Das ÖFB-Team schließt die EM-Quali mit einem 2:0-Sieg gegen Estland ab (Spielbericht >>>). Ohne Glanz, aber mit Souveränität beendet Österreichs Nationalteam dieses Kapitel.
"Ich glaube, wir haben gewusst, dass es nicht einfach wird in Estland. Wir haben gegen eine Mannschaft gespielt, die sehr tief steht - da braucht man vielleicht auf der einen Seite ein bisschen Geduld, auf der anderen Seite muss man trotzdem hundert Prozent auf den Platz bringen, um erfolgreich zu sein. Deshalb bin ich sehr stolz auf die Mannschaft", zeigte sich Kapitän David Alaba im Interview bei "Servus TV" zufrieden.
Ähnlich sah es Bayern Münchens Konrad Laimer. "Es war sicher kein einfaches Spiel. Sie stehen sehr tief, laufen viel, sind aggressiv in die Zweikämpfe - da musst du auch geduldig bleiben, schauen, dass du deine Chancen kriegst. So haben wir das gemacht - manchmal besser, manchmal nicht so gut." Im Großen und Ganzen dürfe man sich aber über verdiente drei Punkte freuen.
"Damit er auch mal ein Tor schießt"
Laimer war es, der die ÖFB-Elf in Minute 25 in Führung brachte. "Es tut immer gut, bei so einem Gegner das 1:0 zu schießen. Dann kriegt man ein bisschen mehr Räume, auch wenn es sich nicht so angefühlt hat nach dem 1:0. Das macht das ganze Spiel einfacher", meinte er. Beim 1:0 vollendete Laimer einen tollen Spielzug, nachdem Baumgartner per Dribbling Xaver Schlager bedient hatte, legte dieser mustergültig zurück.
"Erst habe ich gedacht, ich bin im Abseits", so Schlager. Den "Gregerl" - Michael Gregoritsch blieb beim 50. Länderspieleinsatz ohne Torerfolg - habe er am ersten Pfosten gesehen, da stand aber auch der Gegenspieler, so Schlager. "Den Konni habe ich hinter mir gesehen - ich habe mir gedacht, ich lege ihm auch mal eins auf, damit er ein Tor schießt. Hat er gut gemacht, guter Laufweg - ich freue mich für ihn", schmunzelt der Oberösterreicher.
Auf der Karriere-Achterbahn mit Michael Gregoritsch
"Eine riesige Freude"
Nicht nur der "Konni", auch der Philipp durfte sich über ein Tor freuen. Für Freiburg-Legionär Philipp Lienhart war es sogar der erste Treffer mit dem Adler über der Brust. "Ich habe eine riesige Freude damit, dass ich endlich mein erstes Tor gemacht habe - und ich bin sehr froh, dass wir heute die drei Punkte geholt haben", meinte Lienhart im "Servus TV"-Interview.
Nach einer Alaba-Ecke schraubte er sich am ersten Pfosten hoch und nickte zum zweiten österreichischen Treffer ein. "Standards sind immer wichtig in so einem Spiel, die haben heute wieder gut funktioniert", freute sich Laimer. In der Schlussphase hätte Lienhart nach einem Freistoß von Alaba aus dem Halbfeld sogar den Doppelpack schnüren können, verpasste aber knapp.
Auch hinten zeigte sich die ÖFB-Elf weitgehend sicher, nur einmal wurde es richtig brenzlig. Die beste Chance Estlands in Minute fünf jagte Sinyavskiy aber aus kurzer Distanz über das Tor.
"Wir haben richtig Glück gehabt, dass er den Ball nicht trifft. Dann sind wir besser ins Spiel gekommen, haben das Spiel auch kontrolliert", so Lienhart. Er meinte aber auch: "In der zweiten Hälfte finde ich, ist es etwas zu wild geworden." Schuld daran waren auch die schwierigen Platzbedingungen.
"Haben uns enorm weiter entwickelt"
19 Punkte aus acht Spielen, Fixqualifikation für die EURO 2024, zumindest vorübergehend Platz eins in der Gruppe F. Die ÖFB-Elf performt aktuell - das sieht auch Alaba so.
"Ich glaube, dass es sehr gut zu sehen ist, dass wir uns als Mannschaft - speziell im Spiel mit dem Ball, aber auch gegen den Ball - enorm weiterentwickelt haben. Dass wir als Mannschaft reifer geworden sind."
Und dennoch: Potenzial nach oben sieht Alaba weiterhin. "Das ist etwas, dass man in der Mannschaft spürt, diesen Hunger, den wir haben. Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen."
Die erfolgreiche Qualifikation sei schön, für Alaba wirkt sie aber bereits nach dem Spiel gegen Estland abgehakt. "Worum es am Ende geht, ist bei der EM im Sommer nicht nur dabei zu sein, sondern auch eine gewisse Rolle zu spielen. Das ist unser Ziel, darauf liegt der Fokus." Von der EURO wolle er seinen Enkelkindern dann erzählen, nicht von der Quali.
Deutschland als Partycrasher
Zumindest der kurzfristige Fokus des ÖFB-Teams liegt aber auf dem Spiel am Dienstag. "Wir fliegen gleich nach Wien - zum Feiern ist heute nicht so viel Zeit", bringt es Lienhart auf den Punkt. Im Ernst-Happel-Stadion wird Österreich am Dienstag nämlich im Freundschaftsspiel Deutschland empfangen (ab 20:45 Uhr LIVE im Ticker >>>).
"Wir kennen uns alle sehr gut, viele kennen die Spieler in- und auswendig aus ihren Vereinen", so Schlager, der einer der zahlreichen Deutschland-Legionäre im Team ist. Jeder freue sich, die Motivation sei groß. "Es ist ist immer etwas Besonderes, wenn man quasi gegen einen 'großen Bruder' spielt", so der Spieler von RB Leipzig.
Konrad Laimer (Bayern München) geht es ähnlich: "Es ist immer schön, wenn man gegen so große Nationen mit so guten Spielern spielen kann, sich messen kann. Wir können das Jahr sehr gut abschließen - ein Sieg gegen Deutschland wäre die Kirsche auf der Nachspeise."
Chancen habe man ohnehin immer, so Alaba: "Die Qualität besitzen wir." Man habe bereits bewiesen, dass man auch gegen solche Gegner erfolgreich sein könne - wenngleich man über die Qualität der DFB-Elf nicht zu diskutieren brauche. "Die Qualität, die Historie - das wird sicher ein geiles Spiel!"