Ruhig und sachlich analysiert ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel den 3:0-Erfolg des Nationalteams gegen Slowenien.
Dass das von Teamchef Franco Foda gewählte 3-4-3-System trotz relativ kurzer Vorbereitungszeit bereits ordentlich funktioniert und die Abläufe recht gut ineinander gegriffen haben, überrascht ihn dabei weniger.
"Ohne es überzubewerten, es war in Ordnung. Es hat sich auch wie ein roter Faden durch die Trainingswoche gezogen. Franco ist wirklich einer, der sehr ins Detail geht und nichts dem Zufall überlässt. Mir imponiert schon sehr, wie aufmerksam die Mannschaft bei allem, was er sagt und macht, ist. Darum war es auch nicht überraschend, dass es ganz gut funktioniert hat", lobt der Wiener den ÖFB-Chefcoach.
Die richtige Einordnung
Foda hat in zwei Spielen als Teamchef zwei Siege eingefahren. Verglichen mit dem 2:1 bei seinem Einstand gegen Uruguay brachte der Erfolg gegen den Nachbarn eine deutliche Leistungssteigerung mit sich.
Für Schöttel ist dies jedoch auch darauf zurückzuführen, dass einige im November verletzte Stammkräfte zurückgekehrt seien. "Auch deshalb ist es gut, wenn es funktioniert und die Spieler sehen, dass das, was der Trainer erzählt, Erfolg bringt. Es ist das Wichtigste, dass er glaubwürdig ist", betont der Sportdirektor.
Zwei Tage vor seinem 51. Geburtstag ist es ihm jedoch auch wichtig, die 90 Minuten von Klagenfurt richtig einzuschätzen: "Slowenien hat eine gute Mannschaft mit guten Einzelspielern, aber Slowenien ist natürlich nicht Brasilien oder Deutschland. Das wissen wir schon einzuordnen. Wobei sie schon auch sehr interessante Spieler in ihren Reihen haben."
Es braucht zwei, drei "Pfeifenbergers"
Besonders streicht Schöttel die geschlossene Mannschaftsleistung und das Bemühen des Teams, das im Training Erarbeitete auf das Feld zu bringen, hervor: "Vieles, was sie sich vorgenommen haben, hat funktioniert, aber es war schon auch so, dass wir die Tore im richtigen Moment geschossen haben. Der Spielverlauf war gut für uns. Es war gut, es war der nächste Schritt, aber es war nicht perfekt."
"Du brauchst auf alle Fälle zwei, drei Spieler, die du am Feld verschieben kannst. Zu meiner Zeit, also in der Steinzeit, war das Heimo Pfeifenberger, der im Nationalteam immer da gespielt hat, wo gerade Not am Mann war."
Der Nachfolger von Willi Ruttensteiner predigte seit seinem Amtsantritt im vergangenen Herbst gebetsmühlenartig, wie wichtig es sei, flexibel aufzutreten. Insofern ist das Gelingen des ersten Versuchs natürlich erfreulich. Vor allem weil sich das Nationalteam den Vorteil vieler universell einsetzbarer Kadermitglieder zu Nutzen macht.
"Du brauchst auf alle Fälle zwei, drei Spieler, die du am Feld verschieben kannst. Das ist immer günstig. Zu meiner Zeit, also in der Steinzeit, war das Heimo Pfeifenberger, der im Nationalteam immer da gespielt hat, wo gerade Not am Mann war", erinnert sich Schöttel rund zwei Jahrzehnte zurück.
Der Ilsanker-Schachzug
In der Gegenwart gibt es im ÖFB-Kader diverse Akteure, auf die dieses Profil zutrifft. Sehr konkreten Einfluss auf die Aufstellung hatte dies gegen Slowenien vor allem bei der Personalie Stefan Ilsanker.
"Die Überlegung, dass Ilsanker in der Dreierkette spielt, war, dass du mit einem Zug, nämlich Ilsanker ins defensive Mittelfeld zu schieben, sehr rasch wieder eine Viererkette bilden könntest. Das war in diesem Spiel jedoch nicht notwendig, weil es gut funktioniert hat. Bei Ilsanker kommt dazu, dass er letzten Sonntag mit Leipzig gegen Bayern auch auf dieser Position in der Dreierkette gespielt hat."
