"Dänemark ist ein Gegner, mit dem wir definitiv noch eine Rechnung offen haben", weiß Hoffenheim-Legionär Christoph Baumgartner.
Dass diese Ankündigung so voller Selbstvertrauen auch ohne den 3:0-Auftaktsieg in die Ära Ralf Rangnick in Kroatien rausposaunt worden wäre, darf bezweifelt werden.
Es zeigt aber, dass die Stimmung gut ist, die Brust breiter wird und die Vorfreude auf das zweite Nations-League-Spiel daheim gegen Dänemark (Montag, ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) immer mehr steigt.
Trotz des "hochverdienten Siegs" betont Baumgartner, der laut Rangnick diesmal definitiv von Beginn an spielen wird, die Grundeinstellung: "Die Stimmung war nach dem Sieg sehr gut, aber es ist eh direkt von allen Beteiligten angesprochen worden, dass wir nicht übereuphorisch sein sollten."
"Macht keinen Sinn, bei unserer Spielweise schon gar nicht"
Schließlich war es erst der Beginn einer langen Reise, gegen den EM-Semifinalisten des Vorjahres kann es schon wieder ganz anders ausschauen. Definitiv anders ausschauen wird die Startelf.
"Das Besondere an der Konstellation sind die vier Spiele in elf Tagen. Und zwar für alle Mannschaften, das gab es noch nie. Das meinte ich mit grenzwertig, weil kaum ein Trainer ernsthaft darüber nachdenken wird, immer die gleichen Spieler spielen zu lassen. Das macht keinen Sinn, bei unserer Spielweise schon gar nicht", kündigt Rangnick zum wiederholten Male eine Rotation an.
Einige Akteure wie Sabitzer, Schlager, Laimer oder Trauner spielten trotz teils großer Strapazen in den vergangenen Wochen schon gegen Kroatien durch, bei Marko Arnautovic gab es nach seiner Auswechslung aufgrund muskulärer Probleme schon wieder Entwarnung.
Für den neuen Teamchef stellen sich deshalb folgende Fragen: "Wie viel frisches Blut brauchen wir und was brauchen wir, um unser Spiel durchzubringen? Ich würde aber anderen gerne auch die Möglichkeit geben, sich zu zeigen."
"Erfolgreich nur, wenn die Intensität hoch ist"
Anders als vielleicht bei seinen Vorgängern geht es für Rangnick ohnehin nicht darum, welcher Spieler schlussendlich seine Anweisungen ausführt. Viel mehr Bedeutung als die individuelle Qualität hat das Funktionieren innerhalb der Spielidee.
"Die Herangehensweise ist klar, unabhängig vom Personal und der Grundordnung", stellt der 63-jährige Deutsche noch einmal klar. Was gegen Kroatien erst nach 30 Minuten funktionierte, soll gegen die Dänen von Beginn an klappen.
"Egal, wer spielt - erfolgreich können wir nur sein, wenn die Intensität hoch ist und der Gegner unsere Power spürt", warnt das Ex-Red-Bull-Mastermind das Team von Kasper Hjulmand schon mal vor.
Vor diesem zeigt Rangnick durchaus Respekt. Vor dem, was Erfolgstrainer Kasper Hjulmand mit Dänemark erreicht hat, zieht er seinen Hut.
Den Dänen muss man Zeit und Raum nehmen
EM-Semifinale, in die Weltspitze vorgestoßen - und das in einem 6-Millionen-Einwohner-Land, kleiner als Österreich. Vor allem imponiert Rangnick die Vielzahl an Talenten, die bei Top-Klubs spielen und nicht einmal alle Platz finden.
Das spreche durchaus für die Arbeit und den Unterbau der Dänen. Auch Österreich hat keine allzu guten Erinnerungen an den Gegner aus dem Norden. In Kopenhagen musste man sich zuletzt 0:1 geschlagen geben, im Happel-Stadion wurde die ÖFB-Elf damals noch unter Franco Foda mit 0:4 abgefertigt.
"Es ist schon so, dass sie gerne sehr viel Ballbesitz und Kontrolle hatten, ähnlich wie Kroatien. Man darf sie nicht spielen lassen und ihnen Zeit und Raum geben." Vor allem im Mittelfeld verfüge Dänemark über hervorragende Akteure wie Eriksen, Höjberg oder Jensen. Die richtige Abdeckung des Raums sei deshalb extrem wichtig, um deren Spielfreude nicht entfalten zu lassen.
Den einen oder anderen Spieler kennt Rangnick noch aus alten Zeiten, wie etwa Yousuf Poulsen von RB Leipzig. Auch an vorderer Front hätte der Gegner viel Qualität, ob nun Trabzonspors Andreas Cornelius oder Poulsen am Platz stünde.
"Gibt kaum etwas Frustrierenderes"
Erfahrungen sammelte der ÖFB-Teamchef auch mit Manchester United in der englischen Premier League gegen Brentford, das fast eine "dänische Mannschaft" aufbietet.
"Brentford spielt auch so ähnlich wie Dänemark, takisch sehr flexibel, variabel, kann zwischen zwei Grundordnungen wechseln und rochieren - das wissen wir", beschreibt Rangnick die Vorzüge des Nations-League-Kontrahenten.
Früher wären die Dänen noch verlässlich im 4-3-3 aufgelaufen, seit Beginn der EURO könnten sie auch auf Dreierkette switchen und mit System-Veränderungen die Gegner vor Probleme stellen.
Dabei erwartet der erfahrene Coach gar nicht mal so große Unterschiede im Vergleich zum Kroatien-Spiel. "Für uns geht es um die eigenen Prinzipien, egal, wie der Gegner spielt. Dänemark ist eine technisch starke Mannschaft, die gerne viel Ballbesitz hat. Die wollen auch gegen uns ihr Spiel durchbringen."
Deshalb müsse vermieden werden, wie in den ersten 30 Minuten erfolglos dem Ball hinterherzulaufen. "Es gibt kaum etwas Frustrierenderes, wenn du lange den Ball nicht hast und den Gegner nicht hindern kannst, Torchancen herauszuspielen."
"Damit wir diesmal über sie lachen können"
Auch Baumgartner kennt einige Spieler, unter anderem seine Vereinskollegen Jacob Bruun Larsen und Robert Skov, der zuletzt viel Höhenluft geschnuppert hat - auch in den direkten Duellen.
Dabei will der ÖFB-Akteur ein Ausrufezeichen setzen und das Momentum endlich wieder auf seine Seite holen. "Wer selbst Fußball gespielt, weiß, wie es in der Kabine ist, wenn man verliert und dann zum Team zurückkommt. Der Vorteil ist zuletzt auf deren Seite gewesen, was Späße machen betrifft."
Doch Baumgartner will das mit dem frischen Wind unter Rangnick ändern: "Wir haben jetzt die Chance zurückzuschlagen. Das wollen wir machen, damit wir dann die sein können, die diesmal über sie lachen."