Ralf Rangnick ließ es sich am Montag der Vorwoche natürlich nicht nehmen, Samson Baidoo höchstpersönlich über die erstmalige Einberufung in Österreichs A-Nationalmannschaft zu informieren.
"Er wollte, dass ich es von ihm erfahre und nicht aus den Medien", erzählt der 19-Jährige, "als ich es gehört habe, war ich sprachlos und überglücklich. Davon träumt jedes Kind, für sein Land spielen zu dürfen."
Nun sei er froh, bei diesem Lehrgang "schnuppern zu dürfen".
Wer weiß, ob es beim Schnuppern bleibt. Die Personalsituation im ÖFB-Team ist bekanntlich sehr angespannt.
Baidoo trauert Alaba nach
Mit David Alaba fällt etwa ein hochrangiger Innenverteidiger aus. "Das ist sehr schade, auf ihn hätte ich mich auf jeden Fall gefreut. Aber letztendlich sind auch ohne David Top-Verteidiger und Top-Spieler hier, von denen ich lernen kann."
Genau um diese Balance wird es auch für Baidoo gehen. Gerade für junge Spieler ist das Nationalteam kein schlechter Ort, um von den Besten des Landes dazuzulernen.
Gleichzeitig gilt es, sich selbst aufzudrängen.
Und daran, dass der Salzburg-Kicker das will, lässt er keinen Zweifel: "Ich bin das erste Mal hier und es ist große Konkurrenz mit hoher Qualität vor mir. Aber ich werde zeigen, was ich kann und von den anderen Spielern auch vieles lernen."
Rechtsverteidiger? "Ich wäre auch eine Alternative"
Rangnick hat am Rande der Kaderbekanntgabe auch laut darüber nachgedacht, dass Baidoo eine Option auf der rechten Abwehrseite sein könnte - wenngleich nicht zwingend von Anfang an.
Da Stefan Posch fix ausfällt, wird der Teamchef auf dieser Position improvisieren müssen.
"Ja, das habe ich auch gelesen", setzt Baidoo ein breites Grinsen auf und berichtet:
"Ich habe das früher einmal gespielt, als wir mit der U18 von Red Bull bei einem Turnier in Brasilien waren. Da habe ich eigentlich das komplette Turnier Rechtsverteidiger gespielt. In der U21 war ich bei Herrn Gregoritsch auch einmal Linksverteidiger. Es ist jetzt nicht unbedingt meine Position, aber wenn ich spiele, mache ich es gerne. Ich denke, ich wäre auch eine Alternative."
Der Ratschlag der Red-Bull-Scouts an den Stürmer Baidoo
In noch jungen Karriere-Jahren muss man ohnehin jede Chance, die sich bietet, nutzen.
Zumal Baidoo schon einmal von einem - natürlich wesentlich gravierenderen - Positionswechsel profitiert hat.
"Ich wurde von Red Bull gescoutet, und sie haben gemeint, bei meiner Statur und meiner Größe wäre es besser, wenn ich nach hinten gehe. Das habe ich akzeptiert und die letzten Spiele beim GAK schon als IV gespielt."
"Beim GAK war ich bis zur U14 noch Stürmer", erinnert sich der gebürtige Grazer. 2018 ging es im Alter von 14 mit noch wenig Erfahrung im Abwehrzentrum nach Salzburg:
"Ich wurde von Red Bull gescoutet, und sie haben gemeint, bei meiner Statur und meiner Größe wäre es besser, wenn ich nach hinten gehe. Das habe ich akzeptiert und die letzten Spiele beim GAK schon als IV gespielt."
Fiel der Abschied aus dem Angriff schwer?
Tore zu erzielen macht Spaß. Wie schwer der Abschied aus dem Angriff gefallen sei?
"Natürlich schießt man gerne Tore, aber ich habe auch selber gemerkt, dass es mir hinten sehr gut gefällt und ich es gut mache. Also war es nicht so schwer."
Ganz aufs Toreschießen verzichten muss Baidoo bei den "Bullen" ohnehin nicht. In seinen bisherigen sieben Bundesliga-Einsätzen in dieser Saison erzielte er zwei Treffer.
Auch dies gehört zu seinem kometenhaften Aufstieg in den vergangenen Wochen und Monaten, der im Prinzip in der dritten Runde begonnen hat.
Das Schlüsselerlebnis
"Als sich Oumar Solet gegen Austria Wien verletzt hat und ich reingekommen bin, habe ich gecheckt, wie schnell es gehen kann. Davor habe ich nicht gedacht, dass ich so schnell meinen Weg gehen kann", gibt der Shootingstar zu.
Dass er in dieser Partie reingekommen sei und der Mannschaft habe helfen können, sei eines der Schlüsselerlebnisse für ihn gewesen:
"Ich habe gemerkt, dass ich das kann und das Vertrauen des Trainers bekomme. In den nächsten Spielen habe ich meine Tore gemacht und weiter Selbstvertrauen getankt."
Der gestiegene Anspruch
Dass sich die Ansprüche des Steirers seit Saisonbeginn verändert haben, liegt nicht nur auf der Hand, daraus macht er auch kein Geheimnis:
"Die haben sich auf jeden Fall verändert. Ich habe jetzt auf jeden Fall andere und auch hohe Ansprüche."
"Der GAK macht es diese Saison sehr gut. Ich würde mich freuen, wenn sie aufsteigen. Das wäre schon ein geiles Duell!"
Der Teenager wurde auch in der Champions League ins kalte Wasser geworfen und hat geliefert. Gleichzeitig weiß er, dass er natürlich noch an Reife gewinnen muss:
"Mir fehlt auf jeden Fall noch die Erfahrung. In gewissen Situationen merke ich, dass es meine Abwehr-Partner anders machen und ich es auch so machen könnte."
GAK-Aufstieg? "Wäre geiles Duell"
Eine Erfahrung, die man nicht so schnell vergisst, wäre es wohl auch, beim Lösen des EM-Tickets dabei zu sein - im Idealfall schon im Gruppen-Gipfel gegen Belgien.
"Ich bin überglücklich, bei so einem Spiel und bei so einem Lehrgang dabei zu sein. Was auch immer geschieht, ich bin bereit", verspricht Baidoo.
Sollte seinem Jugendverein der Aufstieg in die Bundesliga gelingen, stehen die Chancen zumindest nicht schlecht, dass er als Nationalspieler auf den GAK trifft:
"Der GAK macht es diese Saison sehr gut. Ich würde mich freuen, wenn sie aufsteigen. Das wäre schon ein geiles Duell!"