Michael Gregoritsch hat in diesem Sommer eine bewusste Entscheidung getroffen, dem FC Augsburg die Treue zu halten.
13 Tore in der vergangenen Saison der deutschen Bundesliga haben natürlich Aufmerksamkeit erregt, andererseits weiß der Goalgetter, was er an seinem Klub hat.
"Es war nichts dabei, wo ich gesagt hätte: 'Okay, das haut mich jetzt so vom Hocker, dass ich es unbedingt machen muss.' Ich habe mich in der Vorbereitung relativ früh entschlossen, dass ich in Augsburg bleiben will. Da hätte schon wirklich ein Bomber kommen müssen, bei dem ich sage: 'Wow, das hätte ich jetzt nicht gedacht, das würde ich mir gerne anschauen.' In den Gesprächen mit dem Verein war es immer zu 99 Prozent klar, dass ich in Augsburg bleibe", erläutert Gregoritsch beim ÖFB-Camp in Bad Waltersdorf.
Das Tor gibt Selbstvertrauen
Bestätigt der Steirer seine hervorragende letzte Saison, dürfte sein Marktwert nicht gerade sinken, was wohl auch im Interesse seines Arbeitgebers ist. Gregoritsch-Tore sollen zudem helfen, die gestiegenen Augsburger Ziele zu realisieren. Der Anfang ist geglückt. Beim 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach erzielte er am Wochenende sein erstes Saison-Tor (Das Tor auf Video!).
"Es war eine super Flanke. Ich habe gesehen, dass der Ball zu 99 Prozent über Tony Jantschke drübergeht und mir gedacht, aus 15 Metern ist es zu weit zum Köpfeln, den muss ich mit der Brust mitnehmen. Als er vor mit gelegen ist, war ich mir schon sehr sicher, dass ich ihn reinhaue", schildert der 24-Jährige, der dadurch naturgemäß Selbstvertrauen getankt hat.
"Das Tor hat mir persönlich sehr gut getan. Das ganze Spiel war von der Mannschaft und von mir sehr gut. Das Selbstvertrauen ist da, und ich hoffe, ich kann in dieser Woche zeigen, dass ich eine gute Form habe. Man kommt natürlich mit einem besseren Gefühl zum Nationalteam, als wenn man in der neuen Saison vielleicht noch ohne Tor wäre."
Endlich den ÖFB-Durchbruch schaffen
Genau zwei Jahre, seit dem September-Termin im Jahr 2016, gehört Gregoritsch inzwischen dem Nationalteam-Kader an. Die gestiegene Qual der ÖFB-Wahl in der jüngeren Vergangenheit lässt sich auch daran messen, dass es vor einigen Jahren wohl kaum denkbar gewesen wäre, dass ein Stürmer, der in der deutschen Bundesliga zweistellig trifft, im ÖFB-Team nicht erste Wahl ist.
Genau diesen Schritt möchte "Gregerl" nun gehen. Dass dies sein großes Ziel ist, hat er schon mehrmals zu Protokoll gegeben und daran hat sich nichts geändert. In diesem intensiven Länderspiel-Herbst mit vier Nations-League-Partien und zwei Testspielen sollte sich die Gelegenheit bieten, in der ÖFB-Hackordnung den gewünschten Schritt nach oben zu tätigen.
"Ich versuche einfach, das zu zeigen, was ich im Verein auch spiele. Im Verein ist mir das über lange Sicht gesehen relativ gut gelungen. Im Nationalteam habe ich im März mein erstes Länderspiel von Beginn und mein erstes Tor gemacht. Das werde ich mein Leben lang nie vergessen, auch wenn es 'nur' das 3:0 in Luxemburg war. So etwas vergisst man trotzdem nicht. Ich habe also gute Erinnerungen an meinen letzten Nationalteam-Auftritt. Im Juni war ich leider nicht dabei, das hat mir sehr weh getan. Aber jetzt bin ich wieder schmerzfrei und gesund", betont Gregoritsch.
Kein Einser-Stürmer wie Janko
Schmerzfrei, gesund und vor allem topmotiviert, den Konkurrenzkampf im rot-weiß-roten Angriff aufzunehmen. Mit Marko Arnautovic, so er im Sturm-Zentrum aufgeboten wird, und Guido Burgstaller können auch die Kontrahenten gute Argumente für sich vorweisen.
"Das ist ein Luxusproblem. 'Burgi' hat letztes Jahr elf Tore in der deutschen Liga gemacht, Marko elf Tore in England, ich habe 13 Tore gemacht. Vor zwei Jahren hat es geheißen, wir haben keinen Stürmer, der international über einen längeren Zeitraum Tore schießt. Jetzt haben wir drei."
