Strahlende Gesichter haben nach einem 4:0 keinen Seltenheitswert. Doch der Grinser von Alexander Schlager nach dem Heimsieg gegen Kasachstan (Spielbericht>>>) war dann doch noch einmal eine Spur breiter.
Der 28-Jährige feierte nach etwas mehr als einem halben Jahr sein Comeback im ÖFB-Team. Und das weiß er ob des Umstands, bei RB Salzburg aktuell nur die Nummer zwei zu sein, besonders zu schätzen.
"Es war wunderschön, ich habe es sehr genossen, es hat sehr viel Spaß gemacht", sagt der Goalie nach seinem 16. Länderspiel.
Rangnicks Begründung
Es war ein deutliches Zeichen von Teamchef Ralf Rangnick, der das gar nicht so dramatisch sieht. Nach dem Spiel in Linz sagt der Deutsche: "So lange war die Pause jetzt nicht. Wenn er sich nicht verletzt hätte, wäre er bei der EURO sehr wahrscheinlich im Tor gestanden. Er war zu dem Zeitpunkt unsere klare Nummer eins. Jetzt ist er wieder fit und hat auch im Training gezeigt, dass er am Weg zu alter Form ist. Was ihm fehlt, ist Spielpraxis im Verein. Das kann sich aber auch irgendwann wieder ändern."
"Außerdem hat er fünf oder sechs Jahre hier beim LASK gespielt. Deswegen war es für mich die richtige und logische Entscheidung, ihn heute spielen zu lassen", so Rangnick.
"Ich bin sehr, sehr dankbar"
Dass sein Einsatz tatsächlich schon ein wenig Außergewöhnlicher war, als es diese Aussagen des Trainers vermuten lassen, zeigt Schlagers Reaktion.
Der Keeper erklärt: "Ich weiß das voll zu schätzen, das ist nicht selbstverständlich und wäre eigentlich nicht notwendig gewesen. Das ist eine unglaublich menschliche Geste. Mich freut es sehr. Ich weiß, dass sehr viel Vertrauen in meine Richtung kommt. Ich möchte jedes Mal versuchen, das zurückzuzahlen. Ich bin sehr, sehr dankbar."
Mit der Ankunft von Janis Blaswich wurde Schlager in Salzburg zum Ersatzgoalie degradiert. Eine Entscheidung, die der RBS-Neuzugang durch seine Leistungen bislang nicht wirklich rechtfertigen konnte.
Noten: Vier Einser für die ÖFB-Kicker
Rangnick meint: "0:12 Tore in drei Spielen wäre auch mit vier oder fünf Österreichern und Alex Schlager im Tor nicht höher ausgefallen - vielleicht sogar weniger hoch."
Schlager sagt das, was man als aktueller Ersatzspieler eben sagen muss: "Ich gebe Gas, versuche bodenständig zu bleiben. Mal schauen, wie die Situation ist, wenn ich zurückkomme. Wenn sagen würde, ich will nicht spielen, wäre das das falsche Zeichen. Natürlich möchte ich wieder im Tor stehen. Ich weiß aber auch, dass ich mich über das Training und die Art und Weise, wie ich auftrete, präsentieren muss. Das ist die einzige Möglichkeit, die ich momentan habe."
Fan-Reaktionen? Zwiespältige Gefühle
Dass Blaswich inzwischen zur Zielscheibe der Salzburg-Fans geworden ist, dass bei einem Fehlgriff des Deutschen unlängst erst Schlagers Name skandiert wurde, löst im Salzburger zwiespältige Gefühle aus.
"Auf der einen Seite ist es ein schönes Gefühl, wenn ich mir in dem einen Jahr ein gewisses Standing erarbeiten konnte, nichtsdestotrotz war die Art und Weise, wie es passiert ist, nicht optimal", meint er.
Sein Einsatz gegen die Kasachen, die ihn nur ein einziges Mal prüfen konnten, bedeutet keineswegs eine erneute Wachablöse im ÖFB-Tor.
Auf die Frage, ob er auch gegen Norwegen im Tor stehe, antwortet Schlager: "Ich will dem Teamchef nichts vorwegnehmen, aber ich gehe davon aus, dass Patrick Pentz spielen wird."
Um den Stammplatz im A-Team zurückzuerlangen, muss sich Schlagers Situation beim Klub ändern, das ist ihm bewusst: "Ich weiß, dass es fürs Nationalteam notwendig ist, regelmäßig beim Verein zu spielen."