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Rangnick eine Teamchef-Option - wer noch für ÖFB?

Gespräche, Absagen, Gerüchte, neue Namen - ÖFB-Teamchefsuche ufert aus:

Rangnick eine Teamchef-Option - wer noch für ÖFB? Foto: © getty

Dass die Teamchef-Suche solche Dimensionen annehmen würde, war nicht vorauszusehen.

Ein Tauziehen der "üblichen Verdächtigen" wurde prophezeit, was mit den alten Bekannten Peter Stöger, Andreas Herzog oder Werner Gregoritsch ja durchaus auch der Fall ist. Das ÖFB-Blinzeln über den Tellerrand hinaus kommt aber fast schon ein wenig überraschend.

Plötzlich soll es ein Treffen zwischen Sportdirektor Peter Schöttel und niemand geringerem als Ex-Red-Bull-Mastermind und Manchester-United-Trainer Ralf Rangnick gegeben haben. Laut "Kurier" soll es sich dabei um mehr als nur eine Kontaktaufnahme gehandelt haben und sogar schon verhandelt worden sein. Weniger überraschend folgte kurz danach schon das Dementi des ÖFB, dass es gar kein Treffen zwischen Schöttel und Rangnick gegeben haben soll.

Doch wie realistisch wäre dieser Mega-Coup wirklich? Zudem tauchen auch andere neue Namen auf, welche Experten nicht unbedingt auf dem Zettel hatten, andere Kandidaten haben sich bereits selbst aus dem Rennen um den ÖFB-Teamchef-Posten genommen. Dass für Freitag kurzfristig eine Präsidiumssitzung einberufen wurde, sorgt für zusätzliche Brisanz und Spannung.

LAOLA1 verschafft eine Übersicht, wie sich die Teamchef-Suche des ÖFB aktuell darstellt:

Ist die Lösung Rangnick überhaupt vorstellbar?

In finanzieller Hinsicht ist klar: Sollte Rangnick ein Thema für den ÖFB werden, muss der 63-jährige Deutsche große Einbußen hinnehmen. Denn wie vom Österreichischen Fußball-Bund immer wieder erwähnt, sind die Mittel begrenzt. Angeblich könne man sich deshalb sogar ersparen, beim einen oder anderen anzufragen.

Dass es dann bei Rangnick überhaupt so weit gekommen ist, lässt die ganze Angelegenheit in einem anderen Licht erstrahlen. Laut einem vom "Kurier" nicht genannten langjährigen Weggefährten, der auch mit ihm gearbeitet hat, steht Geld für den Deutschen nicht an erster Stelle. Somit wäre es durchaus vorstellbar, dass die sportliche Herausforderung über dem Füllen der Geldbörse steht.

Rangnick ist nicht nur in Europa ein begehrter Mann, coacht mit Cristiano Ronaldo und Co. die mitunter größten Superstars der Welt, hat schon einiges in seiner Karriere gesehen - doch ein Teamchefposten fehlt ihm noch, und ist offenkundig ein großes Ziel. Mehrmals hat dieser betont, dass er nicht mehr täglich als Klubtrainer auf dem Fußballplatz stehen muss, eine gewisse Lebensqualität in seiner schwäbischen Heimat in der Nähe von Stuttgart schätzt.

"Das ist eine Stelle, die niemanden in Deutschland kalt lässt", meinte Rangnick, als er zu den Kandidaten auf den Job als DFB-Bundestrainer zählte. Am Ende wurde es Hansi Flick. Auch wenn es vielleicht der große Traum bleibt, einmal das Heimatland zu trainieren, ist der Posten voraussichtlich auf Jahre okkupiert.

Passt Rangnicks Fußball besser zum ÖFB- als zum DFB-Team?

Weshalb Alternativen erst interessant werden - auch um möglicherweise doch noch bei der EURO 2024 in der Heimat Deutschland eine große Rolle zu spielen. Ab Sommer steht Rangnick Manchester United nur mehr in beratender Funktion zur Verfügung. Lässt es sich vereinbaren, wäre dies zusätzlich zu einem Teamchefposten durchaus vorstellbar.

Warum also nicht ein kleineres Land wie Österreich coachen und gleichzeitig bei Man United abcashen? Zudem ist der Ex-Salzburg-Sportchef in Österreich kein Unbekannter, hat viele der aktuellen ÖFB-Teamspieler erst groß gemacht, gefördert und mit seiner Spielidee den europäischen Fußball revolutioniert.

Die Frage nach dem Streitthema Red-Bull-Ecke im ÖFB-Team könnte mit Rangnick klar beantwortet werden. Während es im deutschen Nationalteam schwierig wäre, alles auf RB-Vorstellungen umzukrempeln, ist diese Philosophie-Neuorientierung in Österreich gewünscht und durchaus vorstellbar.

