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Raphael Holzhauser: Freigeist statt Stehfußballer

Freigeist nach unfairer Kritik. Glauben an sich selbst hat er nie verloren.

12 Liga-Spiele, 9 Tore, 8 Assists.

Raphael Holzhauser surft mit seinem belgischen Arbeitgeber Beerschot derzeit auf der Erfolgswelle, die ihn bereits im Oktober erstmals ins ÖFB-Nationalteam gebracht hat.

Es gilt als wahrscheinlich, dass der 27-Jährige beim Test in Luxemburg (20:30 Uhr im LIVE-Ticker) in der Startelf stehen und somit sein zweites Länderspiel bestreiten wird.

Von 2015 bis 2018 erlebte Holzhauser bei Austria Wien Licht und Schatten und wusste dabei durchaus zu polarisieren. Damals wurde er von seinen Kritikern immer wieder auch als "Stehfußballer" tituliert.

Eine unfaire Kritik?

"So etwas habe ich immer ganz gut aufarbeiten und gut einschätzen können", versichert der Blondschopf, "ich habe mir Tipps von Leuten geholt, von denen ich geglaubt habe, dass sie mir helfen können."

Andere Position als bei der Austria

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Zudem würde er inzwischen anders eingesetzt werden: "Ich spiele jetzt ein bisschen eine andere Position. Bei der Austria war es eher im defensiven Mittelfeld auf der Sechs, jetzt eher als Freigeist in der Offensive."

Nach seinem Abschied aus Wien-Favoriten erlebte Holzhauser ein schwieriges Jahr bei Grasshopers Zürich, nach dem ihm nur noch der Gang in die zweite belgische Liga zu Beerschot blieb.

Der Glaube an sich selbst

Einen Aufstieg später schaut die Berufs-Welt des Niederösterreichers gleich wieder viel freundlicher aus. Warum jedoch die persönliche Leistungssteigerung derart intensiv ausfiel, ist auch für ihn selbst schwer zu erklären.

"Ich habe immer an mich geglaubt, auch in jenen Phasen, in denen es vielleicht nicht so gut gelaufen ist."

Raphael Holzhauser

Am ehesten kommt der Faktor Selbstvertrauen, an dem es ihm nie gemangelt hat, ins Spiel.

"Ich habe immer an mich geglaubt, auch in jenen Phasen, in denen es vielleicht nicht so gut gelaufen ist, wie etwa vor zwei Jahren in Zürich. Ich kenne meine Qualitäten und weiß, dass ich einen guten Abschluss habe. Ich habe in den letzten Jahren viel an mir gearbeitet. Jetzt gerade wird das eben belohnt", verdeutlicht Holzhauser.

"Null Gedanken" an einen Transfer

Der Gedanke, diesen Erfolglauf auf dem Transfermarkt mit einem Wechsel zu einem namhafteren Arbeitgeber zu vergolden, wäre in der Fußball-Branche ein naheliegender.

Holzhauser versichert jedoch, dass ihm dies noch nicht in den Sinn gekommen sei: "Da gibt es null Gedanken."

Warum ist leicht erklärt: "Ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass im Fußball alles sehr schnell geht - in die eine wie in die andere Richtung. Ich bin in den letzten Monaten am besten damit gefahren, von Woche zu Woche und von Spiel zu Spiel zu schauen."

Abenteuerliches Torverhältnis

Der Blick von Spiel zu Spiel lässt den Puls aller Fans seines in Antwerpen ansässigen Vereins durchaus in die Höhe schnellen. Denn derzeit ist Woche für Woche reichlich Spektakel geboten.

Die Ergebnisse der bisherigen Saison aus Beerschot-Sicht: 5:5, 4:2, 2:3, 6:3, 1:5, 3:2, 1:3, 5:2, 0:3, 1:0, 3:1, 2:1. Das etwas abenteuerliche Torverhältnis nach zwölf Runden: 33:30. Der Rückstand auf die Tabellenführung beträgt einen Punkt.

"Stimmt, langweilig wird es bei unseren Spielen nicht", grinst Holzhauser, "es wird immer etwas geboten. Wir sind zurzeit offensiv einfach extrem stark, alle Spieler in der Offensivabteilung strotzen vor Selbstvertrauen."

Ein Umstand, den Holzhauser mit seiner bisherigen Ausbeute zusätzlich unterstützt. In der Rückwärtsbewegung würde es jedoch weniger gut klappen: "Hinten bekommen wir eindeutig zu viele Gegentore, das ist uns allen bewusst."

Das Leben in der Bubble

Während es auf dem Platz hervorragend läuft, ist das Leben abseits davon stark eingeschränkt, schließlich ist die Corona-Entwicklung in Belgien durchaus besorgniserregend.

"So ein richtiges Leben findet eigentlich gar nicht mehr statt", berichtet Holzhauser, "wir als Mannschaft sind in unserer Bubble, treffen uns in der Früh, frühstücken gemeinsam, trainieren, dann gehts zum Mittagessen. Lokale und Geschäfte sind schon seit Wochen zu. Das ist natürlich keine einfache Situation, aber das Wichtigste ist, dass wir gesund bleiben."

Von einer Bubble ging es nun in die andere. Die Corona-Situation hat auch die personelle Lage im ÖFB-Team ein wenig unübersichtlich gemacht. In Luxemburg soll davon jedoch nichts zu merken sein.

Holzhauser verspricht jedenfalls, dass man den Underdog sehr ernst nehmen wird: "Heutzutage darf man im Fußball keinen Gegner mehr unterschätzen, es gibt immer wieder Überraschungen. Deshalb werden wir voll konzentriert ins Spiel gehen."

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