Schon mit seinen Seitenhieben auf die Landespräsidenten lässt Marcel Koller durchblicken, was er von der Expertise des einen oder anderen ÖFB-Funktionärs hält.
Auch mit den folgenden Zeilen wird so mancher "Landesfürst", der derzeit offenbar versucht, persönliche Rechnungen mit Willi Ruttensteiner zu begleichen, keine allzu große Freude haben.
Denn der Noch-Teamchef stellt sich unmissverständlich vor die Arbeit des ins Kreuzfeuer der internen Kritik geratenen Sportdirektors.
Mitgehangen, mitgefangen? Nicht wenn es nach Koller geht.
"Wenn du 18 Jahre da bist, kann nicht so viel schlecht gewesen sein"
Denn laut Meinung des Schweizers gibt es keinen Anlass, neben dem Teamchef auch den Sportdirektor auszutauschen.
"Ich glaube nicht, dass das die logische Folge sein muss. Willi Ruttensteiner ist seit 18 Jahren beim ÖFB. Wenn du 18 Jahre da bist, kann nicht so viel schlecht gewesen sein. Ich denke schon, dass er den ÖFB mit seinen Strukturen und seiner Akribie weitergebracht hat", verdeutlicht Koller.
Der 56-Jährige erinnert daran, dass Ruttensteiner erst in den vergangenen vier Jahren näher ans A-Nationalteam herangerückt ist, zuvor nicht offiziell dem Betreuerstab angehörte:
"Er war am Anfang nicht direkt bei uns mit dabei. Ich habe mir das dann jedoch gewünscht, weil er immer wieder gute Ideen hat, um sich auszutauschen und auch eine Beobachtungsaufgabe im Training zu übernehmen. Wir haben uns meistens nach den Einheiten ausgetauscht. Aus meiner Sicht war das eine sehr gute Zusammenarbeit."
Teammanager wäre für Koller sinnvoll
Dies ist ein wichtiger Hinweis, denn einer der - sachlichen - Kritik-Punkte am Oberösterreicher ist, dass er zu viele Aufgabengebiete hat. Da er nur in den vergangenen Jahren eng beim A-Team mit dabei war, könnte eine Lösung sein, Ruttensteiner wieder von dieser Aufgabe abzuziehen.
Denn auch Koller betont, dass Ruttensteiner in seiner Funktion viele Themenfelder beackern muss: "Es ist natürlich schwierig, alles unter einen Hut zu bringen, wenn man es alleine abdecken muss, wenn man weiß, wie schnell sich der Fußball entwickelt. Ob Trainer-Ausbildung, Junioren-Fußball, Frauen-Fußball, beim A-Team auch noch mit dabei zu sein - aber aus meiner Sicht hat er das wirklich sehr gut umgesetzt."
Der Idee, nach DFB-Vorbild einen Teammanager zu installieren, kann der Eidgenosse daher etwas abgewinnen: "Die Frage ist dann, ob der Teammanager nur beim A-Team mit dabei ist oder ob er vielleicht ein bisschen mehr macht. Aber das wäre in dem Sinne wahrscheinlich schon sinnvoll und eine Möglichkeit, die überlegenswert wäre."
Ruttensteiners Analyse
Ruttensteiner ist bis zur nächsten Präsidiumssitzung am 7. Oktober damit beauftragt, eine Analyse darüber vorzulegen, warum die letzten beiden Nationalteam-Jahre nicht nach Wunsch verlaufen sind.
Direkten Input seinerseits hält Koller nicht für notwendig: "Wir haben ohnehin einen engen Draht, haben das Büro direkt nebeneinander und somit jeden Tag Kontakt, wenn wir im Büro sind. Er kennt meine Meinung und weiß daher, was er da reinzuschreiben hat."