"Ein bisschen Pressing ist wie ein bisschen schwanger"

"Als Trainer musst du dir im Klaren darüber sein, wie du spielen willst. Damit meine ich nicht: ein bisschen hiervon, ein bisschen davon. Ein bisschen Pressing ist wie ein bisschen schwanger. Entweder spielst du Pressing, oder du lässt es bleiben."

Das ist bei Manchester United nicht umzusetzen, weshalb alles darauf hindeutet, dass Rangnick ab Sommer nicht mehr an der Seitenlinie steht und nur mehr mit Rat und Tat zur Seite steht. Außerdem wäre dieses Zitat aber auch eine provokante Antwort auf die Ära Foda und den einen oder anderen Experten, die auch mit ein bisschen Pressing zufrieden wären. Eines muss aber auch klar sein: Wenn ein Rangnick einen Job wie diesen annimmt, will er Einfluss - auf alles und jeden. Das kommt beim ÖFB normalerweise nicht so gut an.

Da es sich nicht nur um ein Beratungs-Gespräch mit Schöttel gehandelt haben soll, um möglicherweise andere Trainer "abzuchecken", sondern um Verhandlungen, scheint eine gewisse Bereitschaft von Rangnick vorauszugehen, diesem Abenteuer überhaupt eine Chance zu geben. Das würde auch erklären, warum Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund, der in der Sportkommission des ÖFB sitzt, überhaupt den Kontakt zu seinem ehemaligen Arbeitskollegen hergestellt haben soll - wenn man dem Medienbericht Glauben schenken darf.

Gespräche und Absagen am laufenden Band

Da der ÖFB sogar offiziell vorprescht und ein Treffen verneint, muss man sich wohl weiter mit anderen Kandidaten auseinandersetzen. Der Status quo stellt sich so dar, dass es offiziell bereits Gespräche mit Peter Stöger und Andreas Herzog gegeben hat - das haben auch die beiden Trainer bestätigt.

Abgewunken hat etwa schon Frankfurt-Trainer Oliver Glasner, für den der Job in der aktuellen Situation kein Thema darstellt. Niko Kovac und Gerhard Struber haben bereits abgesagt, Willi Ruttensteiner glaubt nicht, dass er gefragt werden würde, Roger Schmidt steht vor der Unterschrift bei Benfica Lissabon. Kandidaten wie Ralph Hasenhüttl oder Adi Hütter sind für den ÖFB wohl nicht leistbar und auf einem Karriere-Höhepunkt.

Zu Stöger und Herzog gesellt sich noch U21-Teamchef Werner Gregoritsch - er wäre die ÖFB-interne Lösung, hat jahrelange Erfahrung und kennt den Verband in- und auswendig. Er würde "Ja" sagen, hat er bereits angekündigt, wenn er gefragt werden würde.

Neue Namen, doch die Zeit drängt

Unter den neuen Namen taucht etwa Markus Gisdol auf, aktuell arbeitslos, da dieser aufgrund des Ukraine-Krieges seinen Vertrag in Russland auflöste. Drei Mal darf geraten werden, wer dem Deutschen den Job bei Lokomotive Moskau verschaffte - richtig: Ralf Rangnick, der als dessen jahrelanger Förderer gilt, womit sich der Kreis wieder schließt.

Auch der Name des Ex-Schweiz-Teamchefs Vladimir Petkovic, erst kürzlich bei Girondins Bordeaux entlassen, schwirrte schon mal durch die Gerüchteküche, während es wohl zu keiner Aufwärm-Aktion mit Marcel Koller kommen wird. Apropos: Teamchef-Erfahrung hätte auch Joachim Löw - und davon nicht zu wenig. Der Ex-DFB-Bundestrainer soll einem Bericht des "kicker" ein Thema gewesen sein, jedoch  erscheint dies kaum realisierbar.

Und dann wären da noch die aufgrund ihrer Red-Bull-Vergangenheit oder -Gegenwart zu nennenden Kandidaten, die möglicherweise ins Auge gefasst werden könnten. Ex-Liefering-Trainer Bo Svensson etwa, der aber derzeit bei Mainz coacht. Noch naheliegender wäre Rene Aufhauser, der aktuelle Jungbullen-Coach, oder aber Trainer wie Peter Zeidler von St. Gallen oder Thomas Letsch von Vitesse Arnheim, die in Salzburg ausgebildet wurden, aber vielleicht (noch) nicht die wirklich großen Top-Klubs betreuen.

Fakt ist jedoch, dass die Zeit drängt. Bis zum 29. April soll der neue ÖFB-Teamchef spätestens feststehen. Dass schon am Freitag eine kurzfristig anberaumte Präsidiumssitzung stattfinden soll, nährt die Gerüchte, dass bereits jetzt etwas im Busch ist. Vieles deutet auf die üblichen Verdächtigen hin, doch wer weiß: Vielleicht gelingt dem ÖFB ja doch mit einem Trainer-Coup a la Rangnick der Blick über den Tellerrand.


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