Klaus Mitterdorfer hat am Donnerstagabend seinen Rücktritt als ÖFB-Präsident erklärt!
"Ich habe die Entscheidung getroffen, meine Funktion als Präsident des ÖFB mit sofortiger Wirkung zurückzulegen", heißt es in einer persönlichen Erklärung des Kärntners.
Die für Freitagnachmittag geplante Außerordentliche Präsidiumssitzung wurde abgesagt.
Damit kommt es auch nicht zu einer Abstimmung darüber, ob Silvia Kaupa-Götzl als ÖFB-CEO installiert wird. Gegen diesen Vorschlag Mitterdorfers hatte sich eine breite Mehrheit abgezeichnet, daher zog der Kärntner die Reißleine.
Die persönliche Erklärung des Ex-Präsidenten im Wortlaut >>>
Seit Juli 2023 im Amt
Der 59-Jährige trat seinen ehrenamtlichen Job am 8. Juli 2023 an, davor hatte Niederösterreichs Landeschef Johann Gartner nach dem Rücktritt von Gerhard Milletich für einige Monate als Verbandschef fungiert.
Unter Mitterdorfer wurde das ÖFB-Trainingszentrum in Wien-Aspern endgültig finalisiert, und die Männer-A-Auswahl schwang sich in seiner Regentschaft zu so manchen Höhen auf. Nun könnte die Nationalmannschaft und ihr Teamchef Ralf Rangnick gehörigen Anteil an der Ablöse Mitterdorfers gehabt haben.
Der ÖFB-Präsident schaffte es wie seine Vorgänger nicht, den Konflikt zwischen ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer und -Geschäftsführer Bernhard Neuhold in den Griff zu bekommen, daher entschloss er sich, beide ihres Amtes zu entheben.
Am 18. Oktober wurde Mitterdorfer vom Präsidium mit der Vollmacht ausgestattet, die Dienstverhältnisse von Hollerer und Neuhold zu lösen.
Rangnick und Teamspieler erhöhten Druck auf Mitterdorfer
Beiden wurde bisher gemäß APA-Informationen ein Angebot zur einvernehmlichen Trennung unterbreitet, das nicht angenommen wurde, woraufhin die Kündigungen in Kraft gesetzt wurden.
Die drohende Trennung von Neuhold ließ aber Rangnick und die Teamspieler auf die Barrikaden steigen, sie erhöhten mit ihren Aussagen in den vergangenen Tagen den Druck auf Mitterdorfer massiv.
So sprach Rangnick etwa von "gar keinem Verhältnis" zum Präsidenten. Eine längerfristige weitere Zusammenarbeit der beiden zeichnete sich als schwierig bis unmöglich ab, zumal Rangnick am längeren Ast sitzt, schließlich weiß er weite Teile der Öffentlichkeit hinter sich.
Geplante Strukturreform vorerst vom Tisch
Mit dem Abgang Mitterdorfers ist auch die geplante Strukturreform mit einem CEO, zwei untergeordneten Geschäftsführern und einer Verlagerung gewisser Kompetenzen vom Präsidium zu hauptamtlichen Mitarbeitern zumindest vorerst vom Tisch.
Nun geht es darum, dass der ÖFB bis zur nächsten Bundeshauptversammlung, die nach aktuellem Stand für 18. Mai 2025 in Bregenz angesetzt ist, handlungsfähig bleibt. Daher wäre wohl eine interimistische Führung durch derzeitige Präsidiumsmitglieder naheliegend.
Für die Wahl im kommenden Mai werden dann die Karten neu gemischt. Eine neuerliche interne Lösung ist nicht ausgeschlossen, allerdings dürfte auch Roland Schmid Ambitionen auf den ÖFB-Chefposten haben.
Der Unternehmer scheiterte schon knapp bei seinen Bewerbungen als Rapid-Präsident (2019) und ÖFB-Präsident (2021), sein Verhältnis zu Rangnick gilt als ausgezeichnet. Schmid wäre der erste Verbandsboss seit Friedrich Stickler (2002 bis 2008), der nicht aus dem Präsidium aufrückt.