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Simon Piesinger: Das macht Dänemark stark

Ex-Dänemark-Legionär über "Danish Dynamite", Euphorie und Franco Foda:

Simon Piesinger: Das macht Dänemark stark Foto: © getty

Das Wort Euphorie kommt Ex-Dänemark-Legionär Simon Piesinger im Interview mit LAOLA1 des Öfteren in den Sinn. Eine solche würde es in Österreich nämlich benötigen, um das ÖFB-Team zu beflügeln.

Gesagt, getan: Die Mannschaft von Ralf Rangnick hat mit dem historischen 3:0-Sieg in Kroatien für einen spektakulären Start in die Nations League gesorgt und das Interesse am Nationalteam in Österreich neu entfacht.

Eine solche Euphorie würde auch Österreichs nächsten Gegner in der Nations League tragen, meint Piesinger. EM-Halbfinalist Dänemark wird sich am Montag dem ÖFB-Team im Ernst-Happel-Stadion entgegenstellen (ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker).

"Wir haben hier eine extreme Euphorie erlebt. Die hatten eine überragende Statistik in den letzten Jahren. Man hat bei der EURO in der Stadt gemerkt, dass es extreme Euphorie gibt", sagt Piesinger, der die Atmosphäre mit der Heim-Europameisterschaft 2008 vergleicht.

"Sie haben in den letzten Jahren überragend gespielt und sich das aufgebaut."

"Von den Einzelspielern her sind sie überragend"

Die Skandinavier entwickelten sich in den letzten Jahren zu einer Fußball-Macht in Europa. Nach der WM 2018 und der EM 2020 wird das Turnier in Katar Ende des Jahres das dritte Großereignis in Folge sein, an dem "Danish Dynamite" teilnimmt.

Die Qualifikationsspiele zur WM 2022 sind österreichischen Fußballfans natürlich noch bestens in Erinnerung. Im Happel-Stadion fertigte Dänemark das ÖFB-Team in Wien mit 4:0 ab. Der 1:0-Heimsieg im Parken-Stadion über die damalige Foda-Elf war zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Gefahr.

Aus der ersten Reihe konnte Simon Piesinger die Entwicklungen des dänischen Nationalteams erleben. Der 30-Jährige, der in der vergangenen Woche mit dem Wechsel zum WAC seine Rückkehr in die Admiral Bundesliga fixiert hat, sieht vor allem den Teamgeist in der Nationalmannschaft als entscheidenden Faktor an.

"Von den Einzelspielern her sind sie überragend, darüber brauchen wir nicht reden. Aber gute Einzelspieler ohne funktionierende Mannschaft bringen dir auch nicht viel", hält Piesinger fest.

Dass die dänische Mannschaft eine intakte Truppe ist, konnte ein Weltpublikum bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr eindrucksvoll erleben.

Selbst Trauma kann Team nicht stoppen

Selbst der Zusammenbruch von Kapitän Christian Eriksen im Auftaktspiel gegen Finnland konnte die Mannschaft von Kasper Hjulmand nicht aus dem Konzept bringen.

Seit dem Spiel gegen Finnland verloren die Dänen aus den nächsten 15 Spielen nur viermal. Einmal bei der EM gegen Belgien, beim Halbfinal-Aus gegen England nach Verlängerung. Dazu beim unbedeutenden letzten WM-Qualispiel gegen Schottland und ein Freundschaftsspiel gegen die Niederlande.

"Dort läuft jeder für jeden, da stellt sich jeder in den Dienst der Mannschaft. Da macht jeder ohne Ausnahme zu 100 Prozent, was der Trainer sagt. Ich glaube, dass das ausschlaggebend ist", hält Piesinger fest, der das dänische Team in seiner Zeit bei Randers FC als "extrem eingeschworene Truppe" wahrgenommen hat.

"Und zusätzlich bekommen sie die volle Unterstützung vom Publikum, das pusht auch."

