Augen zu und durch!
Für Martin Hinteregger war sein Treffer beim 2:1-Sieg von Österreich gegen Deutschland natürlich ein besonders emotionaler - einerseits gelang er in seiner Kärntner Heimat, zweitens gegen die Auswahl seiner Wahlheimat.
"Anders hätte man den Ball nicht nehmen können. Da kannst du nur Augen zu und drauf auf die Kiste. Dass er dann noch so einschlägt in so einem Spiel, ist brutal geil", schildert der Augsburg-Legionär sein Tor zum 1:1-Ausgleich.
So oft haben Abwehrspieler nicht die Gelegenheit, das Netz zappeln zu lassen. Dabei könnte man bei seinem Treffer fast auf die Idee kommen, Hinteregger sei Stürmer, so kaltschnäuzig, wie er sich präsentierte.
"In meiner Kindheit war ich Stürmer, so isses auch wieder net. Aber oft geht der Ball übers Stadion raus oder sonst irgendwo hin. Diesmal hat er zum Glück genau gepasst", grinst der Blondschopf.
VIDEO-Highlights: Erlebe die Emotionen des Siegs noch einmal!
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Laufweg auf Anweisung von Foda
Vor der Deutschland-Partie machte Hinteregger mit einem staubtrockenen Sager auf sich aufmerksam. "Wir sind ja keine Trotteln", brachte er auf den Punkt, warum es den ÖFB-Kickern so leicht fallen würde, die verschiedenen Systeme von Teamchef Franco Foda binnen kürzester Zeit umzusetzen.
Auch bei seinem dritten Länderspiel-Tor befolgte der Kärntner eine Anweisung von Foda: "Der Trainer hat heute beim Standard-Training noch gesagt, dass ich bei einem Eckball von dieser Seite lang gehen soll, denn sollte der Ball zu lang kommen, soll da ein Linksfuß sein und kein Rechtsfuß. Das war gut, dass er das gesagt hat, weil genau so ist es passiert. David hat mich gesehen, ich war ganz alleine."
Nur bei deutschem WM-Titel beruhigt nach Augsburg
David Alaba brachte den Ball präzise zu Hinteregger - eine Co-Produktion von zwei der vielen Deutschland-Legionäre im Aufgebot. Sprüche der Vereins-Kollegen muss sich Hinteregger, wie im Vorfeld befürchtet, nun wohl keine anhören. Oder doch?
"Man schlägt nicht alle Tage so ein Top-Team, noch dazu die Deutschen, den Nachbarn. Es war für ganz Österreich ein wichtiger Sieg."
"Jetzt wird es wahrscheinlich noch schlimmer", lacht der 25-Jährige, "ich bin gespannt. Ich denke, wenn die Deutschen den WM-Titel heimbringen, kann ich beruhigt nach Augsburg fahren."
Den Sieg gegen Österreichs Lieblingsgegner ordnet Hinteregger jedenfalls "sehr hoch" ein: "Man schlägt nicht alle Tage so ein Top-Team, noch dazu die Deutschen, den Nachbarn. Es war für ganz Österreich ein wichtiger Sieg."
Die wichtigste Erkenntnis sei, dass das ÖFB-Team mit Top-Gegnern mithalten könne: "Deutschland ist zur Zeit so ziemlich das beste Team, Brasilien ist nicht weit hinten nach. Auch da wollen wir wieder bestehen, zeigen, was wir können und weiter Selbstvertrauen für die Nations League tanken."
Noch einmal eine riesige Euphorie entfachen
Genau wie Siegtorschütze Alessandro Schöpf fand Hinteregger jedoch auch einige Punkte zur Selbstkritik - inklusive Lob, dass die Fehler rechtzeitig abgestellt wurden:
"Man hat gesehen, dass erste Halbzeit nicht immer alle beim Pressing, beim Attackieren oder beim allgemeinen Verteidigen mitgemacht haben. Das haben wir bemerkt und in der Pause richtig gut angesprochen. Dann hat man gesehen, wenn wir alle attackieren, auch nach vorne kompakt sind, dann sind wir einfach gut. Mit dem Ball sind wir ebenfalls gut. Es ist eine ganz wichtige Erkenntnis, dass wir auch gegen die Deutschen so spielen können."
Alles in allem hat es sich jedenfalls gelohnt, die rund 100-minütige Verzögerung des Anpfiffs in Kauf zu nehmen. "Für jeden, der so lange gewartet und bei diesem Wetter ausgehalten hat, war es ein Riesen-Fußball-Fest. Wir als Spieler haben schon einmal so eine riesige Euphorie erlebt und hoffen, dass wir das wieder entfachen können", betont der Abwehrspieler, der keinen Zweifel an der Austragung der Partie hatte:
"Wir sind zwar zwei Mal reingeschickt worden, was auch nötig war, aber wir haben immer gesehen, dass der Platz trotzdem gut war. Natürlich ist die eine oder andere Lacke gestanden, aber der Platz war überragend. Wie er das Wasser abgetragen hat, ist mir unerklärlich, so sehr wie es gegossen hat. Aber mit einer Absage haben wir nie gerechnet."
PODCAST: DIE "PIEFKE-SAGER"
Rivalität? Vorurteile? Sprache? Was denken prominente Deutsche in Fußball-Österreich wirklich über den heimischen Fußball beziehungsweise das Land Österreich und seine (liebevollen) Eigenheiten? Wir haben in der 11. Ausgabe von LAOLA1 on Air - der Sport-Podcast bei Teamchef Franco Foda, Salzburg-Goalie Alexander Walke und dem zurückgetretenen Sturm-Kapitän Christian Schulz nachgefragt: