Beim Testspiel Österreich gegen Finnland (Di., 20:45 Uhr im LAOLA1-Live-Ticker) kommt es bekanntlich zur kuriosen Situation, dass höchstwahrscheinlich gleich zwei Torhüter von Eintracht Frankfurt auf dem Feld stehen werden.
Heinz Lindner für das ÖFB-Team und Lukas Hradecky für die Gäste.
Die finnische Nummer eins fiebert diesem Duell bereits spürbar entgegen und will sich noch eine Wette einfallen lassen: "Ich muss Heinz noch schreiben, dann machen wir etwas - um eine Kiste Bier oder so."
"Heinz ist ein sehr guter Freund"
In Frankfurt ist Hradecky ebenso unumstrittener Stamm-Goalie wie im finnischen Nationalteam - zumindest auf dieser Position plagen das Team Suomi also weniger Sorgen als Rot-weiß-Rot.
Lindner muss sich beim Verein hinter dem 27-Jährigen anstellen, ist im Nationalteam jedoch ob der Verletzung von Robert Almer, des Rücktritts von Ramazan Özcan und der Erkrankung von Andreas Lukse gefragt - wohl auch gegen Finnland, da die unerfahrenen Daniel Bachmann und Markus Kuster vermutlich noch nicht in Frage kommen.
"Es ist selten, dass zwei Torhüter eines Vereins gegeneinander spielen", ist auch Hradecky die Kuriosität dieser Situation bewusst, gleichzeitig ist er voll des Lobes für seinen Frankfurter Backup:
"Heinz ist ein sehr guter Freund, der mich immer unterstützt hat. Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander. Ich habe mich sehr gefreut, dass er gegen Moldawien eine weiße Weste behalten hat. Ich freue mich gegen ihn zu spielen."
Lachender Nachsatz des generell blendend aufgelegten Keepers: "Hoffentlich lässt er dafür gegen uns ein paar Tore zu."
"Könnte mir keinen besseren zweiten Torhüter vorstellen"
Hradecky unterschrieb im August 2015 in Frankfurt, einige Wochen davor war Lindner von der Austria in die Main-Metrolpole übersiedelt. Der gebürtige Oberösterreicher musste bis in den Jänner dieses Jahres auf seine ersten beiden Bundesliga-Einsätze für die Eintracht warten.
Beim 0:3 bei RB Leipzig kassierte Hradecky bereits in Minute drei die Rote Karte, Lindner kam für ihn aufs Feld und schaffte in der Partie darauf beim 1:0 gegen Schalke, seinen Kasten sauber zu halten.
"Diese beiden Spiele waren ganz optimal", gratuliert der Finne dem Österreicher, "es ist nicht immer einfach, der zweite Torhüter zu sein, aber er macht überhaupt keine Probleme, ist ein flinker Kerl. Wir haben gegen Schalke mit ihm zu Null gespielt. Ich könnte mir nicht vorstellen, einen besseren zweiten Torhüter zu haben."
Hradecky ist übrigens in der Nähe der österreichischen Grenze in Bratislava geboren. Sein Vater war ein Volleyballer, den es als Spieler nach Finnland verschlug. Für die Slowakei zu spielen, war dennoch nie ein Thema:
"Ich bin zwar dort geboren, aber schon als junger Mann nach Finnland gezogen. Eigentlich bin ich als finnischer Fußball-Spieler aufgewachsen. Als ich in der U15 oder U17 gespielt habe, hat das in der Slowakei niemanden interessiert. Ich fühle mich als finnischer Fußballer, da gibt es überhaupt keine Gefühle in diese Richtung. Natürlich leben Teile meiner Familie, meine Omas und Opas, immer noch da, es ist ein schönes Land, aber im Fußball bin ich immer ein Finne."
"Junuzovic hat echt gute Freistöße"
Natürlich ist der Schlussmann bezüglich ÖFB-Teamspieler nicht nur mit Lindner vertraut, als Gegenspieler bekam er es schon mit diversen anderen Österreichern zu tun. Wer davon einen besonders bleibenden Eindruck hinterließ?
"Zlatko Junzovic hat echt gute Freistöße, da müssen wir verdammt aufpassen", zollt er dem Bremen-Legionär-Respekt, "aber wir wissen ja noch nicht, wer gegen uns spielt, kann sein, dass sie viele Leute in der Aufstellung ändern."
"Aber da wollen wir auch hinkommen, dass so viele Spieler wie möglich in den großen Ligen spielen - ob Zlatko oder Drago, es gibt so viele gute Spieler aus Österreich in der deutschen Bundesliga, darum ist diese Nationalmannschaft ja auch so gut. Okay, es war nicht die beste Europameisterschaft der Östereicher, aber ich denke, sie haben eine ganz gute Zukunft."
Finnland schlägt sich indessen mit ähnlichen Problemen herum wie das ÖFB-Team vor einigen Jahren. Der eine oder andere Hoffnungsträger steht bei einem guten Verein unter Vertrag, die Einsatzzeiten stimmen jedoch nicht, wie Teamchef Markku Kanerva moniert.
Eishockey als Konkurrenz
Als Beispiel nennt er Joel Pohjanpalo, der bei Bayer Leverkusen einen guten Saison-Start hingelegt hat, aber nach einem Mittelfußbruch bislang noch nicht wieder den Anschluss gefunden hat.
Der 22-Jährige bedauert, dass mit Julian Baumgartlinger und Özcan zwei seiner drei ÖFB-Kollegen in Leverkusen nicht gegen Finnland auflaufen werden, freut sich jedoch auf das Kräftemessen mit Aleksandar Dragovic:
"Drago ist in dieser Saison von Dynamo Kiew gekommen. Der Anfang war ein bisschen schwierig, aber jetzt spielt er sehr gut. Er ist ein toller Innenverteidiger mit einem starken Körper und gut mit dem Ball."
Aufällig: Das finnische Team wurde nur von einem einzigen Journalisten nach Innsbruck begleitet. Die Gründe für das mediale Desinteresse konnte oder wollte niemand wirklich lüften, Hradecky hat jedoch augenzwinkernd einen Verdacht:
"Vielleicht gibt es ein wichtiges Eishockey-Spiel heute!"