Er könne in der Offensive praktisch alles spielen, verkündete Christoph Baumgartner (24) unlängst in einer Medienrunde.
Auf die nicht ganz ernstgemeinte Nachfrage eines Kollegen, ob denn auch Stoßstürmer, antwortete er grinsend: "Naja, dafür fehlen mir 15 Zentimeter und 15 Kilo."
Wie gut, dass er mit Michael Gregoritsch (30) längst einen Nebenmann gefunden hat, auf den genau das zutrifft. Wobei Nebenmann das falsche Wort ist.
Der Fixpunkt und der Ausweicher
"Baumi weiß, ich bin keiner, der großartig auf die Seite ausweicht, er kann sich drumherum an mir orientieren. Es ist wichtig für einen Spieler wie ihn, der sehr viel unterwegs ist – oft einen Tick zu viel – dass da ein Fixpunkt ist, an dem er sich orientieren kann", sagt Gregoritsch.
Das Duo wird aller Voraussicht nach zum Start der EURO 2024 das Angriffsduo des ÖFB-Teams bilden. In den vergangenen 15 Monaten hat sich dieses Stürmer-Pärchen als ideales herauskristallisiert.
Er sehe sich am ehesten als "zweite Spitze mit relativ vielen Freiheiten", sagt Baumgartner, "mit Gregoritsch als richtigem Neuner funktioniert das super. Es ist eine meiner größten Stärken, Räume zu erkennen und zu besetzen."
In 24 Nationalteamspielen sind die beiden bisher gemeinsam am Platz gestanden.
Die Bilanz:
Spiele | Siege | Remis | Niederlagen | Punkteschnitt |
---|---|---|---|---|
24 | 16 | 3 | 5 | 2,13 |
In den gemeinsamen Partien war zumindest einer der beiden an 29 der insgesamt 44 österreichischen Treffer beteiligt. Das sind stolze 66 Prozent. Einen Gregoritsch-Treffer hat dabei Baumgartner aufgelegt, bei drei Baumgartner-Toren lieferte wiederum Gregoritsch den Assist.
"Baumi und ich sind bestens befreundet, das macht auf dem Platz sehr viel einfacher, da ist ein blindes Verständnis", sagt "Gregerl".
Sein fast fünfeinhalb Jahre jüngerer Teamkollege sagt: "Unsere Freundschaft ist sehr eng. Er ist mit einer der Spieler, zu denen ich auch außerhalb der Lehrgänge am meisten Kontakt habe. Wir verbringen auch im Hotel sehr viel Zeit miteinander. Das spiegelt sich auch am Platz wider."
Der großzügige Gregoritsch
So gesehen beim 6:1-Heimsieg gegen die Türkei im März. Gregoritsch hatte beim Stand von 4:1 bereits drei Treffer erzielt, hätte nach einem Foul an Stefan Posch per Elfmeter sein viertes Tor und gleichzeitig einen lupenreinen Hattrick anschreiben können.
Doch er überließ Baumgartner den Strafstoß. Im Wissen, dass der Niederösterreicher sein Elfer-Trauma von der U21-EM 2019 aufarbeiten musste, was auch gelang.
Baumgartner erzählte nach dem Spiel: "Ich habe ihn gefragt: 'Gibst mir den?' Er hat gesagt: 'Ja, schieß ihn rein.' Ich bin ihm extrem dankbar. Es ist nicht selbstverständlich für einen Stürmer, der die Chance auf das vierte Tor hat."
Aber dafür sind Freunde eben da. "Für mich war das selbstverständlich, ich habe in dem Moment gar nicht überlegt", so Gregoritsch, der übrigens zwei U21-Länderspiele mit Baumgartners großem Bruder Dominik absolviert hat.
"Selten, dass sich einer im Zimmer verschanzt"
Es ist eine Freundschaft, die sinnbildlich für das aktuelle ÖFB-Team ist. Baumgartner berichtet: "Es ist in der Nationalmannschaft außergewöhnlich. Wir haben eine Riesengruppe, die sich super versteht und viel Zeit miteinander verbringt. Es ist selten, dass sich einer im Zimmer verschanzt und lange für sich alleine ist."
Zwar gäbe es, wie immer, "verschiedene Partien", so der Leipzig-Legionär. "Das Wichtigste ist, wie diese Partien ineinander gehen, wie die Schnittstellen sind. Das ist hier außergewöhnlich, hier gibt es eine Riesenfreundschaft zwischen den einzelnen Partien."
Als Beispiel nennt Baumgartner seine Beziehung zu Konrad Laimer: "Ich kenne ihn schon lange, wir haben in der U21 gemeinsam gespielt. Wir verbringen vielleicht nicht den ganzen Tag miteinander, aber wir wissen, dass wir aufeinander zählen können und gute Freunde sind. Das ist viel wert."