Der Vorteil durch Ilsanker wurde zum Nachteil für Aleksandar Dragovic, der dadurch auf der Bank Platz nehmen musste. "Aber 'Drago' wird am Dienstag in Luxemburg ganz sicher spielen", kündigt Schöttel an.
Ein weiteres Beispiel für einen flexibel einsetzbaren Spieler ist Alessandro Schöpf. Foda nominierte den Schalke-Legionär im zentralen Mittelfeld. "Das hat mich auch überrascht, dass er auf dieser Position gespielt hat, aber er hat das sehr gut gelöst", findet Schöttel, "er hat viel im Spielaufbau gemacht und Übersicht bewiesen. Er ist ein Riesen-Spieler, und ich glaube, dass da noch viel mehr kommen wird."
Das Alaba-Thema ist in der Mannschaft keines
Die in der Öffentlichkeit am heftigsten diskutierte Variable im ÖFB-Spiel ist die Positionierung von David Alaba, der diesmal auf links ein Doppel mit Marko Arnautovic gebildet hat, das sich gesucht, gefunden und gefüttert hat.
"Eines habe ich in den letzten Tagen, als ich wirklich eng an der Mannschaft war, wirklich festgestellt", betont der Sportdirektor, "das ist ein sehr großes Thema in der Öffentlichkeit, aber innerhalb der Mannschaft ist es überhaupt kein Thema, wo er spielt. Er wird als überragender Spieler geschätzt und kann der Mannschaft auf jeder Position helfen."
Dass der Bayern-Star inzwischen die Heimreise nach München angetreten hat, verhindert die Möglichkeit, ihn in Luxemburg auf einer anderen Position auszuprobieren. Diesbezüglich verweist Schöttel jedoch auf die weiteren Tests vor der Sommerpause:
"Wir haben ja noch drei hochwertige Freundschaftsspiele. Man wird sehen, was Franco genau mit ihm plant. Ich denke schon, dass er ihn sich auch noch auf anderen Positionen anschauen wird. Aber es ist ohnehin immer ganz klar die Aussage, dass er dort spielen wird, wo der Teamchef meint, dass er der Mannschaft am meisten hilft. Franco redet viel mit ihm und hat ihm auch erklärt, was er mit ihm vorhat."
Das Duo Alaba/Arnautovic wusste jedenfalls zu gefallen: "Dass beide eine Freude damit haben, wenn sie miteinander auf der Seite spielen, hat man gesehen. Aber man darf nicht den Fehler machen, dass man Bayern München eins zu eins mit der österreichischen Nationalmannschaft vergleicht, auch was die Qualität der Mitspieler betrifft."
Die Jungen lernen von Arnautovic
Neben Alaba wird auch Arnautovic zukünftig dem Mannschaftsrat, dessen endgültige Besetzung laut Schöttel weiterhin nicht fixiert ist, angehören:
"Das ist ein normaler Prozess. Verdienstvolle Spieler sind nicht mehr da. Dass Marko dazu kommt, ist nicht unlogisch. Er ist inzwischen lange dabei, einer der Älteren, und er nimmt das auch auf. Ich glaube, er fühlt sich wohl damit, dass es viele Junge gibt, die das eine oder andere von ihm lernen können."
Nach dem Sieg gegen Slowenien gilt es nun in Luxemburg nachzulegen. Erfolge sind das beste Mittel, um das Vertrauen der Fans zurückzuerobern. "Das ist der Plan. Wir haben ja in der EM-Qualifikation alle miterlebt, wie das Zuammenspiel zwischen Zuschauer und Mannschaft funktioniert hat. Das Ziel ist natürlich, so rasch wie möglich wieder dorthin zu kommen."
Gegen die Gegner des aktuellen Lehrgangs ginge es darum, sich jene Möglichkeiten zu erarbeiten, um auch gegen die ganz guten Gegner bestehen zu können: "So schön das gegen Slowenien auch war, im Juni warten stärkere Gegner und das wird dann erst die Nagelprobe sein."