So sachlich und fachlich die ÖFB-Teamspieler den Klasseunterschied bei der 0:3-Niederlage von Österreich gegen Brasilien kommentieren, so sehr sind sie von den Schauspieleinlagen von Neymar in dieser Partie genervt.
Zumindest sorgte es für Verwunderung, wie leicht der Superstar der "Selecao" in manchen Szenen zu Boden ging.
"Ich finde, das hat mit Fußball nicht viel zu tun. Das ist schon ein bisschen traurig, dass man immer so schnell zu Boden gehen muss", kritisiert Alessandro Schöpf, der nach einem Duell mit dem PSG-Kicker die Gelbe Karte kassierte.
"Gerade bei der Gelben Karte berühre ich ihn überhaupt nicht", schüttelt der Tiroler den Kopf.
VIDEO: Neymar zaubert gegen Österreich
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Wobei der Schalke-Legionär auch ein wenig Verständnis für den 26-Jährigen, der sein erstes Länderspiel von Beginn an nach seiner Verletzungspause wegen eines Mittelfußknochenbruchs absolviert hat, zeigt:
"Er wird wegen seines Spielstils sehr viel attackiert, weil er sehr oft ins Eins gegen Eins geht, da gibt es dann auch oft auf die Socken. Deswegen verstehe ich ihn dann auch, dass er ab und zu auch eher früher zu Boden geht. Aber Fußball ist immer noch ein Kampfsport, deswegen finde ich, dass es nicht viel mit Fußball zu tun hat."
"Ray Charles am Klavier" hätte gesehen, was los ist
Während Schöpf mit seiner Gelben Karte gar nicht einverstanden war, findet Sebastian Prödl seine Verwarnung nach Foul an Neymar komplett in Ordnung. Es sei keine Absicht gewesen: "Aber ich habe ihn einmal gscheit getroffen, da ist er dann zurecht zu Boden gegangen."
"Ich will den Schiedsrichter jetzt nicht attackieren, aber so wie es zustande gekommen ist, dass er bei jedem Wimpernschlag umfällt und am Boden liegt, pauscht sich das irgendwo auf und kochen auch in einem Freundschaftsspiel die Emotionen über."
Ansonsten habe "auch Ray Charles am Klavier" gesehen, was los gewesen sei, findet der Innenverteidiger, der vor allem auch Schiedsrichter Viktor Kassai in die Pflicht nimmt:
"Es summiert sich dann auch, wenn der Schiedsrichter im Prinzip macht, was er will. Ich will den Schiedsrichter jetzt nicht attackieren, aber so wie es zustande gekommen ist, dass er bei jedem Wimpernschlag umfällt und am Boden liegt, bauscht sich das irgendwo auf und kochen auch in einem Freundschaftsspiel die Emotionen über. Es ist ja trotzdem ein Spiel, das man gewinnen und in dem man konkurrenzfähig sein will."
"Irgendwo sind es auch die Umstände. Neymar kommt aus einer Verletzung, und die Brasilianer wollen fit werden. Das ist auch völlig okay, das werden wir auch nicht kritisieren. Das ist generell keine Kritik von mir, sondern nur eine Feststellung. Ich möchte mich darüber auch nicht aufregen, weil ich selbst eine WM mit Neymar sehen will", so der Steirer weiter.
Wobei Prödl überzeugt ist: "In einem Bewerbsspiel würde man ihn nicht so schützen. Da bin ich mir sicher."
Baumgartlinger: "Neymar ist nicht der Schuldige"
Für Julian Baumgartlinger ist das Problem auch weniger an Neymar festzumachen: "Er ist da nicht der Schuldige. Er fällt bei jeder Berührung, aber der Schiedsrichter gibt auch bei jeder Berührung Foul, das ist dann natürlich schwierig. Wir haben versucht, total fair zu spielen. Es gab keine Aktion, wo man sagen könnte, wir hätten eine böse Absicht gehabt. Es war schon robust und auch physisch, aber das sind dann Situationen, die auch ein bisschen den Schwung nehmen, wenn man den Ball erobert und einen Gegenangriff einleiten will. Aber das ist so, das ist nichts Neues für uns und auch etwas, womit wir umgehen müssen."
Nichts Neues ist das Auftreten von Neymar auch für Goalie Heinz Lindner: "Das hat er nicht das erste Mal gemacht. Dass er leicht zu Boden geht, ist bekannt, aber ich denke, das ist nebensächlich. Es sticht heraus, dass er ein überragender Spieler ist. Auch wenn er lange verletzt war, kommt er zurück und spielt, als ob nie etwas gewesen wäre. Das ist einfach Qualität."
Bei seinem Treffer hätte Neymar seine Klasse gezeigt: "Beim Tor macht er es überragend. Ich habe versucht, mich so groß wie möglich zu machen und so lange wie möglich stehen zu bleiben, damit es ihm so schwer wie möglich fällt. Aber ein Spieler seiner Qualität findet dann eben die Lücke, auch wenn sie zwischen den Beinen ist."