Wer für Österreich gegen Deutschland ein Tor erzielt, darf sich schon mal feiern lassen. Eigentlich.
Martin Hinteregger, beim 2:1-Sieg am Samstag der Schütze zum Ausgleich, ging es in seiner Heimatgemeinde Sirnitz eher ruhig an, wenngleich er natürlich das Dorf-Gesprächsthema Nummer eins war.
"Sehr viele Leute von mir waren im Stadion, und am Tag nach dem Spiel war bei mir im Dorf einiges los", grinst der Kärntner, der naturgemäß viele Gratulationen entgegennehmen durfte:
"Ich bin ein offener Mansch und gehe raus. Es ist ja ein extrem kleines Dorf, daher gibt es nur wenige Hotspots, wo sich alle treffen - das ist beim Gasthaus, beim Spar und bei der Raiffeisenbank. Da kommt alles zusammen. Da braucht man nur hingehen und schon trifft man alle", lacht Hinteregger.
Hinteregger: "Ein anderer Sieg"
Sirnitz ist ein 300-Einwohner-Dorf, das zur Gemeinde Albeck im Bezirk Feldkirchen gehört und sich tendenziell auch bestens zum heimatlichen Relaxen eignet. "Sportlich bewegt habe ich mich einmal gar nicht. Ganz gemütlich", erklärt der 25-Jährige, dass er die drei freien ÖFB-Tage komplett zum Abschalten genützt hat.
Gratulationen für sein Tor nahm Hinteregger nicht nur persönlich entgegen, auch der eine oder andere Mitspieler vom FC Augsburg hat sich gemeldet, um zum Sieg zu gratulieren.
Der Erfolg gegen das DFB-Team ist und bleibe angesichts des Gegners "ein anderer Sieg, aber es war halt nur ein Freundschaftsspiel. Wir wissen aber natürlich auch, dass wir schon ewig nicht mehr gegen die Deutschen gewonnen haben, daher wird es auch für die nächsten Jahre noch etwas Besonderes sein, den Sieg eingefahren zu haben."
Besser Brasilien als Malta
Mit Brasilien folgt am Sonntag gleich das nächste Highlight - als krönender Abschluss der langen Saison. "Ich denke, es ist schon sehr gut, dass der Gegner Brasilien heißt und nicht Malta oder ein anderes kleines Land. Wir wissen, wenn wir da nicht voll da sind, kann es eine üble Klatsche geben. Wir wissen aber auch, wenn wir top da sind, können wir auch gegen die Brasilianer richtg gut bestehen", hält es Hinteregger für wichtig, bis zum Sonntag die Spannung wieder voll nach oben zu fahren.
"Die Tricks, die die Brasilianer können, kann ich nicht vorzeigen, das schaffe ich nicht. Das lernen sie in Brasilien ganz anders als bei uns."
Mit der "Selecao" würden wahre Dribbelkünstler auf das ÖFB-Team warten, die Tricks draufhätten, die er als U9-Trainer des TSV Haunstetten seinen Schützlingen nicht beibringen könne: "Die Tricks, die die Brasilianer können, kann ich nicht vorzeigen, das schaffe ich nicht. Das lernen sie in Brasilien ganz anders als bei uns."
Seinen Job als Nachwuchstrainer übt Hinteregger als Ausgleich zum Profi-Dasein in Augsburg aus. Während der Sommer traditionell von Transfers und diesbezüglichen Gerüchten geprägt ist, tut sich diesbezüglich beim Innenverteidiger gar nichts, auch wenn von seinen Leistungen her der nächste Schritt durchaus drinnen wäre.
Transfer? Augsburg das Vertrauen zurückgeben
"Bis jetzt habe ich noch nichts gehört und ich gehe auch nicht davon aus. Es ist auch überhaupt nicht mein Ziel", sagt der frühere Salzburger, der alleine schon aus Dankbarkeit und Respekt für den 7-Millionen-Euro-Transfer im August 2016 beim FC Augsburg bleiben möchte:
"Ich bin mir dessen schon sehr stark bewusst, dass sie mich damals gekauft haben, als es eigentlich nicht so gut gelaufen ist, dass sie sehr viel Geld ausgegeben haben und doch ein bisschen ins Risiko gegangen sind. Sie haben mir extrem viel Vertrauen gegeben, und das möchte ich jetzt irgendwie zurückgeben. Ich habe bis 2021 Vertrag, mir geht es in Augsburg richtig gut und ich denke, das merkt man auch."
Falls er doch irgendwann die Liga wechseln möchte, heißt seine Traum-Destination jedoch nicht wie bei vielen England: "Nein, als Kärntner ist eher Italien das Ziel."
Zu Hause in Sirnitz hätten sie ob der kurzen Wege, zum Beispiel nach Udine, natürlich eine Freude mit solch einem Wechsel, wie Hinteregger lacht: "Das wäre natürlich ein Wahnsinn!"