Dass Marcel Sabitzer zu den größten ÖFB-Gewinnern dieser EM-Qualifikation gehört, ist nicht gerade Breaking-News-verdächtig.
Dem Steirer wäre es schön längst am liebsten, wenn das Dauer-Lob ein Ende hätte. Aber dazu später mehr.
Die äußerst positive Entwicklung des Leipzig-Legionärs im ÖFB-Trikot bringt mit sich, dass im höchstwahrscheinlichen Fall einer EURO-Teilnahme auch die Erwartungshaltung steigen würde - nicht nur von außen, sondern zuallererst von Sabitzer an sich selbst.
Auch, weil es nach der EURO 2016 nicht sein erstes Antreten bei einem Turnier wäre.
"Die Qualifikation wäre sehr schön, weil man schon mal da war und daran geschnuppert hat, wie das so ist. Damals war ich noch jünger und unerfahren. Deshalb ist meine Rolle, sollten wir es schaffen, bei dieser Endrunde etwas anderes. Es ist natürlich auch auf meiner Seite mehr Druck, dass ich die Leistung auch auf der großen Bühne bringen kann", weiß Sabitzer, der sich dies jedoch definitiv zutraut:
"Wenn du über Jahre in der deutschen Bundesliga und in der Champions League gut performst, warum sollst du es nicht auch bei der Europameisterschaft machen?"
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Wann Sabitzer am stärksten ist
Beim Turnier in Frankreich 2016 kam Sabitzer in allen drei Spielen Österreichs zum Einsatz, gegen Portugal und Island von Anfang an. Dass er schon ein Turnier miterlebt hat, sollte nun ein Vorteil sein:
"Erfahrung ist im Fußball wichtig. Am Anfang deiner Karriere hast du oft diesen jugendlichen Leichtsinn, wo du nicht viel nachdenkst und einfach frei performen kannst. Aber irgendwann ist diese Zeit vorbei, und dann denkst du nach, dann hast du Druck und musst abliefern. Deshalb sage ich auch: Ich muss abliefern! Dessen bin ich mir bewusst. Aber dann bin ich eigentlich immer am stärksten."
So spricht jemand, der vor Selbstvertrauen strotzt.
Nicht nur im ÖFB-Team spielte er zuletzt groß auf, auch bei RB Leipzig läuft es nach Wunsch. Nach bewerbsübergreifend 17 Pflichtspielen in dieser Saison hält er bei 15 Scorer-Punkten (9 Tore, 6 Assists) und holte sich zuletzt ein Sonderlob von Trainer Julian Nagelsmann ab.
Sabitzer würde diese Quali mehr bedeuten als 2016
Der neue Coach des deutschen Bundesligisten habe ihn "noch einmal weitergebracht. Er bringt andere Attribute ein, wie er den Fußball sieht, das hat uns in den letzten Jahren vielleicht ein bisschen gefehlt - das Spiel mit den Ball, freie Räume zu suchen, eine Idee dahinter, wie wir den Gegner knacken. Das hilft mir persönich fußballerisch weiter. Dass wir gegenseitig viel Vertrauen zu einander haben, ist seit dem Interview ein offenes Geheimnis. Ich versuche es momentan im Drei-Tages-Rhythmus mit Leistung zurückzuzahlen."
"Es würde mir viel mehr bedeuten als die erstmalige Qualifikation, weil ich damals wenig Einsatzminuten hatte, wenig Vertrauen bekommen habe. In dieser Qualifikation habe ich jedes Spiel von Beginn an gemacht und auch Leistung gezeigt."
Auch Teamchef Franco Foda vertraut dem 25-Jährigen. Auch dem Deutschen zahlte er dieses Vertrauen in den letzten Länderspielen zurück, nicht selten war er der bestens aufgelegte Dreh- und Angel-Punkt im ÖFB-Spiel.
Entsprechend hoch würde er es auch aus persönlicher Sicht einordnen, wenn bei diesem Lehrgang in den Spielen gegen Nordmazedonien und Lettland das Ticket für die EURO 2020 gelöst würde:
"Es würde mir viel mehr bedeuten als die erstmalige Qualifikation, weil ich damals wenig Einsatzminuten hatte, wenig Vertrauen bekommen habe. In dieser Qualifikation habe ich jedes Spiel von Beginn an gemacht und auch Leistung gezeigt. Also würde es mich natürlich freuen, wenn wir jetzt vor eigenem Publikum den Sack zu machen."
Warum lange keine ÖFB-Rolle für ihn entstand
Es würde zu dieser Qualifikations-Kampagne passen, wenn Sabitzer auch diesmal entscheidenden Anteil hätte. In der Vergangenheit war es ein thematischer Dauerbrenner, dass die Offensivkraft die Vereins-Leistungen nicht auf das Nationalteam übertragen konnte. 2019 ist es in die andere Richtung ein Dauerbrenner.
Die Trendwende erklärt Sabitzer weiterhin damit, dass er nun einen guten ÖFB-Rhythmus hat: "Früher war ich oft einen Lehrgang dabei, dann wieder einen nicht, dann wieder zwei dabei, dann wieder bei einem nicht. Dann ist es eben schwer, dass du ankommst."
Zudem sei er oft nur Joker gewesen: "Dann ist halt nie so eine gute Rolle entstanden für mich und es war schwer. Klar, mich hat es auch immer geärgert, dass es nicht so funktionieren wollte, weil ich um meine Qualitäten wusste. Da war es auch für mich persönlich enttäuschend, dass ich es auf dem Platz nicht so umsetzen konnte."
Nachsatz: "Aber ich denke, jetzt können wir das Thema irgendwann einmal zu den Akten von 2016 oder so legen."
Schluss mit dem Dauer-Lob
"Ich brauche jetzt nicht unbedingt Lob von euch, damit es mir besser geht. Ich will einfach, dass dieses Thema, was in der Vergangenheit war, irgendwann einmal aufhört. Das ist nicht mehr der Ist-Zustand. Deshalb tun wir uns alle einen Gefallen, wenn wir uns das ersparen."
Bei der augenzwinkernden Nachfrage, ob wir ihn 2019 noch loben dürfen und seine Leistungen 2020 dann als Normalzustand akzeptieren sollen, muss Sabitzer selbst schmunzeln, um jedoch gleichzeitig freundlich, aber bestimmt, besagtes Thema ein für alle mal abzuwürgen:
"Wie oft soll ich noch das Gleiche erzählen? Ich erzähle jetzt den dritten Lehrgang das Gleiche - Verletzungen, einmal dabei, einmal nicht, jetzt läuft es auf einmal, das Vertrauen ist da. Das ist der Punkt. Ich kann es wirklich noch vier Mal erzählen, kein Problem! Aber ich glaube, wir können es irgendwann dabei belassen. Klar, es wird vielleicht auch wieder mal schlechte Spiele geben, das ist so im Fußball. Aber ich brauche jetzt nicht unbedingt Lob von euch, damit es mir besser geht. Ich will einfach, dass dieses Thema, was in der Vergangenheit war, irgendwann einmal aufhört. Das ist nicht mehr der Ist-Zustand. Deshalb tun wir uns alle einen Gefallen, wenn wir uns das ersparen."
Den größten Gefallen würde Sabitzer sich und Fußball-Östereich tun, wenn die Frage in Zukunft lautet, wie es ihm gelingt, seine gute ÖFB-Form so konstant zu konservieren.