"Das ist ein Luxusproblem. 'Burgi' hat letztes Jahr elf Tore in der deutschen Liga gemacht, Marko elf Tore in England, ich habe 13 Tore gemacht. Vor zwei Jahren hat es geheißen, wir haben keinen Stürmer, der international über einen längeren Zeitraum Tore schießt. Jetzt haben wir drei", verdeutlicht Gregoritsch, der auch im Angriff wie im kompletten Kader "Härtefälle, die sich auf die Bank setzen müssen", vermutet.
Auf jeden Fall ortet er im Moment nicht den klaren Einser-Stürmer, wie es Marc Janko viele Jahre lang war: "Im Moment ist es eher die Qual der Wahl. Ich glaube nicht, dass sich ein kompletter Nummer-eins-Stürmer herauskristallisiert hat. Wir haben alle unsere Vorzüge. Außerdem ist der Bonus, dass wir uns alle sehr gut verstehen. Das spielt uns schon in die Karten, dass keiner irgendwem irgendetwas neidig ist. Wir sind einfach eine gute Truppe. Jeder hat seine Vorzüge. Außerdem ist es gut, dass wir mehrere Spieler haben, die vielleicht auch von der Bank kommen und Tore schießen können."
Keine Larifari-Trainings
Allzu viele Gelegenheiten hat der Angreifer nicht, Teamchef Franco Foda im Vorfeld des Tests gegen Schweden am Donnerstag in den Trainings zu überzeugen. Zwischen der regenerativen Einheit am Montag und dem Abschlusstraining am Mittwoch ist am Dienstag nur eine volle Einheit angesetzt.
"Das stimmt, aber im Großen und Ganzen ist es eh immer so, dass man sich über die Leistungen davor für die Aufstellung aufdrängt. Da müssten im Training schon großartige Dinge passieren. Aber man muss in den Einheiten trotzdem voll da sein. Wenn man in einer Torschuss-Einheit trifft, ist das besser, als wenn man ein Larifari-Training hinlegt. Man darf sich nicht hängen lassen und fällt eher auf, wenn man die gute Form mitgenommen hat. Die Woche ist kurz, aber ich hoffe natürlich auf Spielzeit."
Zum Beispiel gegen die Schweden, gegen die Gregoritsch, quasi als Nebenaspekt, Frieden mit der Generali-Arena schließen könnte. "Ich glaube, wir haben in drei Spielen dort 15 Tore kassiert", denkt er an seine Zeit beim Kapfenberger SV und an Gastspiele am Verteilerkreis zurück, "in einem hat sogar Julian Baumgartlinger sein einziges Bundesliga-Tor gemacht."
Ganz so schlimm war es auch nicht - es waren "nur" zehn Gegentore in zwei Auswärtsspielen mit dem KSV bei der Austria (1:5, 0:5).
Kein Herumeiern mehr in Ausgburg
Ergebnisse wie diese blieben ihm beim FC Augsburg in dieser Saison bislang erspart. Ganz im Gegenteil ist man noch ungeschlagen. Nach dem Auftakt-Sieg im DFB-Pokal steht man nach zwei Liga-Runden mit je einem Sieg und einem Remis da.
"Wir wollen so schnell wie möglich 40 Punkte haben, damit wir einmal das Ziel Europacup ausgeben können und nicht so wie letzte Saison herumeiern."
Dieser Start soll als Indiz für den weiteren Saison-Verlauf dienen. "Wir wollen so schnell wie möglich 40 Punkte haben, damit wir einmal das Ziel Europacup ausgeben können und nicht so wie letzte Saison herumeiern", stellt Gregoritsch klar und präzisiert:
"Wir haben uns in der Vorbereitung zusammengesetzt. Letzte Saison hatten wir relativ schnell 36 oder 37 Punkte und haben danach in den letzten Runden nur mehr wenig gepunktet. Das wollen wir in dieser Saison vermeiden. Wir wollen auch in diesem Jahr so schnell wie möglich in die Nähe der 40 Punkte kommen und dann aber auf jeden Fall ein neues Ziel ausgeben. Natürlich wollen wir nach oben hinschnuppern, vielleicht auch einmal um Platz 5, 6 oder 7 mitspielen. Unsere Leistungen in den ersten zwei Bundesliga-Spielen haben auf alle Fälle gezeigt, dass wir die Möglichkeiten dazu haben. Die Mannschaft ist gut, wir sind auch in der Breite viel, viel besser geworden. Im Moment macht es Spaß mit dieser Truppe."