Einen - zumindest kleinen - Vorteil hat es laut Ralf Rangnick also doch, dass Österreich gegen Belgien (Freitag, ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) so viele Ausfälle zu verzeichnen hat.
"Die Belgier wissen auch nicht genau, wie und mit wem wir spielen, und das werden wir ihnen sicher nicht schon heute auf der Pressekonferenz erzählen", macht der ÖFB-Teamchef in Personalfragen die Mauer.
Vielmehr ist tarnen und täuschen angesagt.
"Warten Sie morgen den Spielberichtsbogen ab. Es kann sogar sein, dass wenn Sie den sehen und mich vor dem Spiel interviewen, immer noch fragen, wer spielt denn was?"
Die Belgier sollen rätseln
Heißt übersetzt: Die Belgier - und mit ihnen die Öffentlichkeit - sollen möglicherweise sogar bis zum Anpfiff rätseln, in welcher Grundordnung die für die Startelf nominierten Akteure auflaufen.
Ein Beispiel: Dass sich mit den zu erwarteten Viererketten-Mitgliedern Philipp Lienhart, Kevin Danso und Maximilian Wöber auch recht einfach eine Dreierkette bilden ließe, liegt auf der Hand.
Auch unter ihren Vorderleuten gibt es flexible Kräfte, mit denen sich mehrere Systeme spielen lassen, auch wenn der ÖFB-Chefcoach betont:
"Wir werden natürlich versuchen, jeden Spieler auf seiner bestmöglichen Position zum Einsatz zu bringen."
Was steht bereits fest?
Dass dies gerade in Sachen Rechtsverteidiger und eventuell auch im Angriff nicht gehen wird, ist allerdings auch klar.
Aber der Reihe nach. Was steht bereits fest?
Fest steht inzwischen endgültig, dass Michael Gregoritsch nicht rechtzeitig fit wurde und sich somit zu David Alaba, Marko Arnautovic, Stefan Posch, Phillipp Mwene, Gernot Trauner und Karim Onisiwo auf die lange Ausfallsliste gesellt.
Bei folgenden Spielern ist von einem Einsatz auszugehen: Alexander Schlager im Tor, Lienhart, Danso und Wöber in der Abwehr, Xaver Schlager und Nicolas Seiwald im Mittelfeldzentrum. Konrad Laimer und Christoph Baumgartner sind natürlich auch fix zu erwarten, bei ihnen erscheint offen, auf welcher Position.
Das sind die größten Fragezeichen:
- Marcel Sabitzer ist fit genug für einen Einsatz, aber bringt ihn Rangnick von Anfang an? Ähnliches gilt für Sasa Kalajdzic.
- Für welche Rechtsverteidiger-Lösung entscheidet sich der Teamchef?
- Und das vermutlich größte Rätsel: Wen lässt Rangnick stürmen?
Die Rechtsverteidiger-Frage:
"Da uns Posch und Mwene ausfallen, werden wir dort jemanden hinstellen müssen, der das bisher in der Nationalmannschaft noch nicht gespielt hat", bekundet Rangnick.
Favorit ist Konrad Laimer, sofern der ÖFB-Chefcoach in dieser Personalie von seinem Credo, die Spieler auf ihren besten Positionen bringen zu wollen, abweicht.
Aber der Bayern-Legionär hat jüngst im Verein oftmals rechts hinten gespielt und müsste sich nicht großartig umstellen. Außerdem gibt es mehrere Möglichkeiten, um ihn eine Etappe weiter vorne zu ersetzen - schon in Belgien und gegen Schweden vertrat ihn etwa Patrick Wimmer.
"Klar ist er eine Option für diese Position, aber nicht die einzige", sagt Rangnick.
Die genaue Positionierung Laimers ist jedenfalls eventuell einer der Schlüssel, falls das Rätselraten tatsächlich bis zum Anpfiff aufrecht bleiben soll.
Wer spielt im Angriff?
Das Dilemma ist bekannt: Mit Sasa Kalajdzic steht nur ein echter Stoßstürmer zur Verfügung, bei dem jedoch unklar ist, wie lange er nach seiner langen Verletzungspause mitwirken könnte.
"Es ist möglich, dass er spielt. Eine Option ist er auf jeden Fall. Aber er wird sicherlich keine 90 Minuten spielen können", meint Rangnick und konkretisiert:
"Es ist natürlich auch unsere Überlegung ihm gegenüber: Macht es überhaupt Sinn, ihn von Anfang an zu bringen, oder macht es mehr Sinn, ihn einzuwechseln? Wir haben am Montag ein weiteres Spiel, das dürfen wir nicht vergessen."
Eine weitere Frage wird sein, ob überhaupt - wie zumeist - zwei Stürmer auflaufen, oder ob Rangnick das System adaptiert - etwa hin auf ein 4-2-3-1, denn an potenziellen linken Flügeln oder Zehnern mangelt es nicht. Hier wäre etwa Florian Kainz eine logische Alternative.
