Julian Nagelsmann und das DFB-Team treffen am Dienstag im freundschaftlichen Länderspiel auf die ÖFB-Elf unter Ralf Rangnick (ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker bei LAOLA1).
Nagelsmann trifft dabei auf einen alten Weggefährten. Im Herbst 2010, als Nagelsmann U17-Co-Trainer bei TSG Hoffenheim war, coachte Rangnick die Profis der Sinsheimer.
Später, im Jahr 2019, holte Rangnick "Ziehsohn" Nagelsmann als Nachfolger für ihn selbst nach Leipzig.
Rangnick? "Hatte immer Vertrauen in mich"
"Ich habe extrem viele Berührungspunkte mit ihm gehabt. In Hoffenheim schon, auch in Leipzig. Er hat extrem dafür gekämpft, dass ich nach Leipzig komme", erläutert Nagelsmann in der Pressekonferenz vor dem Länderspiel gegen Österreich. Er verrät auch, dass ihn Rangnick bereits in einer anderen Funktion nach Leipzig holen wollte, als Nagelsmann noch Jugendtrainer bei der TSG war.
"Er ist einer, der immer Vertrauen in mich hatte. Er hat sich früh mit mir ausgetauscht, auch wo wir noch nicht beim gleichen Klub angestellt waren. Er hat versucht, mir Meinungen mitzugeben", so der Bundestrainer über sein Pendant am Dienstag.
Nagelsmann bekennt, er habe dem österreichischen Teamchef viel zu verdanken. "Ich habe auch versucht, in Leipzig seinen guten eingeschlagenen Weg fortzuführen", meint der DFB-Trainer.
Rangnick hatte im Fußball zahlreiche Jobs inne, neben seiner jetzigen Aufgabe arbeitete er auch als Sportdirektor und Berater.
"Ich glaube, dass innerlich das Trainersein das ist, was ihm am meisten gefällt, ihm liegt und am meisten in ihm auslöst", meint Julian Nagelsmann dazu.
Mit dem ÖFB-Team erwartet Nagelsmann eine Mannschaft, die nicht mehr so klar in der Underdog-Rolle steckt wie noch vor einigen Jahren.
"Da kann man aus deutscher, pessimistischer Sicht sagen. Sind wir daran schuld, dass wir schlechter geworden sind? Oder ist Österreich einfach deutlich besser geworden?", stellt sich Nagelsmann die Frage nach dem Grund, um darauf direkt die Antwort zu geben.
Er sieht die "Schuld" für die nicht mehr so klare Rollenverteilung bei der steigenden Qualität des rot-weiß-roten Teams.
"Sie haben Spieler, die viel Champions League spielen. Sie haben einen Trainer, der eine klare Idee hat, die er seit Jahren verfolgt. Sie haben eine sehr, sehr gute Quali gespielt. Demnach ist es ein sehr, sehr starker Gegner."
Er beschreibt den anstehenden Gegner als Team, welches "sich an die europäischen Spitzenteams mehr als herangeschlichen hat".
"Ich bin Freund von gutem Fußball. Deswegen sage ich eher, dass Österreich einfach deutlich besser geworden ist in den letzten Jahren in vielen Bereichen", so der deutsche Übungsleiter.
"Sie haben Spieler, die viel Champions League spielen. Sie haben einen Trainer, der eine klare Idee hat, die er seit Jahren verfolgt. Sie haben eine sehr, sehr gute Quali gespielt. Demnach ist es ein sehr, sehr starker Gegner. Die Verhältnisse sind enger geworden", fährt der DFB-Trainer fort.
Er erwarte mit Österreich "eine Mannschaft, die sehr gut und aggressiv verteidigt."
"Gewinnen" als Hauptziel des DFB
Viele ÖFB-Kicker verdienen aktuell ihr Geld in Deutschland. BVB-Legionär Marcel Sabitzer trifft gegen die DFB-Elf auf vier Teamkollegen.
Einer davon ist Mats Hummels. "Natürlich haben wir darüber geredet, das ist natürlich ein sehr schönes Duell. Ich weiß nicht, wie oft ich es gespielt habe. Auf jeden Fall habe ich gute Erinnerungen an die Atmosphäre, an das Stadion hier", verrät der BVB-Abwehr-Mann, der bereits 2013 in der WM-Quali (2:1 für Deutschland) im Ernst-Happel-Stadion auflief.
Nagelsmann möchte in Wien ein Ausrufezeichen setzen. "Gewinnen wollen wir, das wäre ganz gut. Das ist das Hauptziel", macht er klar.
Das Gewinnen gelang dem DFB-Trainer zuletzt nicht, gegen die Türkei setzte es am Samstag in Berlin eine 2:3-Pleite.
"Es ist schon so, dass die türkischen Spieler beim ersten oder zweiten Tor Kontakte haben, die außergewöhnlich gut waren. In der Chancenqualität, Expected Goals, waren wir deutlich stärker. Wir haben einfache Chancen nicht gemacht", zieht er ein Fazit, um anschließend klar darauf hinzuweisen, dass dies nicht als Ausrede zu verstehen sei.
"Diesen Flow müssen wir uns erarbeiten, und nicht in die Opferrolle gehen. Dann wird sich das Blatt wieder wenden und der Spieß wieder drehen", blickt der ehemalige Bayern-Trainer optimistisch in die Zukunft.
Nagelsmann will mit gutem Gefühl herausgehen
Nach dem Österreich-Duell muss der DFB-Trainer vier Monate auf den nächsten Lehrgang warten.
"Am Ende geht es für uns darum, mit einem Gefühl herauszugehen, das geprägt ist von einem Sieg, aber auch von einer guten Spielweise, von einer guten Art und Weise, wie wir auf dem Platz sind. An unsere Idee zu glauben, und diese weiter zu verfolgen", spricht er von der deutschen Spielphilosophie.
Gegen Österreich werde er nur "Nuancen" anpassen. "Wir werden nicht eine komplett andere Ordnung spielen."
Die Entscheidung wer spielt, treffe Nagelsmann oft erst in den Abschlusstrainings. "Ich coache gar nichts, ich schaue nur zu. Damit ich sehe, wie viel spricht der Spieler, wie sehen seine Augen aus, was für einen Eindruck macht er", so Nagelsmann zu den Einheiten vor den Spielen.
DFB-Team soll bei Heim-EM begeistern
Das große Ziel des DFB: Die Fans in Deutschland bei der Heim-EM 2024 mitzureißen und dort möglichst erfolgreich zu sein. Deshalb hat man Nagelsmann an Land gezogen.
"Es ist schon ein Punkt, dass ich sage, ich will die Öffentlichkeit mitnehmen. Ich erzähle ihnen jetzt nicht, dass wir die Allergrößten sind, ich sage selber auch nicht, wir sind die Allerschlechtesten, und die Realität ist eine andere. Ich versuche ein Bild davon zu geben, wie meine Meinung ist", macht er klar.
Dabei holt er auch gegen die Medien aus. Kritische Meinungen gegen Kai Havertz als Linksverteidiger im Türkei-Spiel kann er aufgrund dessen Leistung nicht ganz nachvollziehen.
"Von Pessismus und Negativität und alles in Schutt und Asche legen, hat sich noch kein Mensch verbessert", lautet sein Statement dazu.