Das Jahr hat für Österreichs Nationalteam mit Stimmungsdämpfern begonnen.
Das 0:2 am Sonntag in Serbien kostete den ÖFB die Rückkehr in die höchste Spielklasse der Nations League. Das übergeordnete Ziel einer erfolgreichen WM-Qualifikation sieht ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel aber nicht gefährdet.
Mit der APA sprach der 57-jährige Wiener am Montag beim Rückflug aus Belgrad über die Zukunftsaussichten, destruktive Gegner und sein Verhältnis zu Teamchef Ralf Rangnick.
APA: Welche Bedeutung hätte der Nations-League-Aufstieg für den Verband gehabt?
Schöttel: Es war natürlich unser Ziel, dass wir nächstes Jahr im Herbst in der Liga A spielen. Es ist enttäuschend, dass wir es nicht geschafft haben. Es ärgert uns auch. Es wird allerdings erst in eineinhalb Jahren schlagend. Wobei auch da sehr schöne Paarungen möglich sind - etwa mit der Schweiz oder Schweden. Nichtsdestotrotz wollten wir in die Liga A, weil wir uns dort auch sehen. Das haben wir nicht geschafft.
APA: Wie groß ist der sportliche Schaden?
Schöttel: Jetzt gilt es einmal die WM-Qualifikation zu schaffen. Wir haben uns die beiden Spiele gegen Serbien anders vorgestellt, aber jetzt kommen die acht wichtigen Spiele auf dem Weg zur WM. Die gilt es bestmöglich zu bestreiten, damit wir uns auf direktem Weg für die WM qualifizieren.
APA: Inwieweit haben Sie das Gefühl, dass die beiden Spiele ein wenig hergeschenkt waren?
Schöttel: Hergeschenkt haben wir gar nichts, wir haben alles unternommen. Aus meiner Sicht haben wir in drei von vier Halbzeiten sehr aktiv und gut Fußball gespielt, haben uns aber für den Aufwand nicht belohnt. Die Serben haben aus ihren wenigen Chancen sehr viel gemacht. Für mich war überraschend, wie defensiv und destruktiv Serbien gespielt hat, weil die eigentlich richtig gute Fußballer haben. Sie waren einfach effizient und wir waren es nicht.
APA: Ein destruktives Konzept dürfte gegen das aktuelle ÖFB-Team sehr gut funktionieren. Inwiefern ist das etwas, wo man sich bis zur WM-Quali etwas überlegen muss?
Schöttel: Gegen gut organisierte, zum Teil destruktiv spielende Gegner tut sich jeder schwer. Da sind wir ja nicht allein. Fakt ist, dass uns die Gegner in den letzten Monaten sehr genau studiert haben. Sie haben auch bemerkt, wie die Mannschaft Fußball spielt, mit wie viel Energie, mit wie viel Leidenschaft - und dass dadurch auch die Zuschauer mitgenommen werden. Es hätte uns sicher gutgetan, wenn wir aufgestiegen wären und den Schwung in die ersten Spiele im Juni mitgenommen hätten. Wir werden uns trotzdem gut aufstellen und es dann besser machen.
(Text wird unterhalb des Videos fortgesetzt)
APA: Was stimmt Sie zuversichtlich? Ausfälle, von denen viel gesprochen wurde, wird es möglicherweise auch im Sommer geben.
Schöttel: Wir haben in den letzten Monaten immer viele Ausfälle gehabt. Das haben wir eigentlich nie thematisiert. Jetzt wurde es thematisiert, weil es wirklich viele sind. Wenn ich als Beispiel in unserer Offensivabteilung nehme, an wie vielen Toren Baumgartner und Sabitzer beteiligt waren, dann sind das für uns extrem wichtige Spieler. Das heißt nicht, dass die anderen nicht gut sind, aber im Gesamtgefüge tut dir jeder Ausfall weh. Dann gab es manche Spieler, die noch kaum im Spielrhythmus waren und nicht für beide Partien infrage gekommen sind. Da sind für den Teamchef sehr viele Themen zusammengekommen. Aus meiner Sicht haben wir den Aufstieg in Wien vergeben, weil da ein klarer Sieg möglich gewesen wäre. Dann hätte Serbien in Belgrad auch anders spielen müssen.
APA: Muss man als Folge im Hinblick auf die WM-Qualifikation noch andere Überlegungen anstellen?
Schöttel: Natürlich wird sich das Trainerteam das ganz genau anschauen, aber wir sind nicht Frankreich oder Deutschland, dass wir so viele Schlüsselspieler in so einem engen Match vorgeben können. Wir hätten trotzdem aufsteigen können. Ich habe es schon sehr spannend gefunden, wie defensiv es Serbien mit so guten individuellen Spielern angelegt hat. Aber sie sind auch belohnt worden, also haben sie alles richtig gemacht.
Dass die WM-Qualifikation kein Selbstläufer ist, ist auch klar. Die Gegner können alle Fußball spielen. Wir haben uns Rumänien gegen Bosnien angeschaut. Das wird schwierig, das wissen wir schon. Aber trotzdem sind wir selbstbewusst genug, dass wir das auf direktem Weg schaffen.
APA: Es scheint ein Konzept zu sein, das gegen die österreichische Mannschaft funktionieren dürfte.
Schöttel: Die beiden Heimspiele gegen Slowenien und Serbien (beide 1:1/Anm.) waren sehr ähnlich - so, dass wir eigentlich alle gesagt haben: ungerecht. Man kann nicht alles erklären im Fußball. Es wird aber wieder funktionieren. Wir sind als Gruppe sehr geschlossen. Wir sind davon überzeugt, dass wir uns auf direktem Weg für die WM qualifizieren. Ich bin schon optimistisch, dass das gut gehen wird.
APA: Braucht es dennoch auch andere Ideen, muss man vielseitiger werden?
Schöttel: Die Gegner analysieren uns genau, wir analysieren die Gegner genau. Wir wissen, was möglich ist. Wir haben es jetzt einfach nicht geschafft aus unterschiedlichsten Gründen, weil wir im entscheidenden Moment das Tor nicht gemacht haben und einfach Fehler gemacht haben. Aber wir lassen uns jetzt nicht von unserem Weg abbringen.
APA: Das Ziel Qualifikation sehen Sie also nicht in irgendeiner Form gefährdet?
Schöttel: Dass die WM-Qualifikation kein Selbstläufer ist, ist auch klar. Die Gegner können alle Fußball spielen. Wir haben uns Rumänien gegen Bosnien angeschaut. Das wird schwierig, das wissen wir schon. Aber trotzdem sind wir selbstbewusst genug, dass wir das auf direktem Weg schaffen.
APA: Das Verhältnis zwischen Ihnen und dem Teamchef ist zuletzt medial thematisiert worden. Wie harmonisch ist es?
Schöttel: Es ist gut. Wir haben ein gutes Verhältnis, es passt für uns beide.