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Arnie emotional: "Habe viel durchstehen müssen"

Marko Arnautovic zeigt sich vor dem Slowakei-Spiel von seiner emotionalen Seite.

Es war eine Seite von Marko Arnautovic, die man so nicht zu sehen bekommt. Bei der Abschlusspresskonferenz vor dem Testspiel des ÖFB-Teams gegen die Slowakei (Sonntag, 17.30 Uhr im LAOLA1-Ticker) zeigt sich der Wiener bei der Frage nach den Schwierigkeiten der vergangenen Monate emotional und bricht in Tränen aus.

"Ich habe gemerkt, als das alles passiert ist und ich meine Familie nicht sehen konnte, habe ich das Leben anders gesehen", sagt der China-Legionär über die Corona-bedingte Trennung von seiner Familie.

"Ich war sehr emotional. Ich habe für mehrere Monate meine Kinder und Familie nicht gesehen. Das war nicht einfach. Ich habe sehr viel durchstehen müssen. Ich bin wieder froh hier zu sein, in Österreich und werde alles dafür geben, dieses Land und meine Famielie glücklich zu machen", so Arnautovic, der im Anschluss an diese Worte einige Momente benötigt, um sich zu sammeln.

Die mentale Belastung der vergangenen Monate haben Spuren hinterlassen. Spuren, die in der öffentlichen Gesamtbetrachtung viel zu kurz kommen.

"Wir sind alle nur Menschen"

Teamchef Franco Foda weiß über die mentale Belastung seiner Spieler Bescheid. Die Trennung von der Familie kann im Vorlauf und während der Europameisterschaft für Probleme sorgen. Die Corona-Pandemie verkompliziert die Situation zusätzlich, der Teamchef hofft dennoch, dass vor der Endrunde noch Zeit für die Familien bleibt.

"Wir hatten 2020 schon einen genauen Plan mit Freizeitgestaltung, dass die Spieler Sonntag, Montag frei gehabt hätten. Wir hätten uns am Dienstag wieder getroffen. Die Situation hat sich klarerweise wegen Covid-19 extrem verändert. Es gibt ein Präventionskonzept, Hygienemaßnahmen, wir befinden uns in der Blase. Trotz allem machen wir uns Gedanken und suchen nach Möglichkeiten wie wir es schaffen können, den Spielern zu gewähren, dass sie eventuell noch einmal mit der Familie zusammentreffen", so der Teamchef.

"Man hat es jetzt auch gesehen, die Emotionalität von Marko. Man sagt: 'Es sind Profis und Profis müssen alles aufhalten', aber man sieht auch an dieser Tatsache, dass wir alle nur Menschen sind. Wir haben alle Gefühle und deshalb wird es für uns wichtig sein, das den Spielern zu ermöglichen", erklärt der Deutsche.

Foda zeigt sich trotz Präventionskonzept und Pandemie zuversichtlich, dass Zeit für die Familien der Spieler arrangiert werden kann. "Wir werden morgen eine Entscheidung treffen und gehe davon aus, dass es irgendwie funktionieren wird. Klar, wir müssen uns an das Konzept auch wieder halten, mit Testungen. Aber wichtig wird trotzdem sein, die Familien auch zu besuchen. Da geht es nicht um Freizeit sondern wirklich nur der Besuch der Familie, die Kinder zu sehen, die Frau. Das gibt auch wieder Kraft, Substanz, Energie und die werden wir bei der Europameisterschaft benötigen.

Für ÖFB-Team Nächte um die Ohren geschlagen

Obwohl die private Situation in China schwer auf Arnautovic lastete, war sportlich der Start in die Saison, die erst Ende April begonnen hat, bis zur Verletzung positiv, wie der Wiener bilanziert.

"Die Zeit in China war gut, wir hatten eine super Vorbereitung. Ich war komplett fit, das Training war sehr anstregend, wir hatten sehr viele Freundschaftsspiele. Mir ist es auch richtig gut gegangen. Dass mir zwei Wochen vor dem Nationalteam-Treffpunkt diese Verletzung passiert, ist schade, aber wir brauchen nicht zurückblicken. Mir geht es gut, ich bin froh wieder dabeizusein. Und ich bin froh, dass ich der Mannschaft wieder helfen kann", sagt Arnautovic, der trotz später Stunde versucht hat, die Auftritte des ÖFB-Teams aus China aus zu verfolgen.

"Es ist ein bisschen schwierig, wenn das Nationalteam in der Nacht beginnt zu spielen und ich munter bleiben muss", berichtet der Angreifer in Diensten von Shanghai Port, der seine Mannschaft lieber auf dem Feld unterstützt hätte.

