Vereinsinterne Duelle auf Nationalteam-Ebene sind stets Prestige-Sache.
Aus diesem Blickwinkel kommt auf die Legionäre von RB Leipzig ein besonders aufregendes Länderspiel-Jahr zu. Für Stefan Ilsanker ging es am Freitag in Klagenfurt gegen Slowenien mit Kevin Kampl, der den klaren Sieg seines rot-weiß-roten Kollegen eindeutig anerkannte und "Ilse" nun einen ausgeben muss.
Läuft es für das ÖFB-Team 2018 blendend, dürfte bei so manchem Leipzig-Kicker die Spendierlaune gefragt sein.
"Wir machen uns da ein bisschen einen Spaß draus. Als Österreicher spiele ich in diesem Jahr gegen Kevin, Timo Werner, Emil Forsberg und Yussuf Poulsen, und das alles innerhalb von ein paar Monaten. Das ist mein eigenes Vereins-Länderspiel-Jahr", grinst der 28-Jährige angesichts der anstehenden Tests gegen Deutschland, Schweden und Dänemark.
"Gegen Timo wird es jetzt natürlich ganz schwer, gegen Emil und 'Yussi' werden es sehr spannende Matches. Wir haben ein unglaublich interessantes Länderspiel-Jahr mit sehr starken Gegnern vor uns", freut sich Ilsanker.
Lachender Nachsatz: "Kevin habe ich schon einmal abgehakt."
Die VIDEO-Highlights des 3:0-Erfolgs gegen Slowenien:
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Ilsanker sehnt sein erstes Länderspiel-Tor herbei
Aus ÖFB-Sicht ist dem Salzburger natürlich auch abseits dieser humorvollen Ebene zu wünschen, dass er noch Siege gegen weitere Leipziger Kollegen auf seiner Liste abhaken kann.
"Jetzt war ich schon oft ganz knapp dran, gerade bei Standards. Meistens geht der Ball dann an die Stange oder ganz knapp daneben. Langsam wird es wirklich Zeit, dass ich mal das Tor treffe und der Ball im Netz zappelt."
Auf persönlicher Ebene wäre es ihm zu gönnen, wenn er ein anderes Thema abhaken dürfte, nämlich sein erstes Länderspiel-Tor. Freilich steht Toreschießen nicht ganz oben auf der To-Do-Liste des Defensiv-Allrounders.
Gegen Slowenien wäre es in seinem 27. Länderspiel aber wieder einmal beinahe so weit gewesen, sein Kopfball nach Freistoß-Flanke von David Alaba landete jedoch an der Stange.
"Jetzt war ich schon oft ganz knapp dran, gerade bei Standards. Meistens geht der Ball dann an die Stange oder ganz knapp daneben. Langsam wird es wirklich Zeit, dass ich mal das Tor treffe und der Ball im Netz zappelt", findet Ilsanker.
Nominierung in der Dreierkette keine Überraschung
Seine Nominierung rechts in der Dreierkette war einer der interessantesten Schachzüge von Teamchef Franco Foda gegen Slowenien. Einer der Hintergründe war, wie Sportdirektor Peter Schöttel erklärte, dass man Ilsanker im Fall der Fälle jederzeit ins zentrale Mittelfeld nach vor ziehen und somit ohne Wechsel auf ein 4-2-3-1 hätte switchen können.
"Ich habe die ganze Woche als Innenverteidiger trainiert - mal zentral, mal halbrechts. Daher war ich nicht überrascht. Ich hatte eine gute Trainingswoche hinter mir und bin mit einem Einsatz belohnt worden. Ich denke, dass ich es auch ganz gut umgesetzt habe", erklärt der Leipzig-Legionär.
Möglicherweise ließ sich Foda auch davon inspirieren, dass Ilsanker am vergangenen Sonntag beim 2:1-Sieg gegen den FC Bayern ebenfalls als rechtes Glied der Dreierkette zum Einsatz gekommen ist.
"Gegen die Bayern haben wir eine sehr gute und kompakte Mannschaftsleistung gezeigt, aber was wir mit dem Nationalteam gegen Slowenien abgeliefert haben, war auch auf einem Top-Niveau und das über 90 Minuten. Riesen-Respekt an die ganze Mannschaft."
Vielseitigkeit als Ilsankers Vorteil
Für Ilsanker saß Aleksandar Dragovic nur auf der Bank. Gut möglich, dass es unter dem neuen Teamchef zum Trend wird, dass Kadermitglieder, die auf zumindest zwei Positionen performen können, im Vorteil sind.
"Der Fußball hat sich einfach so entwickelt, dass du nicht mehr leicht ausrechenbar sein darfst. Das sehen wir selbst auch in unseren Vereinen. Wenn du jedes Mal mit demselben System angreifst, hat sich der Gegner irgendwann darauf eingestellt."
"Bei allen meinen Stationen, sei es in Salzburg, Mattersburg oder jetzt bei Leipzig, habe ich immer wieder gezeigt, dass ich auf mehreren Positionen einsetzbar bin und die auch gut bekleiden kann. Ich denke, für den Trainer ist es immer etwas Schönes, wenn er einen Spieler gerne spielen lassen will und dann mehrere Optionen hat", verdeutlicht Ilsanker.
Den Konkurrenzkampf heizt es auf jeden Fall weiter an, wenn vielseitige Spieler auf mehreren Positionen zum Einsatz kommen könnten. Dazu kommt, dass derzeit zahlreiche ÖFB-Kicker auf Vereinsebene gut in Schuss sind.
So gesehen ist die Situation für Ilsanker nichts Neues: "Der Konkurenzkampf war immer da, und den brauchst du auch, damit du auf einem hohen Niveau bleibst und im Training immer voll motiviert und aktiv spielst. Das haben wir uns über die Jahre erarbeitet. Die einzelnen Spieler spielen bei ihren Klubs eine gewichtige Rolle, sind zu Führungspersönlichkeiten gereift, und das merkt man jetzt natürlich auch im Nationalteam."
Nur nicht ausrechenbar sein
Dass Flexibilität das Gebot der Stunde ist im ÖFB-Team, befürwortet er generell: "Der Fußball hat sich einfach so entwickelt, dass du nicht mehr leicht ausrechenbar sein darfst. Das sehen wir selbst auch in unseren Vereinen. Wenn du jedes Mal mit demselben System angreifst, hat sich der Gegner irgendwann darauf eingestellt und dann kommst du nicht mehr durch. Dementsprechend müssen wir auch im Nationalteam variabel sein. Es ist immer gut, wenn wir mehrere Systeme sehr gut umsetzen können."
Mit der 3-4-3-Variante, wie sie gegen Slowenien ausgepackt wurde, sei man gerade gegen Mannschaften mit zwei Spitzen gut aufgestellt: "Dann ist die Dreierkette ideal. Man hat immer einen Mann Überzahl, kann immer nach vorne verteidigen und selbst bei Drangperioden des Gegners hat man einen guten Zugriff auf das Spiel. Das hat man gegen Slowenien 90 Minuten lang gesehen."