Raul Florucz ist A-Nationalspieler!
Und das nicht in Rumänien, wie es bis vor Kurzem noch ausgesehen hat, sondern in seinem Geburtsland Österreich.
Der 23-jährige Ljubljana-Legionär ist der einzige Neuling in Ralf Rangnicks erstem ÖFB-Kader des Jahres 2025. Läuft alles nach Plan, wird Florucz beim Länderspiel-Doppel gegen Serbien Ende März sein ÖFB-Debüt geben.
Der gesamte ÖFB-Kader für das Playoff um den Aufstieg in Liga A der Nations League>>>
"Das ist ein ganz besonderer Moment für mich! In Österreich bin ich geboren, aufgewachsen und habe meine ersten Schritte im Fußball gemacht. In die Nationalmannschaft berufen zu werden, ist eine unglaubliche Ehre", freut sich Florucz in einem Instagram-Posting über die erstmalige Nominierung. Er sei "fest entschlossen, alles für Österreich zu geben".
Verbandswechsel stand bevor
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
Der Oberösterreicher wird damit erstmals seit 2020, als er noch U19-Nationalspieler war, wieder das ÖFB-Trikot überstreifen. In der Zwischenzeit wurde er "vom ÖFB nicht gesehen", wie er in einem LAOLA1-Interview im Oktober des Vorjahres bemängelte.
Damals stand ein Nationenwechsel zu Rumänien, dem Land, aus dem seine Eltern stammen und für dessen Handball-Nationalteam sein Großvater einst auflief, im Raum.
"Was ich dazu jetzt sagen darf, ist, dass Rumänien großes Interesse daran hat, dass ich für ihre Nationalmannschaft spiele. Und wenn eine Nationalmannschaft anruft, lehnt man nicht ab", so Florucz damals. Nur die rumänische Staatsbürgerschaft fehle noch.
Diese ist nach wie vor nicht im Besitz Floruczs.
Rumänischer Verband "betrachtet ihn nicht als verloren"
"Wir haben alle erforderlichen Schritte unternommen, aber er hat immer noch nicht die Staatsbürgerschaft erhalten", seufzt Mihai Stoichita, seines Zeichens technischer Direktor beim rumänischen Fußballverband, gegenüber "fanatik.ro".
"Sollte er sich für Österreich entscheiden, wäre das ein großer Verlust für uns", fügt Stoichita an.
"Sollte"? "Wäre"? Hat sich Florucz etwa noch nicht endgültig für das ÖFB-Team entschieden? Nicht, wenn es nach Stoichita geht: "Ich betrachte ihn nicht als verloren. Entscheidend ist, wie er dort behandelt wird."
Der rumänische Funktionär hofft darauf, dass Florucz drei oder weniger Spiele für das ÖFB-Team absolvieren wird und sich dann doch noch für Rumänien entscheidet - und hat dabei wohl die aktuellen FIFA-Regularien nicht ganz verstanden.
FIFA-Regularien werden Rumänien-Wechsel verunmöglichen
Sobald ein Spieler in einem Länderspiel (egal ob Test- oder Pflichtspiel) eingesetzt wird und dabei über 21 Jahre alt ist, kann er laut Artikel 9 des im Jänner 2021 veröffentlichten "Leitfadens zur Einreichung eines Antrags auf Spielberechtigung oder Verbandswechsel" der FIFA für keine andere Nationalmannschaft mehr einberufen werden.
Hätte Florucz bereits die rumänische Staatsbürgerschaft und wäre unter 21, hätte er drei Spiele für Österreich absolvieren dürfen und dann noch rumänischer Teamspieler werden können. Da er aber weder im Besitz des rumänischen Passes, noch jünger als 21 Jahre alt ist, ist Florucz ab seiner ersten Spielminute für Österreich nur mehr für das ÖFB-Team spielberechtigt.
Florucz selbst dürfte indes ohnehin schon mit dem rumänischen Nationalteam abgeschlossen haben. In seinem Statement schreibt er: "Bei dieser Entscheidung geht es nicht darum, das eine dem anderen vorzuziehen, sondern vielmehr darum, den Weg anzunehmen, der mich bis hierher gebracht hat."
Er habe "größten Respekt vor meinem rumänischen Erbe, das mir von meiner Familie mitgegeben wurde und das meine Persönlichkeit geprägt hat".
Rangnick: "Richtig gute Quote"
Dass Florucz als Slowenien-Legionär österreichischer Nationalspieler wurde, kommt für manche vielleicht überraschend.
Tatsächlich habe man den technisch starken Linksfuß, der in der Offensive fast alle Positionen bekleiden kann, "schon länger intensiv verfolgt", so Rangnick. Bereits für den November-Lehrgang nominierte der ÖFB-Teamchef den Kicker von Olimpija Ljubljana für die Abrufliste.
"Er hat 17 Scorerpunkte für Ljubljana gesammelt - das ist für einen Spieler, der nicht immer im Sturmzentrum spielt, sondern meistens als Linksfuß über den rechten Flügel kommt, eine richtig gute Quote. Deswegen haben wir entschieden, ihn dazuzunehmen", begründet Rangnick die Nominierung.
Florucz wurde vom Teamchef selbst in einem Telefonat darüber informiert. "Er hat sich riesig gefreut. Alleine seine Reaktion hat mir gezeigt, dass wir einen richtig guten Jungen nominiert haben", so der Deutsche.
Florucz wurde ursprünglich in der Jugend des LASK ausgebildet, ehe es ihn zu NK Lokomotiva Zagreb nach Kroatien verschlug, da dort seine technischen Fähigkeiten mehr gewürdigt wurden. Im Sommer 2023 schloss er sich Olimpija Ljubljana an. Die Hauptstädter sind in der Prva Liga - auch dank zwölf Toren von Florucz - momentan auf Meisterkurs.
Erst im Jänner 2025 verlängerte Florucz, der davor mit einem millionenschweren Wechsel zu Rumäniens Meister FCSB in Verbindung gebracht wurde, bis Sommer 2028 in der slowenischen Hauptstadt.