Julian Nagelsmann hat in seiner Trainer-Karriere schon mit diversen ÖFB-Kickern zusammengearbeitet.
Stefan Posch und Christoph Baumgartner verhalf er einst bei der TSG Hoffenheim sogar zum Debüt in der deutschen Bundesliga.
Beide schwärmen heute noch vom nunmehrigen DFB-Teamchef, mit dem es im Laufe dieses Lehrgangs am kommenden Dienstag im freundschaftlichen Länderspiel gegen Deutschland ein Wiedersehen gibt.
"Er hat mich zum Profi gemacht", weiß Posch, dass er Nagelsmann viel zu verdanken hat.
Von der U19 bis in die Champions League
Die beiden kennen sich auch schon lange. Insgesamt bestritt der Steirer 44 Pflichtspiele unter der Anleitung Nagelsmanns.
Die ersten elf davon im Herbst 2015 in der Hoffenheimer U19, als der Coach 28 Jahre alt war. Das "Trainer-Wunderkind" wurde noch in derselben Saison zur Kampfmannschaft befördert.
In der Saison 2017/18 schaffte auch Posch den Sprung, der von Nagelsmann somit letztlich von der U19 bis in die UEFA Champions League begleitet wurde.
"Er hat von seiner Arbeit wenig geändert, immer seine Philosophie durchgezogen, das hat immer gut funktioniert. Er war schon in der Jugend erfolgreich und wie jeder sehen konnte auch bei den Profis", erinnert sich der Bologna-Legionär.
Nagelsmanns spezielle Gabe
Das Verhältnis zu Nagelsmann sei stets gut gewesen: "Bei ihm habe ich sehr viel gelernt, mich sehr gut weiterentwickelt. Er ist ein taktisch sehr, sehr intelligenter Trainer, erkennt Spielsituationen sehr schnell, auch während des Spiels, weiß genau, was er umstellen oder vorgeben muss."
Genau dieser Aspekt ringt auch Baumgartner Bewunderung ab.
"Er erkennt während des Spiels Situationen und Möglichkeiten und kann eingreifen - das ist teilweise echt sensationell."
"Julian ist ein ganz spezieller Trainer. Er hat eine Gabe, die ganz wenige Trainer haben", erläutert der Leipzig-Legionär und konkretisiert:
"Er erkennt während des Spiels Situationen und Möglichkeiten und kann eingreifen - das ist teilweise echt sensationell. Wir hatten in der Pause oft das Gefühl, wenn es 0:0 gestanden ist: 'Okay, jetzt wird er uns irgendetwas an die Hand geben und wir werden gleich zwei, drei gute Chancen haben.' Er ist wirklich ein außergewöhnlicher Trainer."
Einer der besten Trainer weltweit
Bezüglich Auge fürs Spiels nennt Baumgartner beispielsweise auch Benjamin Glück. Der Videoanalyst begleitete Nagelsmann auf allen Trainer-Stationen, ist jetzt auch Teil des DFB-Staffs.
"Das ist ein eingespieltes Team. Sie erkennen Situationen und Räume, die der Gegner bietet und haben konkrete Vorstellungen, wie du diesen Raum bespielen kannst. Das ist einfach ein außergewöhnliches Auge für die Situation und den Plan dafür. Von dem her ist Julian sicher einer der besten Trainer, die es weltweit gibt."
im Sommer 2019 verließ Nagelsmann Hoffenheim in Richtung RB Leipzig. Weitere zwei Jahre später übernahm er den FC Bayern München.
Baumgartner erlebte somit die Ausläufer der Hoffenheim-Ära des Coaches mit. Im Frühjahr 2019 wurde er bei der TSG zu den Profis befördert, in den letzten zwei Saison-Spielen warf ihn Nagelsmann erstmals ins Bundesliga-Wasser.
Es war klar, dass Nagelsmann seinen Weg gehen wird
Dass der Übungsleiter für höhere Aufgaben berufen ist, war laut Meinung des Niederösterreichers damals schon allen klar:
"Man muss nur sehen, was er damals mit dem kleinen Hoffenheim gemacht hat. Er hat uns bis in die Champions League geführt. Mit dem Wechsel nach Leipzig ist er zu einem Verein gekommen, bei dem er vom Spielermaterial her noch mal andere Möglichkeiten hatte. Er hat RB Leipzig dann ja auch ins Champions-League-Halbfinale geführt. Also es war schon klar, dass Julian seinen Weg gehen wird."
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Bei den Bayern wurde Nagelsmann 2022 zwar Meister, doch im März 2023 endete sein Weg schlagartig. Von außen sei es schwer zu beurteilen, aber als beim Rekordmeister gescheitert ordnet Baumgartner den Coach nicht ein:
"Ich glaube, er hat schon einen guten Job gemacht. Zum Zeitpunkt, als er rausgeschmissen worden ist, hatten sie die Möglichkeit, alle drei Titel zu holen."
Rangnick und Nagelsmann "herausragend gut"
Nagelsmann ist 36 Jahre alt, also nach wie vor ein im Altersvergleich junger Trainer, der sich jedoch fraglos weiterentwickelt hat seit jener Zeit, als er Posch in der U19 betreut hat:
"Ich arbeite nicht mehr täglich mit ihm, aber klar ist es etwas anderes, ob du mit Jugend-, Hoffenheim- oder Bayern-Spielern arbeitest. Da muss man sich sicher weiterentwickeln und anders damit umgehen. Aber prinzipiell glaube ich, dass er schon noch die gleiche Linie verfolgt."
Der Test Österreich gegen Deutschland wird fraglos auch zum Prestige-Duell der beiden Teamchefs. Nagelsmann verfolgte einst schon in Hoffenheim die Arbeit von Ralf Rangnick aus nächster Nähe. Der nunmehrige ÖFB-Chefcoach lotste ihn später zu RB Leipzig.
"Es sind zwei unterschiedliche Trainer aus unterschiedlichen Generationen. Aber bei dem, was sie machen, sind sie herausragend gut", findet Baumgartner.
Führt Nagelsmann das DFB-Team aus der Krise?
Man darf gespannt sein, ob das DFB-Team unter der Anleitung des neuen Chefs aus der Krise findet.
Baumgartner erkennt eine positive Tendenz: "In seinen ersten Spielen hat man schon gesehen, dass es bei den Deutschen in eine gute Richtung geht. Er wird alles versuchen, um zu zeigen, was er drauf hat."
Und das ist bekanntlich viel.