Mit etwas Abstand fühlt sich auch ÖFB-Legende Hans Krankl bemüßigt, das frühe EURO-Aus Österreichs zu bewerten.
"Man muss sich als Österreicher sehr ärgern, weil viel mehr drinnen war bei dieser EM", meint der ehemalige Teamchef gegenüber "News".
Auch Marcel Koller bleibt aufgrund seiner Aufstellung gegen Island von Kritik nicht verschont: "Acht Defensivspieler und der Versuch einer Dreierkette - das war taktisch falsch. Und der Alaba hat verkehrter Mittelstürmer gespielt. Das kann er nicht."
"Mit dieser Qualität darf man niemals Letzter werden"
Dass Island zur Sensation wurde, nahm Krankl wohlwollend zur Kenntnis. Viel mehr ärgert ihn die Tatsache, dass die rot-weiß-rote Auswahl mit den "besseren Fußballern" nicht Ähnliches zeigen konnte.
"Man muss der Nationalmannschaft anlasten, dass sie mit dieser Qualität, mit diesen vielen Legionären bei anständigen Klubs im Ausland niemals Letzter werden darf. Österreich hat die Leistung nicht abgerufen. Alaba war nicht in Form, Harnik war nicht in Form, Arnautovic war nicht in Form, Junuzovic war nicht in Form, da brauche ich all die anderen, die nicht in Form waren, gar nicht mehr aufzählen. Und Marc Janko, der lange verletzt war, hätte vielleicht gar nicht zur EM mitfahren sollen. Die Entscheidung, dass er eingesetzt wurde, war sicher nicht richtig. Das entscheidet der Teamchef."
Der Schweizer soll aktuell das Zehnfache verdienen wie Krankl damals. Dieser hatte einen Co- und einen Konditionstrainer. "Der Generaldirektor des ÖFB hat damals zu mir gesagt: 'Das können wir uns nicht leisten!' Heute rennen um den Koller 20 herum."
"Großartig, aber überschätzt"
Doch nicht nur sportlich, sondern auch in puncto Einstellung hat Krankl etwas zu meckern. Vor allem auch, weil die Medien seiner Meinung nach ein Bild zeichneten, das so nicht stimmt.
"Die Qualifikation war großartig, aber überschätzt. Das wissen wir. Das war nicht mehr zu bremsen. Daran sind in erster Linie die Journalisten schuld. Ihr seid schuld daran, weil ihr diese Überschätzung mitmacht! Die Qualifikationsgruppe war schwach. Russland, Schweden und Österreich sind allesamt in der Vorrunde ausgeschieden."
"Rapid wird in Sachen Infrastruktur professioneller, sportlich nicht"
Damit nicht genug. Auch sein Herzensklub SK Rapid bekommt sein Fett weg. Zwar sieht er wie bei jedem Verein einen Aufschwung durch ein neues Stadion, dieser könne jedoch nur länger anhalten, wenn man auch eine Mannschaft hat, die um den Meistertitel mitspielt.
"Rapid wird in Sachen Infrastruktur professioneller, sportlich gesehen nicht", so Krankl.