"Mein Handy ist komplett überfüllt", lacht Romano Schmid. Der 24-Jährige kann sich der Gratulanten kaum erwehren.
Der Steirer jubelte am Dienstagabend über sein erstes Länderspiel-Tor. Er hatte sich keinen ganz so schlechten Zeitpunkt dafür ausgesucht. Es war das 2:1 beim 3:2-Sieg gegen die Niederlande im letzten Gruppenspiel der EURO 2024.
Und dann auch noch mit dem Kopf! Für einen Spieler, der keine 1,70 Meter groß ist, nichts Alltägliches.
Bei Füllkrug abgeschaut
"Der Ball kommt auf den Kopf und ich denke mir: 'Nicht schon wieder! Kann ja nicht sein, dass der auf den Kopf kommt!' Aber ich habe ihn dann super getroffen. Es war mein zweites Kopfballtor", sagt der Offensivspieler.
Tatsächlich hat er im Februar in der deutschen Bundesliga für Werder gegen Heidenheim schon mit dem Kopf getroffen. Seine nicht ganz ernst gemeinte Erkenntnis: "Vielleicht sollte ich bei Eckbällen auch in die Box gehen."
Bremer Journalisten erzählt er dann noch lachend: "Ich habe jeden Tag von Niclas Füllkrug Kopfbälle gesehen, wo ich nicht verstanden habe, wie die ins Tor gehen. Anscheinend habe ich mir ein bisschen etwas abgeschaut."
Jahrelang haben die beiden gemeinsam in Bremen gespielt, ehe "Lücke" dann im Sommer zu Borussia Dortmund gewechselt ist. Der Mann hat bei der laufenden EURO übrigens schon zweimal angeschrieben, einmal davon freilich per Kopf.
Lob von Rangnick
Schmid jedenfalls stand zum ersten Mal bei dieser EM in der Startelf und freut sich, dass er seine Qualitäten diesmal unter Beweis stellen konnte: "Ich denke, es war ein richtig gutes Spiel von mir. Ich glaube, ich habe meine Chance genützt. Ich habe gezeigt, dass man mit mir rechnen kann. Wenn man mich braucht, bin ich da."
Lob gibt es auch von Teamchef Ralf Rangnick: "Was Romano für eine Entwicklung gemacht hat im letzten Jahr, ist unglaublich. Es freut mich sehr für ihn, dass er sich für die Top-Leistung mit einem Kopfballtor belohnt hat."
"Ich vermisse meine Familie extrem"
Dass der Treffer dann mit einem Daumen im Mund und der "Wiege" bejubelt wurde, war naheliegend. Dreieinhalb Wochen ist es her, dass Sohn Emilio mitten in der EM-Vorbereitung zur Welt kam. Sein Bruder Liam ist bereits drei Jahre alt.
"Ich vermisse meine Familie extrem. Mein großer Sohn vermisst mich extrem, meine Frau würde Unterstützung brauchen. Als Papa bin ich traurig, dass ich meinen Sohn in der Anfangsphase nicht richtig kennenlernen kann. Aber das werde ich nachholen. Sie geben mir die nötige Kraft, das abzurufen", sagt er.
Ein wenig Zeit wird die Familie noch ohne Romano Schmid verbringen müssen. Denn jetzt wartet das Achtelfinale.
Der Werder-Legionär kann es kaum erwarten: "Jetzt fängt es erst richtig an. Das sind die coolsten Spiele im Fußball, cooler geht es nicht."