Piesinger: "Österreich sehr kritisch"

Das kann man in Österreich hingegen nicht behaupten. Nach einem Stimmungshoch im Zuge des erreichten EM-Achtelfinales verspielten Ex-Teamchef Franco Foda und seine Mannschaft in der WM-Qualifikation jeglichen Kredit beim Publikum.

Das Freundschaftspiel Ende März im Ernst-Happel-Stadion gegen Schottland verfolgten nur 6.600 Zuseher im Ernst-Happel-Stadion. Ein trauriger Anblick zum Ende der Ära Foda und ein unwürdiger Rahmen für das 100. Länderspiel von Aleksandar Dragovic.

"Man braucht Erfolgserlebnisse, dass man etwas ähnliches wie Dänemark aufbaut. Dann kommen Schritt für Schritt die Leute ins Stadion. Das dauert bei uns ein bisschen, kommt mir vor. In Österreich ist man gefühlsmäßig sehr kritisch gegenüber dem Nationalteam", schätzt Piesinger die Lage in der Heimat ein.

Sportlich müsse sich das ÖFB-Team jedoch nicht vor den Dänen verstecken. "Wir haben auch super Einzelspieler, die in Top-Ligen spielen. Es ist aber wichtig, dass einmal eine Euphorie entsteht. Da sind mehrere Siege hintereinander wichtig, damit die Mannschaft wächst", so der neue WAC-Verteidiger weiter.

Freude über Rangnick

Euphorie in manchen Fankreisen hat schon die Bestellung von Ralf Rangnick zum ÖFB-Teamchef ausgelöst. Seit dem Sieg gegen Kroatien ist diese noch weiter aufgeflammt.

Für Piesinger, der in seiner Karriere unter Werner Gregoritsch elfmal für das U21-Nationalteam aufgelaufen ist, ist Rangnick eine gute Wahl.

"Rangnick hat einen super Namen, einen super Stellenwert und hat vieles geleistet. Für Österreich, für Red Bull oder in Deutschland bei Leipzig. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Spielen erfolgreich sind. Grundsätzlich bin ich positiv gestimmt", so der ehemalige Sturm-Kicker, der allerdings auch Fürsprecher seines ehemaligen Trainers ist.

Unter Franco Foda kam der Oberösterreicher zu 56 Einsätzen. Für den Deutschen, den Piesinger als einen seiner besten Trainer bezeichnet, bricht der gebürtige Linzer eine Lanze.

"Ich glaube, dass er taktisch noch immer einer der besten Trainer ist, weil er den Fußball einfach versteht. Dann kommt es immer darauf an, wie man das umsetzt. Das ist dann das Schwierige, das man das mit einer Mannschaft, die nicht jeden Tag zusammen ist, im Match umsetzt. Das hat nicht so gut funktioniert, finde ich", resümiert der 30-Jährige.

Die Diskussion, ob Foda zum in Österreich passenden Spielermaterial passen würde, die von einigen Ex-Nationalspielern angestoßen wurde, hält der WAC-Kicker für "überflüssig".

"Man entscheidet sich für einen Teamchef, der hat seine Spielphilosophie. Das hat der Sportchef vorher gewusst", meint Piesinger, für den die negative Stimmung in der Öffentlichkeit gegenüber Foda und Co. ebenfalls ein Knackpunkt war.

Piesinger traut ÖFB-Team Heimsieg zu

Aber das ist nun endgültig Geschichte. Das ÖFB-Team könnte in der Nations League gegen Dänemark in Gruppe 1 der Liga A die eigene Ausgangsposition im Kampf gegen den Abstieg deutlich verbessern.

Geht es nach dem ehemaligen Randers-Verteidiger, holt Österreich den ersten Sieg gegen Dänemark seit 12 Jahren.

"Ich glaube an einen Heimsieg, auswärts wird es schwer - Drei Punkte", prophezeit Piesinger. Ein zweiter Sieg in Serie zum Start der Ära Rangnick würde dann wohl noch mehr Euphorie auslösen.

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