Diese Überraschung ist Ralf Rangnick wirklich gelungen.
Der ÖFB-Teamchef reagiert auf die personelle Notsituation im Angriff und nominiert mit Guido Burgstaller einen Angreifer nach, der im August 2019 eigentlich schon seinen Rücktritt aus dem Nationalteam erklärt hatte.
"Ungewöhnliche Situationen erfordern auch mal ungewöhnliche Maßnahmen - und das ist eine ungewöhnliche Situation", erläutert Rangnick die Entscheidung im Hinblick auf das Gastspiel in Aserbaidschan, bei dem Österreich das EURO-Ticket lösen möchte.
Entsprechend griff der 65-Jährige am Samstagnachmittag zum Handy und kontaktierte den Rapid-Stürmer: "Er hat sofort und spontan seine Bereitschaft erklärt."
Rangnick: "Ein Schlüsselspieler von Rapid"
Burgstaller hat wegen einer Schambeinentzündung seit Ende August kein Pflichtspiel mehr für Rapid bestritten, feierte jedoch unter der Woche sein Comeback in einem Test gegen die Vienna, bei dem er einen Doppelpack erzielt hat.
"Ich weiß, dass er eigentlich schon mal aufgehört hatte", betont Rangnick, "aber er ist immer noch fit genug, um viele Tore in der österreichischen Bundesliga zu schießen, er ist sicherlich einer der Schlüsselspieler von Rapid."
In der laufenden Spielzeit stehen in neun Pflichtspielen fünf Tore zu Buche, in der vergangene Saison wurde er mit 21 Treffern Torschützenkönig.
"Als er zuletzt über viele Wochen gefehlt hat, konnte man sehen, dass sich Rapid schwer getan hat, Spiele zu gewinnen", meint Rangnick über den 34-Jährigen.
Bei Kalajdzic reicht es erst für 60 Minuten
Der Gedanke zu dieser ungewöhnlichen Maßnahme reifte, nachdem Michael Gregoritsch am Samstag endgültig für die Reise nach Baku w.o. geben musste.
"Mit Marko Arnautovic und Karim Onisiwo fehlen uns weitere etatmäßige zentrale Spitzen, die bei uns schon in wichtigen Spielen von Anfang an gespielt haben", so Rangnick.
"In der Situation, in der wir uns befinden, ist es wichtig, Spieler dabei zu haben, die wissen, was sie können. Deshalb sind wir froh, dass er hier ist."
Die Wahrscheinlichkeit, dass Sasa Kalajdzic diesmal in der Startformation stehen wird, ist hoch. Der Wolverhampton-Legionär ist nach seiner langen Verletzungspause aufgrund eines Kreuzbandrisses jedoch erst am Weg zurück:
"Wir wissen, dass Sasa noch nicht so viele Einsatzminuten hatte. Das heißt, wenn er das Spiel beginnt, wird er sicherlich nicht länger als 60 Minuten spielen können."
Einmalige Angelegenheit oder längerfristige Option?
Dem Nachdenkprozess folgte der organisatorische Part: "Ich habe dann gefragt, ob es überhaupt vorstellbar ist. Wir hatten ihn ja auch gar nicht auf der Abrufliste, weil er zum Zeitpunkt, als wir nominiert hatten, noch verletzt war. Deswegen war das gestern eigentlich eine relativ schnelle Geschichte."
Darüber, ob dies eine einmalige Angelegenheit oder eine längerfristige Option darstellt, habe man noch nicht gesprochen:
"Das ist jetzt einmal für dieses Spiel. Alles andere ist im Moment auch nicht wichtig. Wichtig ist, dass wir mit ihm mal eine weitere Option haben, die als gelernter Mittelstürmer in der Lage ist, Tore zu schießen."
Burgstaller ist am Sonntag um 9 Uhr ins ÖFB-Camp eingerückt, um 11 Uhr stand das erste Training im Mannschaftskreis auf dem Programm, am Nachmittag erfolgt der Flug nach Baku.
Sabitzer: "Ein guter Typ"
"'Burgi' ist ein alter Bekannter, viele kennen ihn schon lange. Er ist ein guter Typ, ein guter Spieler und weiß, wo das Tor steht", kommentiert Marcel Sabitzer die Rückkehr des Kärntners.
"In der Situation, in der wir uns befinden, ist es wichtig, Spieler dabei zu haben, die wissen, was sie können. Deshalb sind wir froh, dass er hier ist. Wir werden ihn bestmöglich wieder aufnehmen. Wenn er zu einem Einsatz kommt, bin ich überzeugt, dass er uns auf jeden Fall weiterhelfen kann", so der Dortmund-Legionär weiter.
In 25 Länderspielen hat Burgstaller zwei Tore erzielt.
Sein bislang letzter Treffer war mit dem 1:0-Goldtor 2019 gegen Slowenien jedoch ein enorm wichtiger am Weg zur letzten EURO.