Aber irgendjemand wird ganz vorne spielen müssen. Mehr oder weniger erprobte Kandidaten gibt es genügend. Sie reichen von Junior Adamu über Manprit Sarkaria bis hin zu Marco Grüll.
Unter den Stammkräften ist allerdings fraglos Christoph Baumgartner jener Spieler, der am ehesten an vorderster Front ins Rennen geschickt werden könnte. Als zweite Spitze hat er ohnehin schon oft genug gespielt.
"Ein echter Neuner werde ich in meiner Karriere wahrscheinlich nicht mehr", erläutert der Leipzig-Legionär, traut sich diese Aufgabe aber natürlich zu.
Wie reagiert die Mannschaft?
Letztlich darf man gespannt sein, welche personellen Entscheidungen Rangnick trifft und wie das ÖFB-Team selbige im Match umsetzt.
Mit Ausfällen muss man auf Nationalteam-Ebene umgehen können, wenngleich sie selten so gehäuft vorkommen.
Da jedoch Laimer beim "Hinspiel" in Brüssel gar nicht mitwirken und Sabitzer erst von der Bank kommen konnte, ist es nicht auszuschließen, dass es diesmal bis auf Alaba und den Angriff gar nicht so dramatisch anders ausschaut und die beiden sogar noch als Verstärkung hinzukommen könnten.
Zum Vergleich:
Startelf in Belgien: A.Schlager; Posch, Lienhart, Alaba, Wöber; Wimmer, X.Schlager, Seiwald, Baumgartner; Arnautovic, Gregoritsch
Eine Variante gegen Belgien: A.Schlager; Laimer, Lienhart, Danso, Wöber; X.Schlager, Seiwald; Wimmer, Sabitzer, Kainz; Baumgartner
Mögliche Aufstellungen:
Österreich: A. Schlager (Red Bull Salzburg/10 Länderspiele) - Laimer (Bayern München/28/2 Tore), Danso (RC Lens/14/0), Lienhart (SC Freiburg/15/0), Wöber (Borussia Mönchengladbach/17/0) - X. Schlager (RB Leipzig/37/3), Seiwald (RB Leipzig/16/0) - Wimmer (VfL Wolfsburg/6/0), Sabitzer (Borussia Dortmund/73/14), Kainz (1. FC Köln/25/1) - Baumgartner (RB Leipzig/29/10)
Ersatz: Hedl (Rapid/1), Pentz (Bröndby/4) - Baidoo (Red Bull Salzburg/0), Daniliuc (Salernitana/1/0), Grillitsch (TSG Hoffenheim/36/1), D. Ljubicic (1. FC Köln/9/1), Prass (Sturm Graz/1/0), Schmid (Werder Bremen/4/0), Seidl (Rapid/1/0), Grüll (SK Rapid/4/0), Cham (Clermont Foot/1/0), Sarkaria (Sturm Graz/0), Kalajdzic (Wolverhampton/14/4), Adamu (SC Freiburg/6/0)
Es fehlen: Alaba (Adduktorenverletzung), Arnautovic (Oberschenkelverletzung), Gregoritsch (Wadenprobleme), Posch (Oberschenkelverletzung), Mwene (Kniereizung), Onisiwo (Hüftbeuger), Trauner (Knieprobleme)
Belgien: Sels (RC Straßburg/3) - Castagne (Fulham/35/2), Faes (Leicester City/7/0), Vertonghen (RSC Anderlecht/150/10), Theate (Stade Rennes/10/0) - Mangala (Nottingham Forest/8/0), Onana (Everton/8/0) - Doku (Manchester City/16/2), De Ketelaere (Atalanta Bergamo/13/2), Carrasco (Al-Shabab/68/10) - Lukaku (AS Roma/110/77)
Ersatz: Bodart (Standard Lüttich/0), Kaminski (Luton Town/0) - Debast (RSC Anderlecht/4/0), Vanheusden (Standard Lüttich/1/0), M. Keita (Royal Antwerpen/0), Tielemans (Aston Villa/61/5), Vermeeren (Royal Antwerpen/0), Deman (Werder Bremen/1/0), Lukebakio (FC Sevilla/10/0), Bakayoko (PSV Eindhoven/5/1), Openda (RB Leipzig/11/2), Batshuayi (Fenerbahce Istanbul/52/27)
Fraglich: Casteels (leicht erkrankt), Bodart (angeschlagen)
Es fehlen: Courtois (Kreuzbandriss), Casteels (erkrankt), Meunier (Muskelverletzung), Lavia (Knöchelverletzung), De Bruyne (Muskelriss), Trossard (Oberschenkelverletzung), Al-Dakhil (verletzt)