Ralf Rangnick hatte bei aller Zuversicht bereits am Tag vor dem Match nach der Ankunft in Paris gewarnt:
"Wenn wir selber für unsere Verhältnisse durchschnittlich spielen, sehe ich die Chancen nicht als sehr groß an, hier etwas zu holen."
Über sich hinaus gewachsen ist das ÖFB-Team bei der 0:2-Niederlage gegen Frankreich bekanntlich ganz bestimmt nicht, zudem erwischten "Les Bleus" im Stade de France einen guten Tag - und das stark ersatzgeschwächt.
Letzteres lässt Ralf Rangnick nach dem Schlusspfiff nicht gelten: "Es hat tatsächlich ernsthaft jemand geglaubt und mich auch gefragt, ob es ein Vorteil wäre, wenn dort acht oder neun Spieler fehlen. Wenn ich mir nur die Ersatzbank von Frankreich anschaue, glaube ich, dass fast jeder bei uns eine große Chance hätte, in der Anfangsformation zu stehen."
Österreich hat keinen Kylian Mbappe
Von Kylian Mbappe ganz zu schweigen. Der Superstar wurde wieder einmal zum Unterschiedspieler und verleitete den ÖFB-Teamchef zu einem interessanten Gedankenspiel:
"Es ist zwar müßig und bringt auch nichts, das zu sagen, aber ich wage mal die These: Wenn Kylian Mbappe bei uns gespielt hätte, wäre das Spiel anders ausgegangen. Aber leider haben wir keinen Kylian Mbappe."
Zumindest betrachtete der Deutsche seine Elf auch mit Mbappe auf der gegnerischen Seite nicht als komplett chancenlos.
"Natürlich hätten wir zur Halbzeit zurückliegen können. Aber zu dem Zeitpunkt, als wir das Tor kassiert haben, lag es nicht in der Luft. Ich finde, dass wir in der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit nach der Umstellung durchaus Kontrolle über das Spiel hatten - und selbst auch die Riesen-Chance zum 1:0 durch Xaver Schlager. Wenn er den Ball direkt nimmt oder köpft, gehen wir in dieser Situation in Führung", so Rangnick.
Sowohl der Zeitpunkt als auch die Art und Weise, wie man das Tor "ein Stück weit mitvorbereitet" habe, sei sehr ärgerlich.
Warum das Spiel gegen den Ball nicht wie erhofft klappte
Das Spiel gegen den Ball klappte diesmal nicht so gut, wie es das ÖFB-Team eigentlich drauf hätte. Rangnick führte dies einerseits auf die Qualität der Franzosen zurück.
"Wir haben uns aber gut auf sie eingestellt, wussten, wie sie spielen und haben das eine oder andere geändert. Ich hatte einige Schwierigkeiten gegen Österreich erwartet, aber wir haben ihnen keine Zeit gelassen, sich aufzustellen."
Andererseits sah er auch Grund zur Selbstkritik: "Es lag auch an der Art und Weise, wie wir selbst gespielt haben. Natürlich hätten wir in der einen oder anderen Situation mit etwas mehr Körperlichkeit verteidigen und attackieren können, aber es war nicht so einfach. Der Gegner hat mit Dreierkette und relativ hohen Wing-Backs gespielt. Deswegen war es nicht ganz so einfach für uns, tatsächlich frühen Zugriff zu kriegen."
Frankreichs Teamchef Didier Deschamps freute sich jedenfalls spürbar, dass seine taktischen Überlegungen aufgegangen sind:
"Österreich stellte uns im Hinspiel vor viel mehr Probleme. Wir haben uns aber gut auf sie eingestellt, wussten, wie sie spielen und haben das eine oder andere geändert. Ich hatte einige Schwierigkeiten gegen Österreich erwartet, aber wir haben ihnen keine Zeit gelassen, sich aufzustellen."
Spieler müssen nicht aufgerichtet werden
Das Nationalteam hat den Klassenerhalt in der Nations League somit nicht mehr in der eigenen Hand. Selbst bei einem Heimsieg gegen Kroatien am Sonntag (20:45 Uhr im LIVE-Ticker) ist man auf dänische Schützenhilfe gegen Frankreich angewiesen.
<<<Tabelle UEFA Nations League>>>
Aufrichten müsse er seine Schützlinge nach der Niederlage im Stade de France jedenfalls nicht: "Die sehen das schon auch sehr realistisch, so wie wir das auch sehen. Wir müssen mal schauen, wer überhaupt einsatzfähig ist."
Unter anderem ist Kapitän David Alaba angeschlagen.
Egal, wer letztlich ausläuft, drei Punkte sollten her. "Die Ausgangsposition in der Gruppe ist klar. Wir brauchen einen Sieg und müssen gleichzeitig darauf hoffen, dass Frankreich in Dänemark nicht gewinnt", erläutert Rangnick.