Österreich und seine Fußball-Trainer.
ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick ist sehr daran gelegen, dass auch in Zukunft die Qualität der Lehrer in Sachen rundes Leder möglichst hochwertig ist, entsprechend macht er sich auch Gedanken über deren Ausbildung.
Ein Produkt dieser Ausbildung ist Oliver Glasner, der sich in den vergangenen Jahren viele Bewunderer erarbeitet hat. Der ÖFB-Teamchef ist einer von ihnen.
"Für mich ist Oliver Glasner zurzeit einer der spannendsten Trainer - nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Ein absoluter Spitzentrainer", lobt Rangnick den Trainer-Legionär bei Eintracht Frankfurt.
Glasners Trainer Karriere begann beim Joggen mit Rangnick
Auch Glasner ging irgendwann seine ersten Schritte als Trainer, wozu auch Rangnick einiges zu erzählen hat.
Als der Deutsche 2012 beim FC Red Bull Salzburg anheuerte, war Glasner Sportkoordinator bei den Mozartstädtern.
"Er hatte einen Büro-Job, der eigentlich nichts mit dem Trainer-Beruf zu tun hat", erinnert sich der 64-Jährige, "Roger Schmidt war neuer Trainer, wir hatten noch keinen Co-Trainer. Oliver und ich gingen jeden Morgen joggen. Beim dritten Jogging-Lauf hat mich Oliver gefragt, ob es eine Möglichkeit gibt, Co-Trainer zu werden. Sage ich: 'Aber du bist doch gar nicht Trainer.' Er hat gemeint, er sieht sich doch eher als Trainer als im Büro. So hat Oliver Glasners Trainer-Karriere bei einem gemeinsamen Jogging-Lauf begonnen."
Schmidt wollte Glasner nach zwei gemeinsamen Jahren 2014 zu Bayer Leverkusen mitnehmen, doch der Oberösterreicher wollte lieber Cheftrainer werden und heuerte bei der SV Ried an.
Ein Musterbeispiel
"Er hat sich Schritt für Schritt dorthin entwickelt, wo er jetzt ist, auch weil er richtige Entscheidungen getroffen hat. Aus seiner Sicht war es richtig, Ried zu machen, von Ried nach Linz zu gehen, von Linz nach Wolfsburg. Wenn man sieht, was bei Eintracht Frankfurt mit ihm und Markus Krösche passiert, kann man nur den Hut ziehen", so Rangnick, der bilanziert:
"Das ist ein Musterbeispiel für die Entwicklung einer Trainer-Karriere. Die hätte man vorher nicht besser auf einen Zettel schreiben können."
"Das ist meiner Meinung nach ein wichtiger Ansatz, den wir hier in Österreich finden müssen, damit wir möglichst vielen der nächsten Oliver Glasners die Möglichkeit geben, eben genau solche Karrieren zu entwickeln."
Ähnliches würde aus Salzburger Sicht für Matthias Jaissle, Marco Rose oder eben Schmidt gelten.
"Das ist meiner Meinung nach ein wichtiger Ansatz, den wir hier in Österreich finden müssen, damit wir möglichst vielen der nächsten Oliver Glasners die Möglichkeit geben, eben genau solche Karrieren zu entwickeln", unterstreicht Rangnick.
Ein Denkanstoß von Rangnick
Dies ist logischerweise ein vernünftiges Ziel. Die Trainerausbildung in Österreich hat in der jüngeren Vergangenheit große Fortschritte gemacht, wie auch die erhöhte Zahl an Coaches, die es in Top-Ligen geschafft haben, beweist.
Auch Rangnick ordnet die Ausbildung als "richtig gut" ein, fordert jedoch gleichzeitig: "Wir müssen dafür sorgen, dass sie noch besser wird. Von richtig gut zu top."
Eine ständige Evaluierung der Arbeit ist ohnehin kein Fehler, genausowenig wie Denkanstöße. Ein solcher fiel Rangnick vor wenigen Wochen ein, als ein gemeinsamer Lehrgang aller Pro-Lizenz-Anwärter aus der Schweiz, Deutschland und Österreich in Frankfurt stattfand.
Rangnick machte dort folgende Beobachtung: "Österreich und die Schweiz haben knapp neun Millionen Einwohner, Deutschland ein bisschen mehr als 80 Millionen. Die Schweiz hatte aufgrund der hohen Einstiegshürden, um überhaupt zugelassen zu werden, sechs Trainer dort, Deutschland 15, Österreich dafür 21, sprich genau so viele wie die anderen beiden Länder zusammen."
Nicht logisch für Rangnick
"Das erscheint mir nicht besonders logisch, auch wenn ich jetzt womöglich ein neues Fass aufmache", so der ÖFB-Teamchef weiter.
Weitere Dinge, die Rangnick wundern: In Österreich braucht man die höchste Trainerausbildung nur in der Bundesliga, nicht jedoch in der 2. Liga. In Deutschland dafür in den ersten drei Ligen.
Festzuhalten ist an dieser Stelle allerdings auch, dass es in Österreich keinen jährlichen Kurs gibt, und die Trainerausbildung nicht nur für die Spitze im Profi-Fußball da ist, sondern viele der Absolventen in den Akademien arbeiten und es bestimmt nicht schadet, wenn dort möglichst gut ausgebildete Übungsleiter engagiert sind.
Über die Quantität lässt sich vermutlich diskutieren. In Sachen Qualität ist dies ein Punkt, auf den letztlich auch Rangnick hinauswill. Die absoluten Spitzentalente unter den Trainern müssen noch effektiver gefördert werden.
Österreich muss Entwickler entwickeln
Sein Credo, das er aufgrund der Erfahrungen in Hoffenheim, Salzburg und Leipzig vertritt: "Es steht und fällt mit der Qualität der Trainerarbeit. Gute Trainer entwickeln Mannschaften und über diese Entwicklung der Mannschaften wiederum Spieler."
"Wenn wir für die Zukunft der A-Nationalmannschaft gute Spieler produzieren wollen, brauchen wir Entwickler. Entwickler sind auch Sportdirektoren, die den entsprechenden Trainern eine Chance geben. Dafür brauchst du richtig gut ausgebildete und top-begabte Trainer. Das ist für mich der Weg in Österreich, auch wenn ich in zehn oder 15 Jahren nicht mehr hier sitze, sondern jemand anders Teamchef ist", so Rangnick.