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Nationalteam: Fodas Stamm zeichnet sich langsam ab

Mitglieder der Startelf gegen Deutschland sammeln Plus-Punkte beim Teamchef.

Nationalteam: Fodas Stamm zeichnet sich langsam ab Foto: © GEPA

Auch einen Tag nach dem 2:1-Erfolg Österreichs gegen Deutschland leuchten Franco Fodas Augen noch, wenn er von der Heldentat seiner Mannschaft spricht.

  • "Die Mannschaft hat etwas Außergewöhnliches geleistet, vor allem zweite Halbzeit."

  • "So ein Spiel gibt der Mannschaft Stärke, weil sie gesehen hat, dass auch solche Weltklasseteams Fehler machen, wenn du sie unter Druck setzt und du auch Fehler erzwingen kannst."

  • "Etwas Spezielles ist und was der Mannschaft auch Stärke geben muss, ist, dass wir nach einem 0:1 zurückgekommen sind. Denn wenn Deutschland mal 1:0 führt, ist das ganz schwierig."

  • "Wir sind großes Tempo gegangen, gerade in der zweiten Halbzeit. Ich habe mir schon gedacht: Wie lange hält die Mannschaft das durch?"

Der Begriff, der alle diese Zitat vereint, ist die "Mannschaft" - und der Stamm ebenjener Mannschaft zeichnet sich nach den ersten beiden von drei Partien dieses Lehrgangs immer mehr ab. Könnte man zumindest meinen.

VIDEO-Highlights: Erlebe die Emotionen des Siegs noch einmal!

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Nur drei Änderungen

Tauschte Foda beim März-Lehrgang vom Slowenien- auf das Luxemburg-Spiel beinahe die komplette Startelf aus, hielt er sich diesmal trotz der kurzen Pause zwischen Russland- und Deutschland-Match vornehm zurück.

Jörg Siebenhandl ersetzte Heinz Lindner im Tor - bei einem Duell um die Nummer 1 ist es auch legitim, dass der Herausforderer einmal eine Chance gegen einen hochkarätigen Gegner bekommt.

David Alaba war fit genug für einen Einsatz von Beginn an und kehrte logischerweise in die Anfangsformation zurück. Zudem hörte diesmal Florian Grillitsch die Hymne auf dem Feld - sein Fehlen in Innsbruck konnte man auch mit dem anderen System begründen. Für dieses Duo rückten Florian Kainz und Louis Schaub auf die Bank.

Damit hatte es sich auch schon. Somit stand in Klagenfurt zu einem Großteil jene Mannschaft auf dem Platz, die schon gegen Russland auf routinierte Art und Weise einen Sieg einfahren konnte. Gegen Deutschland legte sie, wenngleich zum Teil anders positioniert, vor allem in den ersten 30 Minuten der zweiten Halbzeit auf beeindruckende Art und Weise nach.

Deutschland-Startelf sammelt Plus-Punkte

Foda legt sein Teamchef-Amt so an, dass er erstens großen Konkurrenzkampf schürt und zweitens allen Kadermitgliedern in öffentlichen Statements das Gefühl gibt, dass er auf sie setzt.

"Die Spieler, die da sind und Leistung bringen, haben immer einen kleinen Vorteil."

Franco Foda

Nach dem Deutschland-Spiel kam jedoch auch der 52-Jährige nicht umhin, dass die Spieler, die in diesen beiden Länderspielen gute Darbietungen hingelegt haben, Plus-Punkte im Konkurrenzkampf gesammelt haben: "Die Spieler, die da sind und Leistung bringen, haben immer einen kleinen Vorteil."

Sieht man diesbezüglich das Gerüst um Kapitän Julian Baumgartlinger, Sebastian Prödl, Marko Arnautovic, David Alaba und wohl auch Martin Hinteregger außer Konkurrenz, weil mutmaßlich ohnehin gesetzt, dürfen sich also Akteure wie Doppel-Goldtorschütze Alessandro Schöpf, Stefan Lainer, Aleksandar Dragovic und natürlich der frech aufspielende Startelf-Rookie Peter Zulj, der einen Auslands-Transfer anstrebt, als Gewinner dieses Länderspiel-Doppels sehen. Grillitsch wiederum fehlte zwar gegen Russland in der Startelf, sollte jedoch gegen Deutschland eine Aufholjagd hingelegt haben.

