Die Aufforderung an etwaige "ÖFB-Erfolgsfans", die gegen Uruguay nicht ins Stadion kommen, gar nicht mehr zukommen, war nur ein ein Aspekt des Medientermins von Marko Arnautovic am Donnerstag in Marbella.
Zuvor nimmt der 28-Jährige auch die Medien, TV-Experten wie Gary Neville und die Forums-Poster unter den Anhängern ins Visier.
Konkret geht es um die Einordnung seiner Situation bei Neo-Arbeitgeber West Ham United, die laut Meinung des Wieners nicht in Ordnung ist.
Wobei vorausgeschickt werden muss, dass Arnautovic durchaus auch Selbstkritik übt: "Natürlich stimmen meine Leistungen nicht!"
Aber: "Wenn ich nicht gut spiele, brauche ich keine Kritik von irgendeinem Medium. Die Medien haben für mich sowieso null Ahnung. Das ist einfach so! Ich weiß, dass ich mich am meisten kritisiere. Und ich habe auch starke Kritiker in meiner Familie, das sind mein Bruder und mein Vater."
"Die Medienvertreter freuen sich jetzt wieder brutal - in England und auch in Österreich. Wenn ich das Internet aufmache, lese ich dort: 'Fehleinkauf Arnautovic'! Respekt vor euren Zeitungen und wo ihr alle arbeitet, aber wenn ich 'Krone', 'Kurier' oder 'Österreich' aufmache und da steht irgendetwas über mich geschrieben, interessiert mich das nicht - egal ob gut oder schlecht, mich interessiert das nicht! Oder wenn ich bei LAOLA1 lese, ich bin zweite Wahl - das ist brutal, wenn ich so etwas höre! Ich rede mit euch, ich habe mit euch einen Spaß, aber mich interessiert es reichlich wenig, was davon erscheint", poltert Arnautovic.
Eine Antwort an Gary Neville
Doch nicht nur die Medienvertreter vor Ort im ÖFB-Camp in Marbella dürfen sich vom 66-fachen Teamspieler eine Predigt anhören, mit Gary Neville und Jamie Carragher nimmt er auch zwei englische Ex-Internationale ins Gebet. Die beiden TV-Experten bei "Sky" hatten kein gutes Haar an seiner Leistung beim 0:3 gegen Brighton gelassen. So meinte Neville etwa, dass Arnautovic glauben würde, er sei Cristiano Ronaldo.
"Ich respektiere, was Gary Neville als Spieler erreicht hat. Aber als Trainer? Lass es bleiben!"
"Ich respektiere, was Gary Neville als Spieler erreicht hat - er war bei Manchester überragend, Hut ab! Aber was hat er als Trainer bei Valencia gemacht? Seine Aufgabe ist es ja zu kritisieren, das sind 90 Prozent seines Jobs. Jeder schaut 'Sky Sports', und Jamie Carragher hatte schon mit genug Spielern Probleme. Aber ich stelle mich jetzt nicht hin und sage, der Gary Neville ist irgendeiner. Er ist ja auch nicht irgendeiner, er hat in seinem Leben viel erreicht, er ist eine Legende. Aber als Trainer? Lass es bleiben! Bleib beim TV und fertig!"
"Und zu besagtem Spiel: Freitagabend, ganz England schaut zu, die ganze Welt schaut zu und wir verlieren gegen Brighton 0:3. Wen pickst du natürlich raus? Du pickst mich raus! Weil ich der teuerste Transfer bin. Sonst war kein einziger irgendwie in der Kritik. Aber wir waren alle ein Skandal! Aber ich will keine Leute kritisieren, ich bin ein Kritiker von mir selber. Wenn ich etwas Gutes mache, probiere ich weiter an mir zu arbeiten, wenn ich etwas Schlechtes mache, probiere ich umso härter an mir zu arbeiten."
Harte Kritik an Forums-Postern
Weniger harte Arbeit attestiert er einigen Forums-Postern, die "Arnautovic-Bashing" betreiben: "Die meisten sind ja Leute, die keine Arbeit, wahrscheinlich kein Leben und keine Ahnung haben. Darunter gibt es natürlich auch welche, die richtige Fans sind. Und ich respektiere jeden Fan! Also bitte nicht falsch verstehen! Ich verstehe die Fans auch. Die haben sich natürlich alle gefreut, dass ich zu West Ham gekommen bin, weil ich bei Stoke sehr gute Leisgtungen gebracht habe. Aber: Die Fans sehen ja nur, was im Stadion passiert. Die Fans sehen nicht, was im Trainingszentrum passiert, was man privat noch trainiert, was man zusätzlich macht. Ich bin ein Mensch, der immer hochmotiviert ist."
Mit entsprechend großer Motivation hat Arnautovic im Sommer bei den "Hammers" angeheuert. Sich selbst bezeichnet die Offensivkraft gerne als "Maschine". Dass diese derzeit stottern würde, sieht er selbst trotz null Scorer-Punkten in sieben Premier-League-Partien nicht so: "Gar nichts stottert."
