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Marc Janko: Unterschiede zwischen Foda und Koller

Rückkehrer analysiert beide Teamchefs. Wertschätzung überwältigt ihn:

Marc Janko: Unterschiede zwischen Foda und Koller Foto: © GEPA

Marc Janko steht natürlich nicht nur für Manöverkritik am ÖFB-Präsidium im Aufgebot des Nationalteams, sondern hat auch sonst einiges zu erzählen.

Auch wenn er beim 1:0-Sieg gegen Nordirland um wenige Augenblicke an seinem ÖFB-Comeback am Spielfeld vorbeischrammte (Arnautovic: "Tuat ma lad!"), erntet der 35-Jährige jede Menge Lob, wie viel Schwung er nicht eingebracht hätte und wie wertvoll seine Erfahrung nicht fürs Team-Gefüge sei.

"Also ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wohin mit all der Wertschätzung, die mir entgegengebracht worden ist. Ich muss gestehen: Alleine deswegen hat sich die Anreise gelohnt. Ich habe mit dieser fast überwältigenden Reaktion von so vielen Leuten auf meine menschlichen Werte in der Form auch gar nicht gerechnet - alleine das entschädigt schon für die Aufwärmarbeit an der Seitenlinie", meint Janko, der beteuert:

"Auch wenn ich jetzt in Dänemark nicht spielen sollte, reise ich trotzdem mit einem richtig breiten Grinsen und einem guten Gefühl zurück nach Lugano. Ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich als Mensch anscheinend so wertgeschätzt werde."

Die verflogenen Jahre

Oft braucht es offenkundig ein wenig Abstand vom Tagesgeschäft, im konkreten Fall vom ÖFB-Alltag, um solche Komponenten zu bemerken.

"Ich habe mit Entsetzen feststellen müssen, dass ich 15 Jahre älter bin als Maximilian Wöber und 14 Jahre älter als Xaver Schlager. Da beginnt man schon zu überlegen, wo all die Jahre so schnell hingeflogen sind."

Marc Janko

"Wenn man sich alle vier Wochen von September bis November sieht, freut man sich natürlich schon wieder, die Jungs zu sehen und sich auszutauschen. Aber wenn man dann ein Jahr Pause hat, ist doch eine andere Wiedersehensfreude da. Dass die bei so vielen Leuten auf Gegenseitigkeit beruht, hat mich schon ein Stück weit berührt", gesteht Janko.

Als Mittdreißiger ist der Niederösterreicher längst in einem Alter, in dem man manchmal auf die Idee kommen könnte, dass die Zeit recht flott vergeht. Der Stürmer wurde bei seinem ÖFB-Trip jedenfalls "schmerzlich" daran erinnert:

"Ich habe mit Entsetzen feststellen müssen, dass ich 15 Jahre älter bin als Maximilian Wöber und 14 Jahre älter als Xaver Schlager. Da beginnt man schon zu überlegen, wo all die Jahre so schnell hingeflogen sind. Aber Spaß beiseite: Das sind alles richtig hungrige Jungs. Das merkt man im Training, die geben schon richtig Gas, ziehen gehörig an der Leine und wollen losgelassen werden."

Hoffnung auf Einsatz in Dänemark

Wöber ist zwar zum U21-Team gereist, aber für das eine oder andere Kadermitglied mit wenig Einsatzzeit könnte es in Dänemark eine Bewährungsprobe geben - und auch Janko rechnet sich durchaus Chancen aus, nach der Abreise von Marko Arnautovic stehen mit Guido Burgstaller und ihm schließlich nur noch zwei Angreifer im Kader.

"Die Chancen sind auf jeden Fall nicht gesunken. Man darf öfters wechseln. Vielleicht bekomme ich meine Minuten, vielleicht auch nicht. Aber auch wenn es nicht klappt, ich bin sehr happy damit, so wie es ist", betont der Routinier.

Beinahe wäre der Fall schlagend geworden, warum er von Teamchef Franco Foda für den verletzten Michael Gregoritsch nachnominiert wurde. Janko stand am Freitag gegen Nordirland bereits für seine Einwechlsung bereit, um bei der geplanten Schlussoffensive zu helfen. Doch unmittelbar davor erzielte Arnautovic doch noch den erlösenden Führungstreffer, der letztlich zum Sieg reichte.

"Trainer" Janko hätte sich auch nicht eingewechselt

"Das hatte ich so auch noch nie, aber es gibt immer wieder Sachen, die man noch nie erlebt hat, und das war wieder einmal ein neues Gefühl", grinst der 35-Jährige, der vollstes Verständnis für die Entscheidung von Foda hat:

"Im Endeffekt war es für mich in dem Moment, als Marko das Tor gemacht hat, vollkommen offensichtlich, dass ich mich wieder hinsetzen muss, weil es keinen Sinn macht, mich da jetzt reinzuhauen. Wichtig ist natürlich, dass die Mannschaft die drei Punkte einfährt. Das steht über allem. Der Teamchef hat sich auch nicht entschuldigt und braucht das auch nicht. Ich habe das in diesem Moment genauso gesehen wie er. Wenn ich Trainer gewesen wäre, hätte ich genauso agiert. Alles gut!"