Foda: "Mich freut es extrem für Dragovic"

Von seiner Länderspiel-Routine her sollte auch Dragovic zum gesetzten Gerüst zählen, doch zwei eher schwierige Vereins-Saisonen ließen ihn ein wenig an Terrain verlieren. In Innsbruck und Klagenfurt präsentierte sich der Verteidiger wieder im Aufwind, wenngleich er dies nicht an die große Glocken hängen möchte: "Nicht der Dragovic ist wichtig, die Mannschaft ist wichtig."

Dafür heimst er für seine beiden Leistungen ein Lob des Teamchefs ein. "Mich freut es extrem für Dragovic", gratuliert Foda, "er hat in den letzten Monaten wenig gespielt. Man überlegt ja immer: Es kommt ein Spieler, der wenig Rhythmus hat, du spielst gegen die besten Mannschaften, aber ich habe ihm vertraut, weil man die Qualität sieht. Wobei Stefan Ilsanker seine Sache gegen Slowenien auch super gemacht hat. Aber es freut mich besonders, dass 'Drago' wirklich gut gespielt hat und ich hoffe, dass ihm das auch hilft, bei seinem Verein wieder weiterzukommen oder vielleicht bei einem neuen Verein."

Bis auf die Hereinnahme des wieder fitten Alaba beließ es Foda gegen die DFB-Elf bei der Abwehr aus dem Russland-Spiel, weil er die funktionierende Einheit nicht zerreißen wollte, obwohl er laut eigener Aussage auch Kevin Danso oder Kevin Wimmer mal spielen lassen wollte. Der von Foda erwähnte Ilsanker machte gegen Slowenien in der Dreierkette eine gute Figur, wurde dafür jedoch bisher nicht mit einem weiteren Startelf-Einsatz belohnt.

Besagte Dreierkette ist im Hinblick auf die Aufstellung ohnehin von großer Bedeutung, schließlich ist die Auswahl des Personals in der hoch flexiblen Herangehensweise von Foda eng mit dem System verknüpft.

Blindes Verständnis in Dreierkette

Dragovic, Prödl und Hinteregger wussten in der vergangenen Woche jedenfalls Eindruck zu schinden. Wie Prödl betont, habe man sowohl gegen Russland als auch gegen Deutschland kaum Chancen zugelassen: "Man kann sagen, die Dreierkette funktioniert. Die Konkurrenz ist trotzdem da, wir haben weitere super Spieler, aber aktuell gibt es schon Grund, auf diesen Defensivverbund zu vertrauen. Das haben wir bestätigt."

"Mit meiner Erfahrung in der Mitte, mit der unglaublichen Antizipation von Drago und mit Hintis starkem linken Fuß und seiner Ich-scheiß-mir-nichts-Mentalität sind wir ein guter Mix."

Sebastian Prödl

Wie man überhaupt den Eindruck haben kann, dass das System mit Dreierkette, das etwa auch Alaba auf der linken Seite Freiheiten gewährt, derzeit der am besten sitzende System-Anzug des ÖFB-Teams ist.

Und so nebenbei "entschärft" er in dieser Besetzung auch einen jahrelangen Konkurrenzkampf. Hinteregger strich zuletzt das blinde Verständnis zwischen Dragovic, Prödl und ihm hervor. "Stimmt, er ist ja kein Trottel", grinst Prödl in Anspielung auf den "Trottel-Sager" des Augsburg-Legionärs im Vorfeld des Deutschland-Spiels.

In der Vergangenheit spielten zumeist zwei aus diesem Trio in der Innenverteidigung. Dies fällt bei diesem System weg, die Vertrautheit bleibt, wie der Watford-Legionär bestätigt: "Wir drei kennen uns schon lange. Unter Marcel Koller kaben wir uns Konkurrenzkämpfe en masse geliefert - mal Drago mit Hinti, mal Drago und ich, mal Hinti und ich. Wir wissen, was der andere kann. Mit meiner Erfahrung in der Mitte, mit der unglaublichen Antizipation von Drago und mit Hintis starkem linken Fuß und seiner Ich-scheiß-mir-nichts-Mentalität sind wir ein guter Mix."

