"Als linker Innenverteidiger wird es sich net ausgehen, da ist David gesetzt", lacht Maximilian Wöber auf seine Startelf-Hoffnungen für das Schweden-Match angesprochen.
Auch wenn seine bevorzugte Position durch den ÖFB-Kapitän besetzt ist, sind es trotzdem durchaus berechtigte Hoffnungen. Seiner "Ausweich"-Position Linksverteidiger sei Dank.
"Bis auf die Schweden-Partie in Wien habe ich in der Quali jede Partie begonnen", erinnert der Mönchengladbach-Legionär, der sich bislang munter mit Phillipp Mwene abgewechselt hat, welcher jedoch mitunter auch auf der rechten Abwehrseite aushelfen musste.
Sollte Wöber in Stockholm den Vorzug bekommen, kommt auf ihn und seine Abwehr-Kollegen mit den schwedischen Offensiv-Stars Alexander Isak, Emil Forsberg und Dejan Kulusevski eine anspruchsvolle Aufgabe zu.
Sie können Spiele im Alleingang entscheiden
"Weltklasse!", lautet der Begriff, der dem 25-Jährigen auf diese Spieler angesprochen in den Sinn kommt:
"Forsberg spielt seit gefühlt 15 Jahren bei Leipzig auf Topniveau. Bei Isak habe ich gegen Newcastle schon erleben müssen, welche individuelle Qualität er hat. Kulusevski ist bei Tottenham auch ein Ausnahmespieler. Sie alle können Partien alleine entscheiden. Das gilt es auf alle Fälle zu unterbinden, eng dran zu sein und ihnen auch mal weh zu tun, wenn es sein muss."
Wird Kulusevski wieder rechts aufgeboten, könnte es zum direkten Duell kommen. Wie sich der ehemalige Leeds-Legionär darauf vorbereitet?
"Ich kenne ihn natürlich von Tottenham. Wir haben bei uns in der Kabine iPads mit individuellen Videos von jedem einzelnen Spieler, die wir uns anschauen können. Uns wird auch viel Video-Material vom Trainer-Team gezeigt. Wir werden individuell auf dieses Spiel und unsere Gegenspieler vorbereitet."
ÖFB-Team muss sich vor keiner Nation verstecken
Den Eindruck, dass die Offensive der Skandinavier zwar gefährlich, deren Defensive jedoch angreifbar sei, stimmt Wöber nur bedingt zu:
"Hinten spielen auch nicht irgendwelche Spieler. Victor Lindelöf spielt zum Beispiel bei Manchester United", erinnert der Abwehrspieler, der jedoch gleichzeitig das ÖFB-Selbstvertrauen bemüht:
"Egal mit wem wir uns vergleichen, wir brauchen uns vor keiner Nation zu verstecken, wenn man unsere Qualität vorne und hinten sieht. Deswegen fahren wir mit breiter Brust hin und wissen, dass wir diese Mannschaft schlagen können."
"Ich bin mir sicher, dass wir ein gutes Ergebnis erzielen werden, wir uns dann hoffentlich in der Kabine in den Armen liegen und uns sagen werden, dass wir jetzt zusammen Großartiges erreicht haben."
Dass das Kräftemessen in der Friends Arena Final-Charakter besitzt, übt besonderen Reiz aus.
In der Kabine in den Armen liegen
"Wir wissen natürlich, wenn wir diese Partie gewinnen, können wir uns eigentlich nur mehr selber schlagen. Man merkt auch, je näher es zum Spiel geht, dass die Vorfreude immer größer wird, man immer mehr über dieses Spiel redet", schildert Wöber und kündigt optimistisch an:
"Ich bin mir sicher, dass wir ein gutes Ergebnis erzielen werden, wir uns dann hoffentlich in der Kabine in den Armen liegen und uns sagen werden, dass wir jetzt zusammen Großartiges erreicht haben."
Der Wechsel zu Borussia Mönchengladbach hat Wöbers Selbstvertrauen bestimmt nicht geschadet, nachdem der letztlich verlorene Abstiegskampf mit Leeds im Frühjahr das Nervenkostüm logischerweise ein wenig belastet hat.
"Für mich war das echt ein super Schritt. Ich habe mich super eingelebt, es ist ein familiärer Klub, ein richtiger Traditionsverein mit unglaublichen Fans", meint er zu seinem leihweisen Transfer zum deutschen Bundesligisten.
Das "coole Projekt" in Mönchengladbach
Natürlich sei es auch eine Befreiung, nicht mehr um den Klassenerhalt zu kämpfen: "Man kann wieder auf den Platz gehen, es genießen und nicht daran denken, was tabellenmäßig passiert, wenn man am Wochenende verliert."
Wöber spricht bei Gladbach von einem "coolen Projekt" mit einer jungen Truppe, die sich erst einmal finden müsse. Es würde Spaß machen, hier als schon eher erfahrener Akteur mitzuhelfen.
In den vergangenen beiden Saisonen konnte die Borussia die eigene Erwartungshaltung nicht erfüllen, also setzt man selbige diesmal ein wenig niedriger an.
Laut Wöber sei es wichtig, die jüngeren Kadermitglieder in dieser Spielzeit weiterzuentwickeln.
Wie geht es im Sommer weiter?
"Die Jungen müssen sehen, dass sie mit den Besten in der Bundesliga mithalten können, selbstbewusst werden und in ihrer Persönlichkeit wachsen. Wenn wir am Ende der Saison mit einem Kader von 20 gestandenen Bundesliga-Spielern dastehen, können wir sagen, in der nächsten Saison können wir voll angreifen", so der 16-fache ÖFB-Teamspieler.
Auch wenn es die Gladbacher Fans vielleicht nicht gerne hören, aber ein internationaler Startplatz ist in der laufenden Spielzeit nicht das klar deklarierte Ziel: "Es wird im Verein als Entwicklungs-Saison gesehen, um eine neue Basis zu schaffen."
Ob Wöber 2024/25 bei besagtem Angriff mit an Bord wäre, ist offen. Sein Vertrag in Leeds läuft bis 2027. Es sei daher zu früh, um vorherzusagen, wie es im kommenden Sommer weitergeht:
"Ich bin jetzt mal das Jahr in Gladbach, fokussiere mich voll darauf und werde alles reinwerfen. Darüber, wie es dann im Sommer ausschaut, möchte ich mir eigentlich jetzt noch keine Gedanken machen."