"Es war kein gutes Gefühl für mich. Wie wir alle wissen, will ich immer dabei sein. Ich will immer der Mannschaft helfen und weiß, dass ich der Mannschaft immer helfen kann. Dass man soweit weg ist und miterlebt, dass es nicht so gute Resultate waren, war natürlich schwierig für mich", so Arnautovic.

Nun ist der 87-fache Nationalspieler wieder beim ÖFB-Team. Ein "super Gefühl", wie Arnautovic meint. Einzeltrainings in Bad Tatzmannsdorf zu absolvieren sei zwar schwierig gewesen, jetzt kann der 32-Jährige wieder voll angreifen. Er ist bei 100 Prozent, "es kann noch ein bisschen dazu kommen, aber ich fühle mich sehr gut."

Einsatz gegen Slowakei möglich

Ein Einsatz im letzten Test vor der Europameisterschaft gegen die Slowakei ist daher möglich, die Entscheidung darüber wird aber vom Teamchef getroffen. "In erster Linie entscheidet das der Trainer. In der zweiten Linie geht es natürlich um mich, wie ich mich körperlich fühle. Ich spreche natürlich regelmäßig mit dem Trainer. Er weiß, dass es mir mittlerweile gut geht, aber dass es für 90 Minuten vielleicht heute nach dem zweiten Training nicht reicht. Aber wir arbeiten darauf hin, dass ich für die EURO voll einsatzbereit bin", sagt Arnautovic.

Die slowakische Nationalmannschaft kenne Arnautovic "nicht gut", wie er zugibt. "Ich denke, ich habe einmal gegen sie gespielt. Ich weiß natürlich, dass sie einen Top-Spieler mit Skriniar von Inter Mailand drinnen haben und natürlich mit dem Kapitän, Hamsik. Aber der Trainer hat uns heute schon mit reingeführt, wie sie so spielen. Wir wissen, was wir zu tun haben", so der Angreifer, der den Fokus auf das eigene Spiel legen will.

"Im großen und Ganzen müssen wir nicht schauen, was der Gegner tut sondern wir müssen schauen, was wir machen. Wir müssen dazu alles geben, dass wir das Spiel morgen gewinnen."

"Kein Spieler will Joker-Rolle"

Im Sturmzentrum hat der Wiener in den vergangenen Monaten Konkurrenz in Form von Sasa Kalajdzic bekommen. Der Stuttgart-Legionär hat in sechs Länderspielen drei Tore erzielt, die zweite Geige möchte Arnautovic deswegen aber nicht spielen.

"Ich habe mich in meiner ganzen Karriere nicht in der Joker-Rolle gesehen. Kein Spieler will diese Joker-Rolle haben. Aber wenn es so ist, muss ich es akzeptieren und probieren, der Mannschaft dabei zu helfen. Aber ich werde alles dafür geben, fit zu sein und dem Trainer zu zeigen, dass ich kein Joker bin", sagt der China-Legionär, der erneut betont, dass die Entscheidung diesbezüglich bei Teamchef Franco Foda liegen würde.

Dass Arnautovic nicht nur auf dem Platz wichtig für das ÖFB-Team ist, sondern auch abseits dessen, ist hinlänglich bekannt. "Ich habe den Ruf, wenn ich mit der Mannschaft bin, dass ich ein gutes Gefühl reinbringe, dass ich die Jungs mitziehe. Es ist ganz wichtig, Spaß und Freude zu haben. Wenn du das am Training hast, die 100 Prozent zu geben, dann nimmst du das ins Spiel mit", erklärt der Wiener.

Der Platz auf der Tribüne beim Testspiel gegen England war zwar ungewohnt, brachte aber einige Erkenntnise mit, wie Arnautovic ausführt. "Ich muss sagen, gegen England habe ich sehr, sehr viele positive Dinge gesehen. Wir hätten dort auch einen Punkt mitnehmen können. Es ist nicht einfach, gegen England zu spielen. Es war nicht alles perfekt, aber man hat gesehen, dass viele positive Dinge dabei waren. Die müssen wir jetzt weiter mitnehmen in das Spiel gegen die Slowakei. Dann müssen wir ein positives Resultat rausholen und mit diesem Elan und dem Selbstvertrauen zur EURO zu fahren."

Hohe mediale Erwartungshaltung will der Wiener schon im Vorhinein im Keim ersticken: "Dass wir über irgendein Achtelfinale fantasieren, darüber müssen wir jetzt nicht reden. Wir haben jetzt einmal eine Gruppenphase. Wir wissen, dass jeder Gegner in der Gruppe Qualitäten hat und ein starker Gegner ist. Wir gehen von Spiel zu Spiel. Wir können jetzt nicht an das Achtelfinale denken – das wollt ihr jetzt hören, aber das spielt es bei mir nicht".

Spielplan der Gruppe C>>>

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