Es war ein Schuss vor den Bug unmittelbar vor dem Start in die EURO 2024.
Das 1:1 gegen die Schweiz im letzten Testspiel mag vom Ergebnis her vielleicht okay sein, viel mehr aber auch nicht.
"Ich bin froh, dass das Spiel so gelaufen ist. Wenn wir so wie in der ersten Hälfte gegen Frankreich spielen, wird’s bitter, dann haben wir keine Chance", sagt Ralf Rangnick.
Der Teamchef war mit dem ersten Durchgang so überhaupt nicht zufrieden. Sein Team habe "die Grundtugenden, die unser Spiel auszeichnen, vermissen lassen", moniert er.
Die Offensivspieler treffen eine taktische Entscheidung
"Wir waren nicht aggressiv genug, haben nicht das gemacht, was uns auszeichnet. Wir waren irgendwie immer einen Schritt zu spät, sind nicht in die Zweikämpfe gekommen", schildert Philipp Lienhart seine Sicht der Dinge.
Die Offensivreihe hatte so ihre liebe Not, das Pressing wie gewohnt aufzuziehen und traf dann "gemeinsam am Platz" eine Entscheidung, wie Michael Gregoritsch verrät.
Die Noten für Gregoritsch und Co. >>>
"Wir hatten auf dem Feld das Gefühl, dass wir keinen Zugriff kriegen. Darum habe ich, weil ich in der ersten Linie war, gesagt, dass wir uns ein bisschen fallen lassen und im Block stehen", sagt der Stürmer.
Was du über die ÖFB-Stars noch nicht wusstest
Das hat so überhaupt nicht funktioniert. "Die erste Halbzeit war das Spiel ab der 20. Minute unserer nicht würdig", weiß Goalie Heinz Lindner.
Rangnick will es aber gar nicht an der taktischen Grundordnung festmachen: "Wir hätten zur Halbzeit fünf Mal über die Grundordnung reden können, hätten wir nicht in ein anderes Energie-Niveau geschalten, hätte das alles nichts gebracht."
Es sei "eine enttäuschende erste Halbzeit" gewesen. Eine Erklärung hat Rangnick dafür: "Es hat ein bisschen etwas mit dem Kopf zu tun. Der letzte Test, die Anreise, vielleicht will sich keiner verletzen, alle loben uns in den Himmel, wir sind schon einer der Geheimfavoriten – und dann macht man halt ein bisschen weniger. Das ist menschlich. Aber das hilft uns natürlich nicht."
Abhängig von Energie
Das Positive: Nach einer mutmaßlich eher härteren Halbzeitansprache zeigte das ÖFB-Team nach der Pause eine wesentlich bessere Leistung. Die Energie war wieder da. Ein Schlüsselwort, das alle Spieler in den Mund nehmen.
"Unser ganzes Spiel ist abhängig von dieser Energie", weiß Lindner. Gernot Trauner freut sich: "Es ist gut, dass wir reagieren und umstellen können."
Die Lehre aus dieser verkorksten ersten Hälfte in St. Gallen ist klar. Trauner formuliert sie so: "Wenn wir die volle Intensität auf den Platz bringen, sind wir unangenehm. Wenn wir aber nur 80 oder 90 Prozent auf den Platz bringen, werden wir Probleme haben."
Oder wie es Rangnick ausdrückt: "Es geht nicht mit ein bisschen. Entweder richtig oder gar nicht."