bringt nichts, wenn man sich nur das Gute oder nur das Schlechte durchliest. Man muss für sich einen Weg finden und meiner ist, dass ich eigentlich fast nie etwas lese."

Nachsatz: "Aber dieses Interview habe ich natürlich auch mitgekriegt - dass du gar nichts mitkriegst, geht auch nicht."

Laimer vertritt die Meinung, dass man sich nicht zu sehr von außen beeinflussen lassen darf ("Da wirst du nur wahnsinnig im Kopf"), weshalb es wichtig sei, die relevanten Dinge intern zu besprechen.

Kane? "Ein Typ, dem man das von Herzen gönnt"

"Ich bespreche mit meinem inneren Kreis, was ich gut und was ich nicht so gut gemacht habe, und wo ich persönlich weiß, das muss ich noch besser machen. Das ist das Individuelle. Als Mannschaft besprechen wir intern: Das passt gut und das passt nicht."

Laut Laimer tut Kane den Bayern auch abseits des Platzes gut
Foto: © getty

Was gerade besonders gut passt beim FC Bayern, ist die Performance von Goalgetter Harry Kane. Der Engländer hat nach 16 Pflichtspielen 21 Tore zu Buche stehen, davon 17 in elf Bundesliga-Spielen.

"Als er gekommen ist, haben wir alle gewusst, dass er richtig gut ist. Dass er dann aber wirklich so gut ist, wie er es jetzt mit so vielen Toren und seiner Persönlichkeit auf und neben dem Platz zeigt, tut uns als Mannschaft richtig gut", meint Laimer, dem es vor allem auch der Mensch Harry Kane angetan hat:

"Er ist einfach ein Typ, dem man das von Herzen gönnt. Er hat überhaupt keine Allüren. Er kommt jeden Tag zum Training, arbeitet hart, schießt am Wochenende seine Tore und geht dann wieder heim. Er ist ein sehr großer Spieler mit viel Qualität am Platz, aber auch eine sehr große Persönlichkeit neben dem Platz, die der ganzen Kabine gut tut und eine Mannschaft viel besser macht."

Bislang 1.147 Minuten für Laimer

Kane (1.348 Minuten) gehört zu jenen fünf Bayern-Kickern, die es 2023/24 bislang auf mehr Einsatzzeit als Laimer bringen.

Auch Leory Sané (1.474), Alphonso Davies (1.468), Min-jae Kim (1.453) und Joshua Kimmich (1.271) übertreffen die 1.147 Minuten des Salzburgers.

"Ich wollte immer zu einem Verein wie Bayern. Und wenn man da ist, will man dort natürlich auch noch mal mehr. So ticke ich einfach, so bin ich einfach."

Konrad Laimer

In den ersten drei Bundesliga-Runden wurde der ÖFB-Teamspieler noch eingewechselt. Seither ist es eher die Ausnahme, dass ihn Tuchel nicht  in der Startelf platziert. Trotzdem kann es beim dichten Programm der Bayern natürlich vorkommen - auch nach starken Leistungen wie in Dortmund. Am folgenden Champions-League-Spieltag ging es gegen Galatasaray auf die Bank.

Handelsübliche Gründe für Rotation gibt es genügend. Laimer kennt und nennt sie auch. Andererseits zählt er zur Kategorie Fußballer, die immer am Platz stehen will, woraus er auch kein Geheimnis macht.

Wenn man einmal da ist, will man noch mehr

"Irgendwo musst du es akzeptieren, aber irgendwo musst du auch so gut sein, dass du es nicht akzeptieren willst", versucht er zu verdeutlichen, stellt allerdings auch klar:

"Das sind Sachen, die normal sind im Fußball. Das wirft dich nicht aus der Bahn, wenn du bei Bayern München einmal auf der Bank sitzt."

Am Ende bliebe es etwas Großes, wenn man sich bei einem solchen Verein durchsetzt. Dass Laimer am höchstmöglichen Niveau mitmischen möchte, hat er seit seinem Wechsel zum FCB gebetsmühlenartig wiederholt. Entsprechend gibt es auch weiterhin genügend zu tun:

"Ich wollte immer zu einem Verein wie Bayern. Und wenn man da ist, will man dort natürlich auch noch mal mehr. So ticke ich einfach, so bin ich einfach. Ich fühle mich sehr wohl und probiere meinen Spielstil so gut wie möglich einzubringen, der Mannschaft zu helfen und am Ende des Jahres so erfolgreich wie möglich zu sein. Denn das zählt im Fußball und ist das, was dann auch bleibt."

Vorfreude auf die Phase, wenn es um die Titel geht

Nach zwei Pokal-Triumphen mit RB Leipzig wird Laimer der persönliche Hattrick in diesem Wettbewerb verwehrt bleiben.

"Wenn du im Pokal ausscheidest, kann man es nicht mehr rückgängig machen, entweder bist du weiter oder raus. Natürlich ist dann jeder einzelne geladen - egal ob es ein Spieler oder das Drumherum ist. Es ist nicht der Anspruch, dass man da ausscheidet", meint Laimer zur Blamage in Saarbrücken.

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In solchen Momenten sei es das Schöne am Fußball, dass man es bereits drei Tage später beim BVB wieder gerade rücken konnte.

Zwei Titel-Chancen bleiben weiterhin. Entsprechend freut sich Laimer auf das Frühjahr: "Wenn es dann um die Titel geht, wird es so richtig interessant. Dann kommen die ganzen großen Spiele, die man gewinnen muss."

Luft nach oben

Die Zwischenbilanz stimmt optimistisch, dass Laimer auch dann zu den vielbeschäftigten Bayern-Akteuren gehören wird.

Er selbst findet: "Es ist bis jetzt ein solider Start gewesen, über den ich mich nicht beschweren kann, mit ein paar super Spielen, ein paar nicht so guten und ein paar normalen. Ich glaube, dass bei mir persönlich immer noch Luft nach oben ist."

Dennoch: "Ich bin in jedem Spiel am Platz gestanden, und das möchte man als Spieler immer haben, dass man so viele Minuten wie möglich am Platz steht."

Als Sieger zurück in die Bayern-Kabine

Ganz ohne Bayern-Kollegen wird es auch in der Länderspiel-Pause nicht gehen. Schließlich treffen Österreich und Deutschland kommende Woche in einem Test aufeinander.

"Wenn ich am Mittwoch in die Kabine komme und wir das Spiel gewonnen haben, wäre es auf jeden Fall ein schöner Tag für mich."

Konrad Laimer

Im DFB-Kader stehen mit Leon Goretzka, Joshua Kimmich, Leroy Sané, Serge Gnabry und Thomas Müller fünf Bayern-Spieler.

"Als wir uns nach dem letzten Spiel verabschiedet haben, ist von links bissl ein Spruch gekommen, von mir ist natürlich bissl ein Spruch zurückgekommen. Uns war allen klar, dass wir uns am Dienstag sehen und wir freuen uns auch alle drauf", sagt Laimer und lässt keinen Zweifel daran, dass es schon auch ein bissl ums Prestige geht:

"Da will jeder als Sieger vom Platz gehen. Wenn ich am Mittwoch in die Kabine komme und wir das Spiel gewonnen haben, wäre es auf jeden Fall ein schöner Tag für mich."

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