Arnautovic: "Ich bin in keiner Krise!"
"Ich bin in keiner Krise! Ich bin in gar nichts, ich bin voll dabei! Ich kann nur versprechen, West Ham kann zu 100 Prozent auf mich zählen."
Seine Version der Anlaufschwierigkeiten bei West Ham: "Ich möchte es kurz erklären: Ich bin als Rekordtransfer zum Verein gekommen. Unser erstes Spiel haben wir gegen Manchester United gespielt, im zweiten habe ich eine Rote Karte bekommen - das war schon mal ein Rückschlag, drei Spiele nicht dabei zu sein, keine Spielpraxis zu haben. Dann bin ich zurückgekommen und bin krank geworden, richtig krank. Danach bin ich zum Nationalteam gereist, wo ich in den zwei Spielen auch nicht zu 100 Prozent fit war. Dann hat es natürlich auch mit der Mannschaft zu tun, da wir nicht gewonnen haben. Natürlich stimmen meine Leistungen nicht, aber ich habe mir diese Rückschläge, wie die Rote Karte oder dass ich krank werde, ja nicht ausgesucht."
Seine Ansage: "Ich weiß, wie stark ich vom Charakter her bin, wie ich an mir arbeite. Ich weiß, dass ich wieder dort hinkomme, wo ich bereits war. Ich habe nichts verloren, und ich bin in keiner Krise! Ich bin in gar nichts, ich bin voll dabei! Ich kann nur versprechen, West Ham kann zu 100 Prozent auf mich zählen."
Hochdeutsch nach Schweizerdeutsch
Genau wie das Nationalteam auch unter Franco Foda auf seine Dienste zählen könne. Für den neuen Teamchef findet der England-Legionär lobende Worte:
"Alles super! Er kommuniziert gut mit den Spielern, das Training ist auf sehr hohem Niveau, jeder gibt Vollgas. Das haben wir im Nationalteam immer so gehabt, wir hatten immer ein gutes Training. Jetzt ist wieder richtig Feuer drinnen. Ich weiß nicht, ob es am neuen Trainer liegt oder nicht, aber ich hoffe mal, dass es so bleibt. Foda ist natürlich sehr ehrgeizig, will alle seine Spiele gewinnen, und das wollen wir auch. Ich denke, dass ein gutes Trainer-Team gekommen ist und wir uns wieder raufarbeiten."
Allzu viele Unterschiede zu Vorgänger Marcel Koller konnte Arnautovic noch nicht erkennen: "Der eine spricht Hochdeutsch, der andere Schweizerdeutsch, aber man versteht beides. Wir als Mannschaft bedanken uns dafür, was Koller sechs Jahre lang für uns gemacht hat. Die Ära Koller ist jetzt vorbei und wir sind glücklich, dass Franco Foda hier ist. Wir haben in den ersten paar Tagen hart gearbeitet. Als Mensch denke ich, dass er ehrgeizig ist, aber auch locker und für einen Spaß zu gebrauchen. Das Gesamtpaket passt bisher sehr gut."
Die Rolle als Führungsspieler
Ob der Deutsche im Rahmen des Spanien-Camps auch versuchen würde, eine zwischenmenschliche Ebene zu den Spielern aufzubauen? "Er hat uns klipp und klar deutlich gemacht, dass die Spieler alles für ihn sind. Er wird jeden Spieler unterstützen, alles für seine Spieler geben. Aber natürlich erwartet er dasselbe zurück. Von mir weiß jeder, dass es der Trainer hundertprozentig zurückbekommt. Denn im Fußball ist es das Schönste, das es gibt, für sein Land zu spielen, dafür sollte man Herz und Stolz haben. Das erwarte und verlange ich von allen Spielern."
Dass er mit seinen 28 Jahren inzwischen zu den älteren Spielern im Kader zählt, hört Arnatovic nicht so gerne. Mit seinen 66 Länderspielen verfügt er im aktuellen Kader über die größte Nationalteam-Erfahrung.
Logisch, dass sich daraus eine Führungsrolle ergibt, die er auch gerne annimmt: "Auch wenn ich nicht die Schleife am Arm habe, trage ich meinen Teil bei und unterstütze Kapitän Julian Baumgartlinger. Ich bin einer der Ältesten, habe die meisten Länderspiele. Aber ich schreie keine Spieler an, sondern probiere sie aufzubauen, locker mit ihnen umzugehen, damit sie sich gleich wohl fühlen. In Österreich denken viele: 'Ui, wie sollen wir mit dem Arnautovic reden?" Das denken vielleicht auch manche Spieler, die neu dazukommen. Aber da braucht sich keiner Sorgen zu machen, ich bin mit jedem Spieler gut, behandle jeden gleich. Jeder Spieler hier im Nationalteam ist schwer in Ordnung. Das sind super Burschen!"