news

Rangnicks Nachricht auf Baumgartners Handy bei der Hinfahrt

Die Brille des Teamchefs machte einen Abflug, weil der Torschütze unbedingt mit ihm jubeln wollte. Das hat eine Vorgeschichte:

Rangnicks Nachricht auf Baumgartners Handy bei der Hinfahrt Foto: © getty

Und plötzlich war die Brille unten. Der Jubel nach dem 2:1 von Christoph Baumgartner war dann doch ein wenig zu überschwänglich.

Dem Torschützen waren auf seinem Weg zu Ralf Rangnick viele Kollegen gefolgt, die Sehhilfe des Teamchefs machte einen Abflug.

"Ich glaube, die Brille ist noch okay. Wenn nicht, habe ich zwei Ersatzbrillen dabei", sagt Rangnick nach dem 3:1-Sieg Österreichs gegen Polen. Der Mann ist eben in allen Lebenslagen auf alle Eventualitäten vorbereitet.

Doch warum ist Baumgartner nach seinem Treffer ohne zu überlegen übers halbe Feld direkt zu seinem Trainer gesprintet, um ihm in die Arme zu fallen?

"Es ist auf mir, am Trainer, auf der ganzen Mannschaft Druck gelastet. Mich ist es dann überkommen, ich wollte etwas zurückgeben, wollte zeigen, dass ich extrem dankbar bin", sagt der Offensivspieler.

Die Vorgeschichte

Diese Sache hat natürlich eine Vorgeschichte. Da wäre einerseits die schon weit zurückliegende – schon im Herbst, als der Niederösterreicher nach seinem Wechsel zu RB Leipzig eine schwierige Phase erlebte, oft nur auf der Bank saß, schenkte ihm Rangnick stets das Vertrauen.

Der 24-Jährige zahlte es konsequent ein ums andere Mal zurück. Vor allem in den fünf Vorbereitungsspielen auf die EURO 2024, als er in jedem Spiel einen Treffer erzielte. Der Rekord von Hans Krankl, der ebenfalls in fünf Länderspielen en suite getroffen hatte, war eingestellt.

Alleiniger Rekordhalter sollte Baumgartner aber nicht werden, beim 0:1 gegen Frankreich ließ er aus, eine Riesenchance in der ersten Hälfte.

"Man schießt fünf Spiele in Folge ein Tor, dann schießt man in dem Spiel, in dem es zählt, keines, hat aber eine Riesenchance. Da hinterfrage ich mich auch. Aber das ist der Fußball, es funktioniert nicht immer alles so, wie man sich das vorstellt", sagt er.

Die Nachricht aufs Handy

Rangnick wird mit seiner Routine gemerkt haben, dass der "Baumi" eventuell ein wenig zerknirscht war. Also entschied er sich bei der kurzen Busfahrt von der Unterkunft zum Stadion zu seinem Handy zu greifen.

Er erzählt: "Ich habe ihm auf der Herfahrt noch ein Emoji geschickt. Das mache ich ab und zu auch bei anderen Spielern. Es gibt ein Emoji im Leipzig-Trikot, eine Jubelszene, das habe ich ihm geschickt."

Dass es sich dabei eher um ein GIF als ein Emoji gehandelt haben dürfte, sind technische Spitzfindigkeiten, auf die man als bald 66-Jähriger keinen Wert mehr legen muss.

Rangnick "rettete" seine Brille
Foto: © getty

Rangnicks Fazit der Aktion: "Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee war, wenn ich mir die erste Halbzeit von ihm anschaue."

Tatsächlich erwischte der Deutschland-Legionär nicht gerade seinen besten Tag, oder wie er es selbst ausdrückt: "Die erste Hälfte war nicht, wie ich mir das vorgestellt habe."

Ein Vier-Augen-Gespräch zur Pause

Also nahm sich Rangnick seinen Schützling in der Pause in einem Vier-Augen-Gespräch zur Brust und sprach ihm Mut zu.

Rangnick berichtet: "Ich habe ihm gesagt: 'Pass auf, Baumi. Du bist für uns so ein wichtiger Spieler, wir brauchen dich mindestens in Normalform.'"

Der Trainer habe ihm "klargemacht, dass er mir vertraut, dass er weiß, dass ich in solchen Spielen den Unterschied machen kann", so Baumgartner.

"Das hat mir sehr viel Kraft gegeben. Da stehen nicht nur Freunde, Familie, eine Nation, sondern auch der Trainer hinter mir", sagt er.

Auf der gewohnten und geliebten Position im Zentrum – zunächst spielte er zumeist auf der rechten Zehner-Position – kam Baumgartner dann besser zur Geltung, traf dann eben auch.

Und das ist allemal mehr wert als eine Brille.

Die Einzelkritik zum EURO-Match Österreich gegen Polen


Kommentare