Im LAOLA1-Live-Ticker wurde die brenzlige Szene folgendermaßen protokolliert:
"Riesenglück für Ulmer. Der Salzburg-Spieler grätscht Bezjak mit voller Härte und gestrecktem Bein Richtung Kniekehle von hinten um. Völlig überraschend belässt es Referee Cakir bei Gelb und stellt den ÖFB-Linksverteidiger nicht vom Platz."
Dass es nach diesem Foul Rot geben hätte können, sahen nach Österreichs so wichtigem 1:0-Sieg in Slowenien viele so, einer jedoch definitiv nicht: Andreas Ulmer selbst.
"Ich wollte Druck auf den Gegenspieler, zu dem der Ball hinkommt, machen und bin dann etwas ins Rutschen gekommen. Er hat mich dann aufgefangen", schildert der Routinier besagte Szene trocken und findet: "Weil ich mit etwas höherem Tempo hingekommen bin, war die Gelbe Karte okay."
Gar keine Rede also von Rot. Hat es wilder ausgeschaut, als es war? "Ich denke schon. Er hat ja auch ganz normal weiterspielen können, also war es nicht so dramatisch."
Der spätberufene Nationalspieler
Ende Oktober feiert Ulmer seinen 34. Geburtstag. Man kann durchaus behaupten: Die ÖFB-Laufbahn des Salzburg-Kickers ist erst in einem Alter so richtig in Schwung gekommen, in dem anderen Nationalspieler ihre Karriere in Rot-weiß-Rot bereits beendet haben.
13 Länderspiele hat der Linksverteidiger unter Teamchef Franco Foda schon bestritten, darunter die vergangenen sieben EM-Qualifikations-Spiele jeweils über 90 Minuten. Nur beim Auftakt gegen Polen saß er auf der Ersatzbank.
Vor dem Amtsantritt des Deutschen wollte es im ÖFB-Team nicht so recht klappen, kam er unter Didi Constantini 2009 auf zwei A-Team-Einsätze und unter Marcel Koller auf ein Länderspiel (2014 gegen Brasilien). Aus dieser Phase blieb vor allem Hochzeits-Gate in Erinnerung, als Ulmer seine Eheschließung nicht wegen einer anstehenden Nachnominierung verschieben wollte.
Champions League und ÖFB-Erfolge - Ulmers Traumjahr
So gesehen kann man den Hut davor ziehen, was Ulmer im reiferen Fußballer-Alter noch aus seiner ÖFB-Karriere gemacht hat. Momentan scheint einer EM-Teilnahme 2020 wenig im Weg zu stehen, schon gar keine Hochzeit.
"Es stehen große Sachen an und es macht auch richtig Spaß, also brauche ich keine Pause und möchte ich mich auch nicht ausruhen, sondern so weitertun. Ich stehe gerne am Platz."
"Zum Thema Hochzeit gibt es nichts mehr zu sagen", steigt Ulmer auf diesen Hinweis mit Augenzwinkern nicht wirklich ein, die EURO 2020 lockt indes umso mehr: "Aber es wäre natürlich cool - für mich persönlich und für uns alle - wenn wir dieses Turnier spielen können."
Denn: "Weltmeisterschaften, Europameisterschaften, Champions League im Vereins-Fußball - das sind die größten Bühnen."
Mindestens ebenso lange wie einer Nationalteam-Karriere ist Ulmer mit dem FC Red Bull Salzburg der Qualifikation für die Königsklasse nachgelaufen. 2019 scheint so gesehen sein Glücksjahr zu sein.
Und Ulmer kann angesichts der ÖFB- und CL-Abenteuer gar nicht genug kriegen: "Es ist im Moment sehr, sehr cool, ich bin voll fit. Es stehen große Sachen an und es macht auch richtig Spaß, also brauche ich keine Pause und möchte ich mich auch nicht ausruhen, sondern so weitertun. Ich stehe gerne am Platz."
Nicht auf Stammplatz ausruhen
Wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich er es noch vor drei Jahren gehalten hätte, als Nationalspieler ein Turnier zu erleben, will Ulmer nicht beurteilen und streicht in diesem Zusammenhang seine harte Trainingsarbeit hervor, welche die Basis seiner Leistungen sei:
"Der Rest ergibt sich von alleine. Wenn ich dabei bin, habe ich immer gesagt, dass mich das sehr stolz macht. Ich bin auch gerne da. Wenn ich Spiele bekomme, versuche ich mein Bestes zu geben. Im Moment mache ich das, denke ich, ganz ordentlich, sonst hätte ich mittlerweile nicht so viele Spiele gemacht."
Derzeit darf sich Ulmer logischerweise als Stammspieler im A-Team sehen - ein Status, auf dem er sich jedoch nicht ausruhe möchte:
"Die Konkurrenz ist groß. Wenn es Ausfälle gibt, kann jeder bei uns spielen, jeder kann im Nationalteam Leistung bringen. Das hat man auch jetzt wieder gesehen, dass einige, die in der Quali schon gespielt haben, verletzt ausgefallen sind. Dafür kommen andere und machen ebenfalls ein gutes Spiel. Der Teamchef kann auf einen großen Kader zurückgreifen."