Wenngleich er somit auf sein 67. Ländersiel warten muss, durfte Janko zumindest noch einmal Länderspiel-Luft schnuppern: "So durfte ich mich wenigstens noch einmal im Happel-Oval aufwärmen, das war auch ganz schön. Ich habe ein paar gute Sprints hingelegt."

Und er durfte noch einmal "seine" Rückennummer 21 tragen, die inzwischen eigentlich Stefan Lainer geerbt hat: "Stefan war so nett und hat mir die Nummer überlassen, weil es ihm nicht so wichtig ist wie mir, und bei mir wird es möglicherweise der letzte Auftritt gewesen sein. Insofern hat er mir die Ehre gegeben, noch einmal das Trikot mit meiner Nummer beflocken zu lassen."

Der Unterschied zwischen Foda und Koller

"Von der Art und Weise, wie er mit Spielern umgeht, ist Franco eher ein bisschen distanzierter zu den Spielern, sucht nicht so die intensiven Gespräche. Das ist aber absolut okay. Er ist ein grundauf ehrlicher und sehr direkter Mensch. Wenn ihm etwas nicht passt, dann sagt er das auch. Die viel zitierten Streicheleinheiten brauchen die Spieler heutzutage nicht mehr. Wenn sie wissen, dass Ehrlichkeit an höchster Stelle steht, ist das für jeden Spieler absolut in Ordnung."

Marc Janko

Alles in allem spielt Janko bei diesem Lehrgang eine interessante Rolle. Einerseits ist er ein ÖFB-Insider, der mehr als ein Jahrzehnt lang mit dabei war und die Dinge gut einordnen kann, wie auch seine Präsidiums-Kritik unterstreicht. Andererseits ist er diesmal jedoch ein Kadermitglied, das ein wenig von außen auf das Geschehen blicken kann.

Sehr gut kann er daher auch die Unterschiede zwischen dem aktuellen Teamchef und seinem Vorgänger Marcel Koller herausarbeiten:

"Von der Art und Weise, wie er mit Spielern umgeht, ist Franco eher ein bisschen distanzierter zu den Spielern, sucht nicht so die intensiven Gespräche. Das ist aber absolut okay. Er ist ein grundauf ehrlicher und sehr direkter Mensch. Wenn ihm etwas nicht passt, dann sagt er das auch. Die viel zitierten Streicheleinheiten brauchen die Spieler heutzutage nicht mehr. Wenn sie wissen, dass Ehrlichkeit an höchster Stelle steht, ist das für jeden Spieler absolut in Ordnung. Dann weiß er, woran er ist und bei Franco Foda ist das der Fall. Er ist ein taktisch ausgereifter Trainer, der viele Systeme vermitteln kann und auch Flexibilität ins Nationalteam eingebracht hat. Was Marcel Koller für den österreichischen Fußball geleistet hat, wissen wir alle. Man kann Trainer nie so vergleichen, jeder hat seine Eigenheiten. Marcel Koller ist vielleicht ein Stück weit mehr ein Typ, der das Gespräch mit den Spielern sucht."

Koller kann in Basel nicht zaubern

Als Schweiz-Legionär verfolgt Janko Kollers aktuelle Trainer-Station bei seinem Ex-Arbeitgeber FC Basel aus nächster Nähe mit und pflegt nach wie vor intensiven Kontakt mit seinem früheren Teamchef:

"Der Kontakt ist nie weniger geworden. Ich habe immer wieder gesagt, dass ich auf jeden Fall mit ihm in Kontakt bleiben möchte, weil ich ihn auch als Menschen sehr schätze. Das hat nie aufgehört."

Koller hat den entthronten Schweizer Serienmeister nicht in der einfachsten Phase übernommen, wie Janko bekundet: "Er ist zu einem Zeitpunkt zu Basel gekommen, wo er keinen Einfluss mehr auf die Kaderzusammenstellung nehmen konnte. Er hat quasi eine extrem verunsicherte Mannschaft übernommen, hat es aber geschafft, einigermaßen Stabilität reinzubringen. Man muss fairerweise auch sagen, dass sie viel Qualität verloren und nicht geschafft haben, diese Qualität so nachzubesetzen. Insofern kann er jetzt auch nicht zaubern. Aber ich denke, dass er in dieser Situation das Bestmögliche daraus gemacht hat. Für mich ist er nach wie vor ein sehr guter Trainer."

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