Mit seinem gut zehnminütigen Einsatz beim 0:1 in England hat Julian Baumgartlinger einen Etappensieg auf dem Weg zurück zu alter Stärke gefeiert.
"Das trifft es ganz gut. Man darf nicht vergessen, dass der Reha-Prozess vielleicht im Hinterkopf abgeschlossen ist, aber meine Wiedereingliederung und Spielfähigkeits-Wiederherstellung de facto noch läuft. Daran muss ich mich selbst noch ab und zu erinnern, um auch nicht zu gierig zu werden", erklärt der ÖFB-Kapitän am Freitag.
Ende Jänner hat sich der Leverkusen-Legionär eine Kreuzband-Verletzung zugezogen, es aber rechtzeitig für die EURO zurück auf den Platz geschafft.
Am letzten Spieltag der deutschen Bundesliga wurde der Salzburger bereits in der Nachspielzeit eingewechselt. "Aber das Spiel in Dortmund war gefühlt mehr für die Statistik. England war für mich persönlich der erste Einsatz mit Aktionen und Spielsituationen", so Baumgartlinger.
Vernünftig mit der Situation umgehen
(Text wird nach dem Video fortgesetzt)
Nachdem er vergangenen Samstag das Training abbrechen und es zwei Tage etwas ruhiger angehen musste, zieht Baumgartlinger zusätzliches Vertrauen daraus, es trotzdem zu einem Kurzeinsatz in Middlesbrough geschafft zu haben.
"Natürlich wünsche ich mir, noch schneller spielen zu können. Aber man muss auch sehr vernünftig mit der Situation umgehen können. Wenn man sieht, wie breit unser Kader speziell im zentralen Mittelfeld ist, kann man es auch ohne Probleme so angehen", gibt der 33-Jährige zu Protokoll.
Im Riverside Stadium standen Konrad Laimer und Xaver Schlager in der Anfangsformation. Auch Florian Grillitsch und Stefan Ilsanker machen sich Hoffnungen, ein Startelf-Ticket zu lösen. Auch für David Alaba wäre das Zentrum bekanntlich kein Neuland.
"Ich bin der Erste, der ehrgeizig ist und so viel wie möglich spielen will. Aber wenn man vier Monate keinen Einsatz hatte und relativ kurzfristig mit wenig Mannschaftstraining fit wird, muss man auch anerkennen, dass man noch nicht da sein kann, wo die fitten Spieler des Kaders sind", erklärt Baumgartlinger.
Eine Option für den Teamchef
Er versuche sich trotzdem "in die bestmögliche Verfassung" zu bringen: "Ich fühle mich auch schon ganz gut. Ich habe mich auch gestern am Platz schon sehr wohl gefühlt, auch wenn es 'nur' zehn Minuten plus Nachspielzeit waren."
Im Optimalfall wäre der nächste Schritt, am Sonntag gegen die Slowakei ein bisschen länger zu spielen.
"Aber das muss immer noch der Trainer entscheiden. Das möchte ich immer wieder betonen. Der Teamchef entscheidet, wer momentan die beste Form hat und was unser Team braucht, um im ersten Spiel gegen Nordmazedonien erfolgreich zu sein. Dem ordne ich mich absolut unter", erklärt der ÖFB-Kapitän, der sich in Sachen Anfangsformation für den EM-Auftakt jedoch definitiv nicht aus dem Rennen nimmt:
"Ich versuche natürlich, eine Option für den Trainer zu sein - auch von Anfang an. Ob erst im Laufe des Turniers oder vielleicht schon zu Beginn kann ich jetzt aber noch nicht vorhersagen."
So reizvoll es ist, beim ersten Gruppen-Spiel auf dem Platz zu stehen, wäre es nicht das erste Turnier, bei dem ein Großteil des Kaders gebraucht wird. Wenn es für den Auftakt nicht reicht, könnte sich Baumgartlinger auch im weiteren Verlauf noch als wertvolle Option erweisen.