Nächster Evolutionsschritt geplant

Spannend wird es wohl im Falle einer Viererkette, vor allem so lange Alaba nicht tatsächlich einmal als klassischer Linksverteidiger aufgelaufen ist. Rückt nämlich Hinteregger auf links, ist weiterhin eine Nominierung von allen dreien möglich. Gegen Deutschland war dies im Falle eines Wechsels auf ein 4-5-1 der Plan gewesen. Alaba hätte dann nämlich vor Hinteregger den linken Flügel gegeben.

Foda betrachtet seine Dreier/Fünferkette in ihrer jetzigen Interpretation als variables Gebilde. Der nächste geplante Evolutionsschritt könnte auch dem Konkurrenzkampf neue Würze verleihen, wie der Deutsche laut nachdenkt:

"Jetzt müssen wir vielleicht als nächsten Schritt noch setzen, dass einer wie Basti auch einmal ins Mittelfeld rausschiebt - oder je nachdem wer dann auf dieser Position spielt. Das könnte auch ein Ilsanker sein, vielleicht auch ein Baumgartlinger, der das bei Leverkusen schon ein, zwei Mal gespielt hat. Dabei ginge es darum, Überzahlsituationen im Mittelfeld zu erzeugen."

Späte Wechsel? "Flow nicht unterbrechen"

Unabhängig ob Abwehr, Mittelfeld oder Angriff: Ein deutliches Indiz dafür, dass gerade die Startelf-Mitglieder des Deutschland-Spiels am Samstag beim Teamchef punkten konnten, ist, dass er erst in Minute 76 erstmals wechselte - unüblich spät für einen Test und dieselbe Minute, in der sein Gegenüber Joachim Löw seinen sechsten und letzten Joker aufs Feld schickte.

"Ich wollte ja früher wechseln, aber die Spieler haben in der zweiten Halbzeit so super gespielt, diesen Flow wollte ich nicht unterbrechen", meint Foda beinahe entschuldigend und sendet wieder einmal eines seiner Signale an die vermeintlichen "Hinterbänkler" im Kader:

"Mir sind alle Spieler wichtig und wir haben wirklich viele gute Spieler, die bis jetzt vielleicht noch gar nicht zum Einsatz gekommen sind, die mir aber große Freude bereiten. Der Konkurrenzkampf wird größer."

Fünf, sechs Stammspieler

Erst im Herbst nach den ersten Pflichtspielen wird man wissen, wie es der frühere Sturm-Coach im Ernstfall personell tatsächlich anlegt - ob mit engerem Stamm oder einigen freien Tickets für die Startelf. Zudem kehren mit Valentino Lazaro, Marcel Sabitzer, Michael Gregoritsch oder Andreas Ulmer weitere Alternativen zurück.

"Klar, du hast einen Stamm von fünf, sechs Spielern im Kopf", wiederholt Foda seine diesbezügliche Formel. Aber darüberhinaus sei auch ab September weiter alles offen und vom geplanten System beziehungsweise vom Gegner abhängig - und natürlich von der Form:

"Man muss sich Woche für Woche beweisen. Dann geht es darum, wer sich zum Zeitpunkt der Kadernominierung in der besten Verfassung befindet. Aber Konkurrenz belebt das Geschäft. Der Kader wird breiter. Die, die jetzt neu dazugekommen sind, haben ihre Sache gut gemacht."


PODCAST: DIE "PIEFKE-SAGER"

Rivalität? Vorurteile? Sprache? Was denken prominente Deutsche in Fußball-Österreich wirklich über den heimischen Fußball beziehungsweise das Land Österreich und seine (liebevollen) Eigenheiten? Wir haben in der 11. Ausgabe von LAOLA1 on Air - der Sport-Podcast bei Teamchef Franco Foda, Salzburg-Goalie Alexander Walke und dem zurückgetretenen Sturm-Kapitän Christian Schulz nachgefragt:


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