Dass die UEFA Nations League weiterhin kein allzu hohes Ansehen im internationalen Fußball genießt, ist hinlänglich bekannt.
Auch für Ralf Rangnick dürfte es wichtigere Fußballbewerbe geben. Der sonst so ehrgeizige ÖFB-Teamchef, der sich neulich selbst bei der "Promi-Millionenshow" sichtlich schwer damit tat, nicht das Maximum herauszuholen, kann mit dem nicht gelungenen Direktaufstieg seiner Mannschaft in die Liga A betont gut leben.
Nur Rang 2! Das sind die Auswirkungen für das ÖFB-Team>>>
Nach dem 1:1 gegen Slowenien (Spielbericht>>>) und dem damit verbundenen Verpassen von Rang eins, spricht der Deutsche davon, "seltener zufrieden, seit ich Teamchef bin" gewesen zu sein als am Sonntag.
"Enttäuschung hält sich in Grenzen"
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"Der Gesamtauftritt heute stimmt mich extrem zuversichtlich, deswegen hält sich die Enttäuschung über das Ergebnis absolut in Grenzen", erklärt Rangnick auf der Pressekonferenz nach der Partie im Happel-Oval.
Es sei ein "herausragend gutes Spiel über 70 Minuten" seiner Mannschaft gewesen. "Viel besser, als das, was wir ab der zehnten Minuten gespielt haben", könne man nicht spielen. Es habe einen "Klassenunterschied in allen Belangen" gegenüber den Slowenen gegeben, die Glück gehabt hätten, nicht mit fünf oder noch mehr Gegentreffern nachhause zu fahren.
"Das Einzige, was am Ende nicht gestimmt hat, ist das Ergebnis. Wir hätten das ein oder andere Mal noch ins Tor schießen können, das stimmt. Aber viel mehr klare Chancen herauszuspielen als heute, ist schwierig", so Rangnick.
Fehlte die Ernsthaftigkeit?
Fakt ist allerdings auch, dass sich das ÖFB-Team schlussendlich auch ein wenig selbst um den Sieg gebracht hat. Oftmals wurde in der Offensive die kompliziertere, weil spektakulärere Lösung gesucht, gegen Ende hin ging man äußerst fahrlässig mit den eigenen Chancen um.
"Mitte der zweiten Hälfte hatten wir eine Phase, wo wir nicht mehr ganz so am Gaspedal waren", hadert Christoph Baumgartner nach der Partie. Und Marko Arnautovic bemüht eine alte Fußballweisheit: "Wenn du die Tore nicht machst, bekommst du sie irgendwann. Das war nichtmal eine Chance von ihnen, wir haben einen Fehler gemacht."
Mit dem Fehler meint Arnautovic freilich den sehr lässigen Passversuch von Torhüter Patrick Pentz unmittelbar vor dem 1:1. Der Dänemark-Legionär wollte das Spiel zu einem Zeitpunkt schnell machen, zu dem es für das ÖFB-Team ratsamer gewesen wäre, etwas Zeit von der Uhr zu nehmen.
"Das Tor haben wir - mit Verlaub - schon selber vorbereitet", weiß auch Rangnick.
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Noten! Ein Vierer und zwei Einser für das ÖFB-Team
Rangnicks späte Wechsel
Der Teamchef selbst geriet am Sonntag auch in die Kritik, weil er ungewöhnlich spät, nämlich in Minute 84 erst, zum ersten Mal wechselte.
Das ÖFB-Team ließ zu diesem Zeitpunkt mindestens schon zehn Minuten lang Ermüdungserscheinungen erkennen.
Allerdings habe auch überhaupt nichts auf ein slowenisches Aufbäumen hingedeutet, hält der Teamchef fest. Auf die Frage, ob es ein Fehler gewesen sei, erst so spät zu wechseln, antwortet er: "Warum? Es hat sich überhaupt nichts abgezeichnet."
Es gibt Wichtigeres - die WM-Quali
Zur Wahrheit gehört wohl auch, dass der Nations-League-Aufstieg ohnehin nie die allerhöchste Priorität hatte.
Es sei halt manchmal so im Fußball, "dass das Ergebnis nicht den Spielverlauf widerspiegelt", zuckt Rangnick mit den Schultern; er würde sich viel mehr Sorgen machen, "wenn wir heute 1:0 durch eine einzige Torchance gewonnen hätten. Da ist es mir lieber so, wie es heute gelaufen ist".
"Es hat auch etwas Gutes. Jetzt brauchen wir uns nicht irgendwelche komischen Freundschaftsspielgegner für den März suchen."
Zynischer Rangnick
"Mit ein bisschen Zynismus sage ich: Es hat auch etwas Gutes. Jetzt brauchen wir uns nicht irgendwelche komischen Freundschaftsspiel-Gegner für den März suchen. Jetzt haben wir mit dem Playoff nochmal zwei Pflichtspiele, die auch Richtung WM-Quali vom Vorteil sind", blickt der 66-Jährige bereits auf die erste Länderspielpause des Jahres 2025, die dem ÖFB-Team womöglich gleich zum Auftakt eine Spielpause in der WM-Quali beschert hätte, wäre man in der Nations League bereits fertig gewesen.
Diese WM-Quali positiv zu überstehen, steht im ÖFB-Team an allererster Stelle. Rangnick betonte zuletzt, sich daran zu messen und kündigte sein Aus als Teamchef an, sollte Österreich 2026 zum siebten Mal hintereinander nicht zu einer WM fahren. Und viel wichtiger: Er ist vollends davon überzeugt, dass die Qualifikation auch gelingen wird.
"Sind wieder absolut auf Kurs"
"Wenn wir so weiterspielen im neuen Jahr, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir uns für die Weltmeisterschaft qualifizieren. Noch dazu, weil dann unsere Langzeitverletzten wieder zurückkommen", sagt Rangnick und meint damit David Alaba, Xaver Schlager und Sasa Kalajdzic. Mit diesen drei Spielern an Bord habe man "richtige Möglichkeiten".
Der September-Lehrgang, der erste nach dem herzzerreißenden EURO-Aus, sei aus vielerlei Gründen ausbaufähig gewesen, "aber so, wie wir die letzten beiden Lehrgänge gespielt haben, sind wir wieder absolut auf Kurs", so Rangnick, dessen Vorfreude auf das nächste Länderspieljahr trotz aller aktuellen Unstimmigkeiten innerhalb des ÖFB groß ist:
"Wenn wir alle Mann weitestgehend an Bord haben, freue ich mich schon jetzt riesig auf das nächste Jahr und auf alle Spiele, die dann anstehen."