Einen Tag vor dem Spiel in Kasachstan in der UEFA Nations League (LIVE-Ticker ab 16 Uhr) spricht Ralf Rangnick Klartext.
Die Diskussionen um mögliche Kompetenzerweiterungen, einen neuen Vertrag und die Causa Bernhard Neuhold beschäftigen den ÖFB und damit naturgemäß auch den Deutschen.
"Es ist an der Zeit, ein paar Dinge klarzustellen", eröffnet Rangnick einen längeren Monolog.
Keine Gespräche über Kompetenzen und Vertrag
"Das Thema Vertragsverlängerung und Kompetenzerweiterung war zu keinem Zeitpunkt irgendwann in den letzten Monaten ein Gesprächsthema. Aus meiner Sicht ist das auch nicht notwendig", erklärt er.
Rangnick weiter: "Als ich mich am 1. Mai entschieden habe, aus persönlichen, emotionalen Gründen in Österreich zu bleiben und zwei Angebote auszuschlagen, hatte das damit nichts zu tun. Es wurde mir auch nichts in Aussicht gestellt."
"Es war der Präsident, der am 1. Mai in Klagenfurt in mehreren Interviews genau diese zwei Dinge thematisiert hat. Danach gab es dazu fünf Monate lang keinerlei Gespräche, bis zum heutigen Tag nicht. Ich will das nur festhalten, nicht weil ich darüber womöglich enttäuscht oder traurig bin, in keinster Weise."
Teilnahme an der Präsidiumssitzung
Dass er vor rund zwei Monaten an einer Präsidiumssitzung teilgenommen hat, bereut der Coach im Nachhinein.
"Wenn wir uns nicht für die Weltmeisterschaft qualifizieren, bin ich einen Tag später nicht mehr Teamchef"
"Meine Teilnahme an der Präsidiumssitzung vor zehn Wochen war der ausdrückliche Wunsch des Präsidenten und von Herrn Walter Pürzl – die beiden haben mich mehrere Male inständig gebeten, Teilnehmer dieser Präsidiumssitzung zu sein. Im Rückblick würde ich es nicht mehr machen, ich würde viel lieber nicht dabei gewesen sein."
Bei Scheitern in der Quali geht Rangnick
Zum Thema Vertragsverlängerung hat der 66-Jährige folgende Einstellung: "Ich bin von klein auf so erzogen worden, und so arbeite ich auch als Teamchef, dass das Leistungsprinzip über allem steht. Wenn wir uns nicht für die Europameisterschaft qualifiziert hätten, wäre ich seit einem Jahr nicht mehr Teamchef – völlig unabhängig von Vertragslaufzeiten."
"Das gleiche gilt für die WM. Wenn wir uns nicht für die Weltmeisterschaft qualifizieren, bin ich einen Tag später nicht mehr Teamchef – völlig unabhängig davon, ob ich Vertrag habe, oder nicht", kündigt er an.
Klare Meinung zur Causa Neuhold
Zudem spricht der Teamchef über Bernhard Neuhold, der als Geschäftsführer abgelöst werden soll.
"Man kann uns nicht einfach nur so für dumm verkaufen, für dumm halten – dafür sind die Jungs und wir zu schlau"
"Es geht nicht darum, ob wir irgendwen besonders nett oder sympathisch finden. Es geht ausschließlich darum, dass wir professionell bestmögliche Arbeitsbedingungen für die Spieler haben. Ich spreche, glaube ich, auch für die Mannschaft: Bernhard Neuhold von heute auf morgen ersatzlos zu streichen, funktioniert nicht, ohne dass die Nationalmannschaft Schaden nimmt."
"Er ist der erste Ansprechpartner für alle Themen, die wir haben. Wenn man sich entscheidet, Bernhard Neuhold ist nicht mehr da, dann muss am gleichen Tag gleichwertiger oder – was ja dann nur Sinn macht – besserer Ersatz für ihn da sein", fordert er.
Die Mannschaft zeigt Gesicht
Zuletzt hat sich auch der Mannschaftsrat eindringlich bei ÖFB-Boss Klaus Mitterdorfer für Neuhold stark gemacht. In diesem Zusammenhang darf auch der Abschluss von Rangnicks Ausführungen gesehen werden.
"Wir hatten während der EURO auf dem Trainingsanzug 'Wir zeigen Gesicht' stehen gehabt. Das war kein Werbegag. Genauso habe ich versucht, die Mannschaft zu entwickeln, genauso handeln und denken wir auch. Man kann uns nicht einfach nur so für dumm verkaufen, für dumm halten – dafür sind die Jungs und wir zu schlau. 'Wir zeigen Gesicht' ist für uns ein Motto."