Das ÖFB-Team ist endlich in der UEFA Nations League angekommen.
Nach einem deutlichen 4:0-Sieg gegen Kasachstan (Spielbericht>>>) darf die Truppe von Ralf Rangnick nicht nur weiterhin von einem direkten Wiederaufstieg in Liga A der Nations League träumen, sondern hat auch wichtige Weltranglistenpunkte gesammelt. Diese könnten für eine etwaige Topf-eins-Setzung bei der im Frühjahr 2025 beginnenden WM-Qualifikation entscheidend sein.
Der Teamchef selbst zeigt sich mit dem Ergebnis freilich zufrieden, vor allem hat ihm aber gefallen, wie dieses zustande kam. "Wir haben all die Dinge, die wir uns für das Spiel vorgenommen haben, umgesetzt. Wir waren 90 Minuten lang am Gaspedal und haben immer versucht, den Gang der Dinge zu bestimmen", so der Deutsche auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.
EURO-Kater bei den ersten beiden Nations-League-Spielen?
(Text wird unter dem VIDEO fortgesetzt)
Ihn habe die Energieleistung seiner Mannschaft an viele ähnlich angelegte Spiele aus den vergangenen zwei Jahren erinnert. Bei den ersten beiden Nations-League-Auftritten auswärts gegen Slowenien (1:1) und Norwegen (1:2) hatte das ÖFB-Team bekanntlich noch Probleme, dieses Gesicht zu zeigen.
"Die Enttäuschung des Türkei-Spiels (bei der EURO, Anm.) war nicht so einfach zu verarbeiten. Das ging mir so und so ging es auch allen Spielern. Deswegen war es natürlich auch nicht ganz so einfach, den Schalter in diesen beiden Auswärtsspielen direkt wieder umzulegen", mutmaßt Rangnick im "ORF".
Die beiden ausbaufähigen Auftritte in Ljubljana und Oslo seien vielleicht sogar eine wichtige Erfahrung gewesen, um rasch wieder zum gewohnten Selbstbewusstsein zurückzufinden, meint der Teamchef.
"Alle Spieler waren absolut der gleichen Meinung wie wir auch, dass wir genau dieses Engagement, diese Energie brauchen. Und das haben sie heute gezeigt. Deswegen war das heute auch wieder ein typisches Spiel von uns, ein typisches Spiel von Österreich", ist der Fußball-Professor stolz auf seine Schützlinge, die am Donnerstag vor allem gegen den Ball schon nahe am rot-weiß-roten Optimum dran waren.
Noten: Vier Einser für die ÖFB-Kicker
Das Gegenpressing als Spielmacher
Das Pressing gegen die teils schwer überforderten Kasachen funktionierte auch deshalb so gut, weil die Gäste öfter als eigentlich angedacht versuchten, flach von hinten herauszuspielen. Trainer Stanislaw Tschertschessow schickte seine Mannschaft, anders als in den letzten Spielen, mit einer Vierer- statt Fünferkette sowie einem durchaus mutigen Offensivansatz aufs Feld der Raiffeisen Arena und überraschte Rangnick laut dessen Aussage damit.
Überrascht wurde Tschertschessow aber auch selbst von seiner Mannschaft, die unter anderem unmittelbar vor dem 1:0 plötzlich anfing, vor dem eigenen Sechzehner zu kombinieren, und Österreich damit praktisch zum Pressen aufforderte.
"Wir wollten eigentlich nicht hinten rausspielen, aber der Spieler hat sich so entschieden. Wir haben den Gegner zum 1:0 eingeladen. Die Spieler haben durch die Intensität des Spiels ab und zu vergessen, was wir uns vorgenommen haben", murrt Tschertschessow.
Und Rangnick sagt dazu: "Der Schlüssel war heute natürlich unser Spiel gegen den Ball. Unser bester Spielmacher war das Gegenpressing. Immer, wenn das gegriffen hat, hatten wir Torchancen."
Chancenverwertung ausbaufähig, Rasen bespielbar, Hoffnungen hoch
Dass nicht mehr dieser Torchancen auch den Weg ins Tor fanden, ist das einzige Haar in Rangnicks Suppe an diesem Abend. "Es hätte zur Halbzeit schon 3:0, 4:0 stehen müssen", meint der 66-Jährige bezugnehmend auf die insgesamt drei Aluminiumtreffer von Alexander Prass (2x) und Junior Adamu in Durchgang eins.
Ansonsten erlebte Rangnick einen rundum zufriedenstellenden Abend, dem auch der etwas mitgenommen wirkende Linzer Rasen keinen Abbruch tat. "Man hat zwar gesehen, dass er an einigen Stellen etwas abgenutzt ist, aber im Spiel hat man es nicht gemerkt. Der Platz war gut bespielbar und ich hoffe, dass das auch so bleibt", blickt der Teamchef bereits auf Sonntag, wenn das ÖFB-Team in der Raiffeisen Arena aufläuft.
Gegen Norwegen ist ein Sieg dann schon fast Pflicht, will man seine Chancen auf den direkten Wiederaufstieg in Liga A aufrecht erhalten. Momentan halten die Skandinavier bei drei Punkten mehr als Österreich, zudem sind sie das gewonnene direkte Duell vorne.
Rangnicks Vorschau auf die Partie am Sonntag: "Sie haben vorne Qualität, das haben wir gesehen. Aber wenn wir so auftreten wie heute, indem wir immer am Gaspedal sind, wird das sicher ein interessantes und auch heißes Spiel."
Rangnick hat martialische Drohung aus Norwegen nicht vergessen
"Wir haben die Partie in Oslo noch in guter Erinnerung. Es ist noch nicht so lange her und auch die ein oder andere Aussage, die da gefallen ist, haben wir nicht vergessen."
Heiß deshalb, weil Österreich auch aus anderen als aus sportlichen Gründen noch eine Rechnung mit Norwegen offen hat.
Innenverteidiger Leo Ostigard ließ nach der Partie in Oslo, bei welcher sich Martin Ödegaard in einem Zweikampf mit Christoph Baumgartner unglücklich am Sprunggelenk verletzte und deshalb auch am Sonntag in Linz fehlen wird, folgende Drohung in Richtung Baumgartner raus:
"Ich hätte gerne noch ein Duell mit dem Österreicher geführt, damit er spürt, wie es ist, einen zurückzubekommen."
Rangnick dazu: "In dem Spiel geht es um Platz eins in der Gruppe und wir wollen gewinnen. Wir haben die Partie in Oslo noch in guter Erinnerung. Es ist noch nicht so lange her und auch die ein oder andere Aussage, die da gefallen ist, haben wir nicht vergessen."
Die Revanche wird allerdings ohne den am Donnerstag starken Alexander Prass klappen müssen, der nach einem taktischen Foul Gelb sah und nun gelbgesperrt ist. Dafür kehrt Phillipp Mwene von einer Gelbsperre zurück.
Auch Michael Gregoritsch könnte sein Comeback feiern. Der Steirer bekam in der Nacht auf Donnerstag hohes Fieber, ein Einsatz am Sonntag hängt davon ab, wie schnell er gesundet. Leicht fraglich ist hingegen Philipp Lienhart, der gegen Kasachstan einen leichten Schlag auf den Oberschenkel abbekam. Rangnick geht aber von keiner gröberen Verletzung aus.